Berlin Neue Sorgen um Bau des Berliner Stadtschlosses

Berlin · Es grenzt fast an ein Wunder - zumindest für Berliner Verhältnisse: Der Wiederaufbau des Preußen-Schlosses an der Prachtstraße Unter den Linden, Deutschlands größtes Kulturprojekt, kommt wie geplant voran. Keine Pannen, keine Verzögerung, keine Kostenexplosion. Umso herber trifft die Verantwortlichen ein Alarmruf von Bauministerin Barbara Hendricks.

In einer Vorlage an den zuständigen Bundestagsausschuss warnt die SPD-Politikerin: "Risiken bestehen hinsichtlich der rechtzeitigen Verfügbarkeit von Spenden." Von den zugesagten 80 Millionen Euro Spendengeldern für die historischen Fassaden seien bisher erst etwa 20 Millionen eingegangen, heißt es.

Bleibt das Schloss am Schluss also womöglich halbnackt, weil das Geld für den Nachbau der einst von Andreas Schlüter entworfenen Barockfassaden fehlt? "Wir sind optimistisch, dass wir unsere Vorgabe bis 2019 schaffen - vorausgesetzt, es kommt nicht zu einem Krisenereignis", sagt der Vorsitzende der Fördervereins, Wilhelm von Boddien.

Die Spendensumme von 20 Millionen habe sich auf fast 24 Millionen Euro erhöht. Zudem habe der Verein für weitere 10 Millionen Euro Sachleistungen erbracht, etwa Baupläne und Schmuckelemente, rechnet Boddien vor. "Wir sind deutlich weiter, als die Unterstützer der Dresdner Frauenkirche zu diesem Bauzeitpunkt waren." Elf Millionen der Bar-Spenden sind indes nicht für die Fassaden, sondern für Zusatzwünsche wie eine barocke Kuppel und Innenportale vorgesehen.

Derzeit wird auf dem Berliner Schlossplatz gegenüber der Museumsinsel der Kern des Gebäudes hochgezogen - ein riesiger Betonriegel auf einer Fläche von fast drei Fußballfeldern, insgesamt 180 Meter lang und 120 Meter breit. Auf der Westseite steht bereits der dritte Stock. Unter dem Namen Humboldt-Forum soll hier bis 2019 nach der Idee des Centre Pompidou in Paris ein Kulturzentrum entstehen. Vor allem die Sammlungen außereuropäischer Kunst, die derzeit in Dahlem ein Schattendasein fristen, sollen neu gezeigt werden.

Von den inzwischen auf 590 Millionen Euro veranschlagten Kosten trägt der Bund mit 478 Millionen Euro den Löwenanteil. Das Land Berlin steuert 32 Millionen bei. Und der Förderverein Stadtschloss versprach, 80 Millionen Euro Spenden für die Fassaden einzuwerben.

(dpa)
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