Nach Dachs-Unglück in Kleve Wildunfall - So verhalten Sie sich richtig

Düsseldorf · Wildunfälle passieren in Deutschland täglich. Alleine in NRW sterben dadurch jährlich rund 26.000 Rehe. Aber wie verhält man sich richtig, wenn ein Tier auf die Straße rennt? Wir haben mit dem ADAC und dem Landesjagdverband NRW gesprochen.

Rund 26.000 Rehe werden allein in NRW pro Jahr im Straßenverkehr angefahren.

Rund 26.000 Rehe werden allein in NRW pro Jahr im Straßenverkehr angefahren.

Foto: Andreas Schneider

Alle zwei bis drei Minuten passiert laut ADAC in Deutschland ein Wildunfall. Bis zu 30 Menschen kommen deshalb jedes Jahr zu Tode. Einer der wesentlichen Gründe dafür ist, dass Autofahrer nicht genau wissen, wie sie reagieren sollen, wenn vor ihnen ein Tier auf die Straße rennt. "Das Problem ist, dass die meisten den Instinkt haben auszuweichen. Das führt aber dazu, dass sie im Graben landen, gegen einen Baum fahren oder sogar in den Gegenverkehr geraten - alles katastrophale Situationen", sagt ein ADAC-Sprecher.

Das Beste sei deshalb, sofort eine Vollbremsung zu machen und zu hupen. "Damit bremst man den Aufprall ab und schützt das eigene Leben sowie das der anderen Fahrer." Leider, so räumt der ADAC-Experte auch ein, ließe es sich dabei meist nicht vermeiden, dass es zu einem Zusammenstoß mit tödlichem Ausgang für das Tier komme.

Rund ein Drittel der Rehe, also 26.240 Tiere, kommen alleine in NRW, bei solchen Zusammenstößen jedes Jahr ums Leben. Das zeigt die Wildunfall-Statistik des Deutschen Jagdverbandes Nordrhein-Westfalen (LJV) für die Jahre 2015/2016. In ganz Deutschland sind es 194.410 Rehe. Am zweithäufigsten kommt es zu Unfällen mit Wildschweinen. In NRW sind das 2200 Vorfälle pro Jahr, bundesweit 27.490.

"Es gibt natürlich die Empfehlung, einen Aufprall mit einem Reh oder Hirsch zu vermeiden, weil die Wucht extrem groß ist, mit der das schwere Tier auf das Auto prallt. Aber dieser Zusammenstoß ist immer noch besser, als der Aufprall eines Autos auf einen Baum", sagt der ADAC-Sprecher. Wie gefährlich es sein kann, vor einem Tier auszuweichen, zeigt ein aktueller Fall aus Kleve. Dabei wurde ein Autofahrer schwer verletzt, als er einem Dachs auf der Straße ausweichen wollte und dadurch in einen Graben fuhr. "Natürlich sollte man es vermeiden, Tiere zu überfahren, schon alleine wegen des Artenschutzes, aber an erster Stelle muss stehen, das eigene Leben zu retten", sagt Andreas Schneider, Sprecher beim LJV.

Verkehrsrechtlich gesehen, sollten Autofahrer allerdings bei kleinen Tieren doch lieber nicht zu plötzlich auf die Bremse treten. Denn wer wegen einem Eichhörnchen oder anderen kleinen Tieren bremst und somit einen Auffahrunfall verursacht, muss aller Wahrscheinlichkeit nach den Schaden des nachfolgenden Fahrzeuges bezahlen. Hier überwiegt die Pflicht des Fahrers, auf die Sicherheit des Verkehrs - also der anderen Autofahrer - zu achten. Anders ist das bei größeren Tieren wie Hunden oder Rehen. In einer solchen Situation erkennt auch das Verkehrsrecht an, dass es einem Autofahrer nicht zugemutet werden kann, das Überfahren in Kauf zu nehmen.

Ist es dann zu einem Aufprall gekommen, sollte der Fahrer sofort anhalten, sich eine Warnweste anziehen, die Polizei rufen und die Unfallstelle durch ein Warndreieck sichern, um so weitere Auffahrunfälle zu vermeiden.

Der ADAC rät allerdings auch davon ab, selbst Hand anzulegen: "Man sollte zwar prüfen, wie schwer das Tier verletzt ist und ob es noch lebt, aber es kann sein, dass es tritt oder zubeißt. Deshalb sollte man immer einen Sicherheitsabstand zu dem Tier wahren und abwarten." Die Polizei verständigt das zuständige Forstamt, das wiederum einen Sachverständigen schickt, der weiß, wie mit dem Tier umzugehen ist.

Vor allem in den Jahreszeiten Herbst und Frühjahr raten die beiden Experten zur Vorsicht bei der Fahrt vorbei an Wälder und Wiesen. "Viele Tiere fressen in der Dämmerung, und weil die in diesen Jahreszeiten früher einsetzt und länger dauert, kann es auch vermehrt zu Wildunfällen kommen", sagt der ADAC-Sprecher.

Ausreichend sind die Schutzmaßnahmen gegen Wildunfälle bislang noch nicht. Laut ADAC-Sprecher sind sich die Experten uneins, ob beispielsweise Duftzäune Wirkung zeigen, bei denen Bäume mit für die Tiere übel riechenden Stoffen besprüht werden. "Am besten funktionieren noch die Zäune, die oft links und rechts von der Autobahn aufgestellt werden und die Grünbrücken, die speziell dafür da sind, dass die Tiere damit Fahrbahnen überqueren können."

(ham)
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