Drama "Night Moves" - Öko-Thriller mit philosophischem Anspruch

US-Regisseurin Kelly Reichardt geht der Frage nach, wie weit Umwelt-Aktivisten gehen dürfen, bevor sie Terroristen werden.

"Night Moves" - Öko-Thriller mit philosophischem Anspruch
Foto: dpa, mjh sab

Die US-amerikanische Autorin und Regisseurin Kelly Reichardt hat sich nie um Genregrenzen geschert. Ihr Western "Meek's Cutoff" stellte die Erzählmuster der Cowboy-Epen auf den Kopf. Auch ihr Öko-Thriller "Night Moves" bedient die Erwartungen des Publikums nicht. Es geht um ein Verbrechen, dessen Aufklärung nur am Rande interessiert.

Kelly Reichardt will offenkundig dazu anregen, über die Frage nachzudenken, wie weit man zur Rettung der Erde gehen darf. Dazu schickt sie drei Umwelt-Aktivisten in den Kampf: Josh (Jesse Eisenberg), Dena (Dakota Fanning) und Harmon (Peter Sarsgaard). Sie wollen einen Staudamm sprengen. Alles ist geplant. Dann passiert ein schreckliches Unglück mit tödlichen Folgen.

In extrem langsamem Tempo erzählt Kelly Reichardt nicht, wie das zu Öko-Terroristen mutierte Trio versucht, sich zu retten oder der Gerechtigkeit zu stellen. Sie interessiert sich auch nicht für die Ermittlungen von Gesetzeshütern. Reichardt zeigt, welche psychologische Belastung das Geschehen für jeden der Beteiligten mit sich bringt. Daraus erwächst enorme Spannung.

Wenn die Nerven der Protagonisten am Rand des Wahns vibrieren, werden die Zuschauer provoziert, sich gedanklich in das Geschehen einzumischen. Dabei macht es ihnen die Drehbuchmitautorin und Regisseurin nicht leicht. Sie verweigert Urteile.

Schauspielerisch hat es Jesse Eisenberg ("The Social Network") am einfachsten. Sein Charakter ist am besten ausgearbeitet. Er hat die wenigsten Dialoge. Eisenberg gelingt es, durch Mimik und Gestik das Innere des widersprüchlichen Charakters nach außen zu kehren. Dakota Fannings und Peter Sarsgaards Figuren wirken eindimensional.

Wie in all ihren bisherigen Filmen will Kelly Reichardt in diesem Fall Aspekte der gegenwärtigen US-amerikanischen Gesellschaft kritisch beleuchten. Der Öko-Thriller wird zum Gesellschaftskrimi. Reichardt setzt auf eine philosophische Auseinandersetzung mit den Möglichkeiten und Grenzen, für sich und für die Gesellschaft das zu verwirklichen, was unter "American Way of Life" längst alle Ideale der Freiheit dem Bestreben nach totaler Profitmaximierung geopfert hat.

Wertung: 4/5

(RP)
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