Kriegsfilm "Tödliches Kommando" von Kathryn Bigelow Minen räumen im Irak

(RP). Während seinen Kameraden der Schweiß auf der Stirn steht und auch der Zuschauer mitfiebert, nähert sich Sergeant Thompson (Guy Pearce) ganz langsam und vorsichtig einer versteckten Mine. Jeder Schritt, den er macht, könnte sein letzter sein. Dann passiert es, die Mine explodiert, der Leiter des amerikanischen Bombenräumkommandos im Irak kommt bei der Detonation ums Leben. Dieses Szenario hat Drehbuchautor Mark Boal nicht erfunden.

Kriegsfilm "Tödliches Kommando" von Kathryn Bigelow: Minen räumen im Irak
Foto: Concorde

Der renommierte Reporter, auf dessen Artikeln schon das vielfach gelobte Kriegsdrama "Im Tal von Elah" beruhte, war tatsächlich mit einem amerikanischen Entschärfungsteam im Irak unterwegs, und auf seinen Erfahrungen basiert der neue, beeindruckende Film von Kathryn Bigelow. Die bislang vor allem als wenig zimperliche Action-Regisseurin bekannte Filmemacherin ("Blue Steel", "Gefährliche Brandung") widersetzt sich hier den Erzähl-Konventionen des klassischen Hollywoodkinos, verzichtet auf eine herkömmliche Dramaturgie.

"Tödliches Kommando" ist vielmehr eine episodische Folge von Einsätzen der Spezialeinheit, die mit Sergeant James (Jeremy Renner) einen neuen, besonders draufgängerischen Vorgesetzen zugeteilt bekommt, dessen Leichtsinn für Spannungen zwischen den Männern sorgt. Denn der Tod ist ein ständiger Begleiter, wenn die Soldaten in Autos, unter Geröll oder Müll versteckte Sprengkörper finden und mit ferngesteuerten Robotern oder nur mit Zangen ausgerüstet versuchen, die hochexplosiven Ladungen zu entschärfen.

Diese Sequenzen, die sich in beklemmender Regelmäßigkeit wiederholen, hat die Regisseurin mit Handkamera in Szene gesetzt, und das so überzeugend, das man zuweilen glaubt, den Angstschweiß der Figuren zu riechen. Statt einmal mehr die politischen Hintergründe des Kriegs aufzuarbeiten, wie es die bisherigen amerikanischen Irakdramen vorwiegend taten, konzentriert sich Kathryn Bigelow auf den Stress und die Verunsicherung der Soldaten, auf die Anspannung in der Gefahrensituation, wenn auf der Suche nach dem Zünder die Zeit vergeht und überall Heckenschützen lauern könnten.

Ganz ohne Klischees kommt aber auch Bigelow nicht aus, sie zeigt auch die wartende Ehefrau allein mit dem Nachwuchs zuhause oder den heimgekehrten Soldaten, der sich in einem Supermarkt verloren fühlt. Aber das kann man verkraften in einem Film, der fast konsequent die Motive des gängigen Kriegsfilms ausklammert, einen Blick auf einen Ausschnitt des Irakkonflikts wirft und jenseits von Hurra-Patriotismus wie die hautnahe Dokumentation eines Frontberichterstatters wirkt.

Bewertung: 4 von 5 Sternen

(RP)
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