Bentley Bentayga Die feine englische Art

Bentley hat mit dem Bentayga das wohl luxuriöseste SUV der Welt aufgelegt. Dabei ist das mehr als 200.000 Euro teure Stück eigentlich zu schade, um es im Gelände zu ruinieren.

Jetzt also auch Bentley. Gefühlt jeder Hersteller hat mittlerweile ein SUV auf dem Markt - nun zieht der Luxushersteller mit dem Bentayga nach. Muss das wirklich sein? In weichen Ledersesseln durch die Pampa? Mit dem verchromten Schmuckstück über die Buckelpiste? Die beigen Teppiche im Innenraum mit dem Matsch vom Waldweg ruinieren? Man muss nicht, doch das Gute ist: man kann - sofern das nötige Budget vorhanden ist. Und es gibt sicherlich kein stilvolleres Gefährt im Gelände. Ganz die feine englische Art.

Dass sich der Bentayga durch Schlamm und Dreck wühlen kann, dafür sorgt ein neu entwickelter Zwölfzylinder. Das 608 PS starke Herzstück klingt zurückhaltend leise, nicht mehr als ein dezentes Brummen ist bei laufendem Motor zu hören - britisches Understatement, möchte man meinen. Trotzdem wird das 2,5 Tonnen schwere Luxusgefährt in 4,1 Sekunden auf 100 km/h katapultiert. Beim Sprint neigt sich der Wagen vorne sogar leicht nach oben, während die Passagiere in die Sitze gepresst werden. Da kann mal ein Schlückchen Champagner daneben gehen. Erst bei im SUV-Segment konkurrenzlosen 301 km/h ist Schluss. Die 900 Nm Drehmoment werden schon bei 1350 Umdrehungen erreicht. Auch hier stellt sich wieder die Frage: Muss das sein? Diesmal ein klares Nein. Denn am liebsten lehnt man sich entspannt in die weichen Ledersitze zurück, schmeißt die Massagefunktion an und fühlt sich wie die Queen persönlich - denn die fährt schließlich auch Bentley.

Genügend Platz für diverse Prinzen samt Anhang hätte die englische Königin in dem 5,14 Meter langen SUV der VW-Tochter allemal. Doch wer mindestens 208.488 Euro ausgibt, der möchte Platz im Überfluss. Und so gibt es statt einer durchaus möglichen dritten Sitzreihe unverschämte Beinfreiheit im Fond und 430 Liter Ladevolumen im Kofferraum. Da passt zum Beispiel ein Picknick-Set samt Porzellangeschirr, Kristallkelchen und Champagnerkühler rein - sogar eine kleine ausklappbare Sitzbank ist bestellbar. Dafür werden aber insgesamt fast 30.000 Euro Aufpreis fällig.

Der Innenraum des Bentayga ist Bentley pur. Die Verarbeitung geht nicht besser. 130 Stunden benötigen die Kunsthandwerker im englischen Crewe für die feinen Ziernähte, die gefrästen Luftdüsen und die edlen Holzapplikationen. Und auch für überraschend viel technischen Schnickschnack. Zum Beispiel einen Tablet-Computer für die Rückbank, mit dem sich das Infotainmentsystem steuern lässt.

So viel Luxus, so viel Power wirken sich natürlich auf das Gewicht und den Verbrauch aus. 13,1 Liter auf 100 Kilometern verbraucht der Bentayga laut Bentley, der CO2-Ausstoß liegt bei 296 g/km. Im Alltag sind es aber eher 15 Liter. Dass der Spritverbrauch bei den meisten Bentley-Kunden kein großes Loch in die Geldbörse reißt, verwundert kaum. Und trotzdem bricht der Hersteller im Frühjahr ein Tabu, denn der Bentayga bekommt als erstes Modell der Firmengeschichte einen Dieselmotor. Damit wollen die Briten auch ihre CO2-Bilanz aufpolieren. Und ganz nebenbei wird die Diesel-Variante mit 174.335 Euro zum günstigsten Einstiegsmodell. Doch das alles geht nicht ohne Rekorde: 320 kW/435 PS und 270 km/h Spitzentempo sollen den Wagen zum stärksten und schnellsten Serienmodell mit Selbstzünder machen. Zugleich ist er mit einem Verbrauch von 7,9 Litern (210 g/km CO2) der sparsamste Bentley im Modellprogramm.

(RP)
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