Düsseldorf Murray Perahia glänzt mit Beethoven

Düsseldorf · In der Düsseldorfer Tonhalle begeisterte der amerikanische Pianist seine Fans.

Murray Perahias Beethoven haut einen vom Hocker. Dabei macht der amerikanische Ausnahmepianist eigentlich nur, was in den Noten steht. Aber diese linke Hand, wie sie im Non-Legato das Kopfthema des ersten Satzes konterkariert - atemberaubend. Diese verschmitzte Delikatesse, mit der der 66-Jährige das Publikum durch das Diskantgezirpe im Rondothema wieder und wieder zum Schmunzeln bringt - einfach irre. Ja, dass am Ende des ersten Meisterkonzerts der Saison das Publikum in der Düsseldorfer Tonhalle fast vollständig stehend applaudiert, entspricht dem Rang der Interpretation, die das nicht gerade selten aufgeführte 5. Klavierkonzert in der Kombination Perahia / Academy of St. Martin in the Fields erlebte.

Perahia, der Pianist, ist derzeit Erster Gastdirigent dieses legendären Kammerorchesters, das Plattenlabel Sony macht's möglich. Das Orchester allerdings kann bestens auch ohne Mann mit Taktstock Musik machen. So umschmeichelten zu Beginn des Abends Strawinskys neoklassizistisch gestrickte Sätzchen aus "Dumbarton Oaks" die Ohren. Auf samtweichem Streicher-Flausch spielen Flöte, Klarinette und Fagott Katz und Maus. So keck, so präzise hat man diese gefällige Hochzeitstagsmusik lange nicht gehört. Ähnliches gilt für Mendelssohns siebte Streichersymphonie: Der aparte Klang des von Konzertmeister Joshua Bell geführten Ensembles ist einzigartig, solche Bratschen hat sonst keiner, und die Kontrabassistinnen pumpen den Klang aus dem Untergrund mit Energie auf. Perahia tritt erst zu Haydns Symphonie Nr. 77 auf den Plan. Dirigieren kann er nicht besonders, aber er stört auch nicht weiter, dieser erstaunlich kleine Mann am Pult. Die St. Martins saugen aus seiner Künstler-Persönlichkeit, die vor Temperament förmlich sprüht, wenn er vom Flügel aus die Impulse gibt.

Beethoven sagt danke, der Saal tobt.

(RP)
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