"Rogue One: A Star Wars Story" Der Anfang ist lahm — aber dann...

Düsseldorf · Mit Rogue One möchte Disney eine Star-Wars-Geschichte jenseits der großen Trilogie erzählen. Und der Versuch ist beeindruckend gut gelungen. Der Film ist aber nicht ganz so grandios wie erhofft.

"Rogue One: A Star Wars Story": Bilder vom Trailer
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Szenenbilder aus "Rogue One: A Star Wars Story"

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Foto: Screenshot: Youtube (Star Wars)

Die bekannte Star-Wars-Titelmusik wurde durch ein neues Thema ersetzt. Und auch die traditionelle Laufschrift, die bislang zu Beginn eines jeden Krieg-der-Sterne-Filmes über die Leinwand zieht, ist weggefallen. "Rogue One" macht sofort klar, dass er ein etwas anderer Film der Reihe wird. Tatsächlich hat er nichts mit der neuen Trilogie zu tun, die vergangenes Jahr mit "Das Erwachen der Macht" beeindruckend gestartet ist. Vielmehr spielt der Film Jahrzehnte davor und sogar noch vor dem allerersten Star-Wars-Film Episode IV — "A New Hope" aus dem Jahr 1977, an den er aber fast nahtlos anknüpfen soll.

Und das gelingt Regisseur Gareth Edwards auf beeindruckende Weise, obwohl der Film fast 40 Jahre später entstanden ist. Nur leider ist Edwards nicht in allem so geschickt gewesen. Gerade zu Beginn stolpert "Rogue One"vor sich hin: Nachdem Jyn Erso (Felicity Jones) und ihr Vater Galen (Mads Mikkelsen) eingeführt worden sind, wird die Familie bereits wieder auseinandergerissen. Man kann erahnen, warum — aber so ganz klar wird es dann doch nicht. Schnell wird noch die Figur Saw Gerrera (Forest Whitaker) ins Spiel gebracht, aber das Beziehungsgeflecht wird nicht sonderlich ausgearbeitet. Dann springt der Film zwischen Planeten und Personen, die man zunächst nicht einordnen kann, um die eigentliche Story in Gang zu bringen. Weil aber zu Beginn viele Szenen gezeigt werden, die man aus den Trailern bereits kennt, wirkt das etwas langatmig. Und gerade die an sich beeindruckende Figur des Saw Gerrera ist zudem für den Film reichlich überflüssig und ihr Auftritt wirkt erzwungen. Die ersten 20 bis 30 Minuten haben darum etwas von einer Geduldsprobe.

Darth Vader hat einen beeindrucken Auftritt

Die erste 20 bis 30 Minuten sind eine Geduldsprobe Nachdem sich dann aber Jyn Erso, Cassian Andor (Diego Luna), Chirrut Imwe (Donnie Yen), Baze Malbus (Wen Jiang), Bodhi Rook (Riz Ahmed) und der überaus eigensinnige, schnippische Droide K2SO (Alan Tudyk) gefunden haben, nimmt "Rogue One" Fahrt auf. Keine der Figuren wird vom Regisseur Gareth Edwards vernachlässigt. Jeder hat eine Persönlichkeit, das Zusammenspiel der Figuren funktioniert und die teils bissigen Dialoge passen. Zumal jeder eine andere Priorität bei der Mission hat, mehr über den Todesstern, die Superwaffe des Imperiums, zu erfahren. Das führt zu Konflikten innerhalb dieser Gruppe, die nachvollziehbar und real wirken. Insbesondere Diego Luna schafft es, einen Rebellen-Spion zu spielen, der berechnend und kalt seine Arbeit verrichtet — und dennoch unter dem leidet, was er tun muss. Für die offenbar gute Sache. Und Rogue One scheut sich nicht davor, eben das zu thematisieren. Wo ist der Unterschied zwischen dem bösen Imperium und der guten Rebellen-Allianz, wenn es am Ende nur darauf hinausläuft, Befehle zu befolgen und zu töten?

Edwards findet dafür wie im gesamten Film immer wieder beeindruckende Bilder. Noch nie sah das Star-Wars-Universum so lebendig aus. Und die Zerstörungskraft des Todessterns, im Sand halb begrabene Jedi-Statuen — das hat eine visuelle Kraft, die im Gedächtnis bleibt. Ebenso wie die Auftritte von Lord Darth Vader: Die Star-Wars-Ikone taucht zwar nicht häufig auf. Aber wenn sie es tut, dann mit Nachdruck. Insbesondere ihre letzten Momente im Film erzeugen Gänsehaut — weil man Darth Vader so noch nie gesehen hat. Da verzeiht man, dass der eigentliche Böse, Director Orson Krennic (beeindruckend Ben Medelsohn), eher wie ein Bürokrat wirkt, der verzweifelt und skrupellos darum bemüht ist, Karriere im Imperium zu machen und sich ins rechte Licht zu rücken.

Nach dem holprigen Start wird "Rogue One" immer besser

Aber auch die Rebellen-Allianz gibt kein gutes Bild ab: eine Sammlung heterogener Gruppen, die zwar das gleiche Ziel haben, nämlich das Imperium zu stürzen. Aber ihre Bereitschaft, sich dafür einzusetzen, ist durchaus unterschiedlich. Bei diesen internen Konflikten haben dann mehr oder weniger alte Bekannte wie Bail Organa (Jimmy Smits) und Mon Mothma (Genevieve O'Reilly) mehr zu tun als in allen bisherigen Filmen zusammengenommen. Aber das fügt sich erstaunlich gut in den Film ein wie die meisten Gastauftritte bekannter Star-Wars-Figuren. Nach den überraschend holprigen ersten 20 bis 30 Minuten wird "Rogue One" tatsächlich gut, spannend und überraschend — um im dritten Akt dann grandios zu werden.

Auf der paradiesischen Welt Scarif entwickelt sich eine große, mitreißende Schlacht zwischen Rebellen und dem Imperium, bei der Edwards nie den Überblick oder sich in Hektik verliert. Er rückt vor allem Menschen in den Vordergrund. Erst dadurch aber werden die letzten 30 Minuten zu einer emotionalen Achterbahnfahrt, die aus dem Krieg nichts Heroisches macht, sondern nur etwas Tragisches und Trauriges.

(jov)
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