Mönchengladbach Mit Rebecca Gablé durch London

Mönchengladbach · Der neue historische Roman der Mönchengladbacher Bestsellerautorin Rebecca Gablé führt den Leser auf den Spuren von Elisabeth I. und Francis Drake durch Großbritannien. "Der Palast der Meere" erscheint am 10. September.

Die Sonne scheint, ganz unbritisch, am wolkenlosen Himmel, als Rebecca Gablé die "Golden Hinde" betritt, die in London an der Themse liegt. Es ist ein wirklichkeitsgetreuer Nachbau des Schiffs, mit dem Francis Drake, der spätere Bezwinger der spanischen Armada, als erster Engländer von 1577 bis 1580 die Welt umsegelte, im Auftrag Elisabeths I. Die beiden, der Weltentdecker und seine Königin, treten im neuen Roman der Autorin aus Mönchengladbach auf, die großen Wert darauf legt, ihren historischen Figuren so nahe wie möglich zu kommen.

"Etwa 80 Männer waren an Bord der schmalen, nur 37 Meter langen 'Golden Hinde'", erklärt sie unter Deck Journalisten, die sie in London begleiten können. Die Treppen an Bord sind steil, die Decken niedrig - es muss schwierig gewesen sein, sich bei Sturm und Seegang dort zu bewegen. Tische, Stühle, Betten und anderen Komfort gab es nicht für die Mannschaft, dafür Kanonen: "Drake enterte spanische Segler, wann immer sie seinen Kurs kreuzten." Die Autorin ist dort, weil Schiffe wie die "Golden Hinde" wichtig für ihr neues Buch "Der Palast der Meere" sind, das von der Seefahrt erzählt und der Vermessung der Welt, von Kolonialisierung und Sklaverei.

Pünktlich alle zwei Jahre im Herbst erscheint ein neuer historischer Roman mit etwa 1000 Seiten von Rebecca Gablé. Bevor sie mit dem Schreiben beginnt, ist sie unterwegs, so wie jetzt an der Themse, meist mit ihrem Mann, und fotografiert an den Schauplätzen ihrer Geschichten, um später anschaulich erzählen zu können. Sie studiert aber auch sehr genau Fachliteratur und weiß, welche Gesandten der Königin Heiratsanträge überbrachten - die sie konsequent ablehnte -, mit welchen Verbündeten sie verhandelte und wie sie mit Maria Stuart umging, die ihr den Thron streitig machte.

Die Autorin ist akribisch bei den bekannten Fakten, schreibt Geschichte aber mit den Mitteln des Unterhaltungsromans und vertritt entschieden ihre Ansichten. Heinrich VIII. etwa, der unter anderem Anne Boleyn hinrichten ließ, die zweite seiner sechs Frauen und Mutter seiner Tochter Elisabeth, kann sie nicht leiden, "weil er ein grausamer und ichbezogener Mann war". Und Francis Drake sieht sie, gemäß den Quellen, viel kritischer als die positiv gestimmten Hollywoodfilme über ihn.

Rebecca Gablé nimmt sich auch die Freiheit, neben historisch verbürgten Persönlichkeiten fiktive Figuren in ihre Romane einzufügen. Wie die Waringhams: Mitglieder dieser Adelsfamilie treten nicht erst im neuen Buch, sondern bereits in ihrem ersten historischen Roman aus dem Jahr 1997 auf, "Das Lächeln der Fortuna".

Dieser erste Band spielt in der Lieblingsepoche der Autorin, dem englischen Mittelalter. "Ursprünglich hatte ich eine Trilogie über die Waringhams geplant. Sie sollte 1488 enden, als die 'Rosenkriege' und mit ihnen das englische Mittelalter vorbei waren", erzählt sie, jetzt wieder an Deck der "Golden Hinde" in der Sonne. Aber die Fans wollten mehr, und ihr machte es Freude, neben anderen Büchern weiter über verschiedene Mitglieder dieser Familie zu schreiben: einen vierten Band über die Zeit Heinrichs VIII. und nun den fünften über die Regierungszeit seiner Tochter Elisabeth I.

Ihre Lieblingsfigur des neuen Bandes ist Isaac of Waringham: Mit 15 schleicht er sich als blinder Passagier auf ein Schiff, auf dem auch Francis Drake Dienst tut; später lässt die Autorin Isaac mit einem eigenen Schiff aufbrechen, das der "Golden Hinde" ähnelt, und begleitet ihn über den Atlantik bis in die Neue Welt. Parallel erzählt sie von seiner Schwester Eleanor of Waringham, die weit mehr ist als eine Hofdame Elisabeths: ihre Vertraute und beste Spionin.

Über das 16. Jahrhundert will Rebecca Gablé mit ihren Romanen nicht mehr hinausgehen. "Aber einen früher angelegten 'Waringham'-Band, ein 'Sequel', kann ich mir vorstellen, das im frühen englischen Mittelalter spielt", sagt sie, bevor sie die "Golden Hinde" verlässt und gleich mitten im Londoner Touristengetümmel ist.

Ihre Leser können jetzt aber erst einmal eintauchen ins 16. Jahrhundert: in die mit zahlreichen Details und interessanten Einblicken beschriebene Welt von Piraten und Entdeckern, von Elisabeth I., Maria Stuart und William Shakespeare.

(RP)
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