Gebrauch und Nachrüstung Was bei einer Anhängerkupplung zu beachten ist

Düsseldorf · Mit einer Anhängerkupplungen am Auto lässt sich selbst ein Kleinwagen in einen Lastenesel verwandeln. Wir erklären, was dabei zu beachten ist, rechnen vor, was das Nachrüsten einer Anhängerkupplung kostet und verraten, was das Ganze mit einem Hähnchenschenkel zu tun hat..

Anhängerkupplung - Gebrauch, Pflege und Nachrüstung
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Foto: Westfalia-Automotive/dpa-tmn

Mal eben schnell den Baumschnitt wegbringen, sperrige Möbel von A nach B transportieren oder Holz für den Kamin holen: Mit dem passenden Anhänger ist das kein Problem. Vorausgesetzt, das Auto hat eine Anhängerkupplung.

Damit lässt sich grundsätzlich fast jedes Autos ausstatten, sagt Dietmar Clysters vom Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK). "Technisch ist das kein Problem, und bei vielen Neuwagen ist das sogar bereits ab Werk möglich. Ansonsten kann eine Anhängerkupplung aber immer auch nachträglich angebaut werden."

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Foto: Hersteller/SP-X

Sie bei Bedarf gleich beim Neuwagenkauf zu ordern, hat Vorteile: "Das ist in der Regel die günstigere und auch elegantere Variante." Denn die Hersteller berechneten dann meist nur die reinen Materialkosten. Daneben sei auch die Installation insgesamt einfacher zu bewerkstelligen. Und es wird auch gleich der passende Stoßfänger mit entsprechender Aussparung montiert.

E-Autos und Hybridfahrzeuge bilden meist die Ausnahme: "Das hängt mit den ohnehin begrenzten Reichweiten dieser Fahrzeuge zusammen", erklärt Rüdiger Niemann von der Firma Westfalia Automotive. "Um nicht zusätzliche Belastungen von Hecktragesystemen oder gar Anhängern auf die Antriebe zu bringen, geben die meisten Hersteller ihre E- und Hybridfahrzeuge nicht für den Anbau von Anhängevorrichtungen frei."

Wird die Anhängerkupplung nachträglich montiert, muss in jedem Fall der hintere Stoßfänger abgebaut werden. "Ein Stahlbügel, auf dem dann mittig die Anhängevorrichtung sitzt, wird an der Bodengruppe befestigt, wodurch die zu ziehende Last gut verteilt wird", erläutert Clysters. Daneben muss meistens ein zusätzlicher Kabelstrang in den Innen- oder Kofferraum gezogen werden, um den 7- oder 13-poligen Stromstecker und die Elektrik an das Bordnetz anzuschließen.

Erforderlich ist mitunter auch die Umrüstung der Auspuffanlage. "Das kann beispielsweise eine zusätzliche Isolierung betreffen, weil die Hitzeentwicklung beim Anhängerbetrieb eine höhere ist", so Clysters.

Daher sei es bei manchen Fahrzeugen je nach Zuglast auch notwendig, den Kühler anzupassen. Grundsätzlich betragen die Kosten für den nachträglichen Einbau einer abnehmbaren Anhängerkupplung laut Clysters zwischen 800 und 1000 Euro. Etwas günstiger ist die fest installierte Anhängerkupplung.

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Foto: Shutterstock.com/ Paolo Bona

"Die feste Kupplung ist aber sicherlich die preisgünstigere Variante und auch die bessere Wahl bei sehr häufiger oder gewerblicher Nutzung", sagt Niemann. "Unterschiede hinsichtlich der Anbringung oder der technischen Voraussetzung gibt es nicht." Wer hingegen nur gelegentlich mit einem Anhänger unterwegs ist und Wert darauf legt, die Optik seines Fahrzeugs zu erhalten, sollte sich besser für die Version mit abnehmbarer Kugelstange entscheiden.

Bei der Firma Westfalia, die 1844 von Johann Bernard Knöbel als einfache Schmiede in Rheda-Wiedenbrück gegründet wurde, hat die Anhängerkupplung ihre Wurzeln. Schmiedemeister Knöbels Sohn Franz erfand 1932 die heute bekannte Anhängerkupplung mit Kugelkopf. "Der Geschichte nach ließ er sich hierbei von der Gelenkpfanne eines Hähnchenschenkels inspirieren", sagt Niemann. 1966 brachte das Unternehmen dann die erste abnehmbare Anhängerkupplung auf den Markt.

Die damals patentierte Kugelkopfkupplung mit einem Kugeldurchmesser von 50 Millimeter ist auch heute noch die Norm. Die Funktionsweise ist simpel und sicher: "Wie bei besagtem Hähnchenschenkel umschließt bei der Anhängerkupplung eine Kugelpfanne den Kugelkopf", erklärt Niemann. "Der Verschluss verhindert, dass die Anhängerdeichsel sich lösen kann, gleichzeitig ist sie voll beweglich."

Gefertigt werden die Anhängerkupplungen aus Stahlguss und Baustahl. Anschließend schützt zum Beispiel eine schwarze Tauchlackierung oder eine Zink-Nickel-Beschichtung gegen Wind und Wetter.

Obwohl Anhängerkupplungen sehr stabil und langlebig sind: Mit der richtigen Pflege funktionieren sie noch besser. Die gilt speziell für die abnehmbare Variante. "Grundsätzlich sollte man die Kugelstange bei Nichtgebrauch immer abbauen, denn dann ist sie nicht der Witterung ausgesetzt", empfiehlt Niemann. Er rät dazu, einen Verschlussstopfen in das Aufnahmerohr einzusetzen, damit sich hier kein Dreck ablagert. Daneben sollte man alle Teile regelmäßig fetten.

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Foto: dpa, zeh

Verdeckt eine abnehmbare Anhängerkupplung das Kennzeichen, müssen Autofahrer sie bei Nichtnutzung in jedem Fall demontieren. "Dann greift Paragraf 27 der Fahrzeug-Zulassungsverordnung, wonach das Kennzeichen nicht verdeckt sein darf", sagt Tobias Goldkamp, Fachanwalt für Verkehrsrecht.

Ob abnehmbare Modelle ansonsten bei Nichtgebrauch abgebaut werden muss, ist umstritten. Goldkamp hat Bedenken: "Nach Paragraf 30c der Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung dürfen keine Teile so hervorragen, dass sie den Verkehr mehr als unvermeidbar gefährden." Er rät zur Demontage: "Erhöht eine Anhängerkupplung einen Unfallschaden, weil sie unnötig am Fahrzeug blieb, kann das bei der Haftung berücksichtigt werden."

Auch Clysters empfiehlt, bei einem eventuellen Auffahrunfall genau hinzuschauen - jedoch aus einem anderen Grund. "Auch wenn die Anhängerkupplung rein optisch nichts abbekommen hat und völlig intakt aussieht, können bei einem Aufprall von hinten Haarrisse die Folge sein." Daher wenden sich Autofahrer in so einem Fall unbedingt an eine Werkstatt.

Schaden nehmen kann die Anhängerkupplung auch bei Zweckentfremdung. "Für das Bergen von anderen Fahrzeugen oder das Herausziehen von Baumwurzeln beispielsweise sind sie nicht ausgelegt", sagt Niemann. Dies könne im schlimmsten Fall zu einem plötzlichen Bruch führen - mit möglicherweise verheerenden Folgen.

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Foto: shutterstock/ gwolters

Die zulässige Last geht aus den Fahrzeugpapieren hervor, erklärt Dietmar Clysters vom Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe.

Die Angaben finden sich im alten Fahrzeugschein unter den Ziffern 28 und 29 und in der neuen Zulassungsbescheinigung Teil 1 in den Feldern 0.1 und 0.2.

Die zulässige Anhängelast gibt Aufschluss darüber, wie viel ein Anhänger inklusive Beladung wiegen darf. Die maximale Zuglast für Kugelkopfkupplungen liegt in jedem Fall bei 3,5 Tonnen.

(csr)
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