Trial studieren Geselle, Meister und BWLer in einem

Mit dem trialen Studium Hand-werksmanagement haben Absolventen neben dem Gesellen- und Meisterbrief auch den Bachelor in der Tasche.

 Tischlergeselle, Studium und noch den Meister machen? Kein Problem. Das triale Studium bringt berufliche und akademische Bildung unter einen Hut.

Tischlergeselle, Studium und noch den Meister machen? Kein Problem. Das triale Studium bringt berufliche und akademische Bildung unter einen Hut.

Foto: gpointstudio/thinkstock

Permanenter Innovationsdruck, technologische Neuerungen, Globalisierung und der demografische Wandel stellen an nahezu jede Branche neue Herausforderungen. Auch das Handwerk muss sich den Veränderungen stellen und viele Betriebe suchen schon jetzt händeringend nach Nachwuchs.

Um dem drohenden Fachkräftemangel zu begegnen, hat die Handwerkskammer zu Köln gemeinsam mit der Fachhochschule des Mittelstands bereits zum Wintersemester 2010 den trialen Studiengang Handwerksmanagement ins Leben gerufen. Er verbindet die Vorteile der dualen Berufsausbildung und anschließender Meisterqualifikation mit einem wissenschaftlichen Studium. Mit drei Abschlüssen ist der Studiengang somit eine Fortentwicklung des dualen Studiums, das mit einer IHK-Ausbildung und dem Bachelor abgeschlossen wird.

Diesen Winter hat auch die Hochschule Niederrhein den trialen Studiengang auf den Weg gebracht, Interessenten können sich für das kommende Wintersemester bewerben. "Mit dem Studiengang Handwerksmanagement schließen wir eine Lücke zwischen dem Handwerk auf der einen und dem Hochschulstudium auf der anderen Seite", erklärt Professor Hans-Hennig von Grünberg, Präsident der Hochschule Niederrhein. "Damit schaffen wir es, eine Zielgruppe anzusprechen, die bislang nicht unbedingt ein Studium als mögliche Alternative für sich in Betracht gezogen hat. "

Junge Menschen sollen so zu Spezialisten in ihrem Handwerk ausgebildet werden und gleichzeitig betriebswirtschaftliche Kenntnisse erwerben. Damit können sie später Führungsaufgaben oder selbst einen Betrieb übernehmen. Die Chancen sind ausgezeichnet, denn viele Handwerksbetriebe suchen in den nächsten Jahren einen Nachfolger.

Der Studienverlauf gliedert sich in drei Abschnitte: Während der ersten zwei Semester verbringen die Studierenden drei Tage pro Woche in ihrem Handwerksbetrieb und zwei Tage im Berufskolleg. Den Samstagvormittag sind sie an der Hochschule. Ab dem dritten Semester lernen die Studierenden jeweils freitags und samstags an der Hochschule. Daneben verbringen sie einen Tag im Berufskolleg und drei Tage im Handwerksbetrieb. Das fünfte Semester schließt mit der Gesellenprüfung ab. Anschließend fällt das Berufskolleg weg, die frei gewordene Zeit kommt dem Betrieb zugute. Im achten und neunten Semester steht dann die Meisterschule an, die durch die Anrechnung von an der Hochschule Niederrhein erbrachten Leistungen auf ein Jahr verkürzt werden kann. Mit der Meisterprüfung und dem Bachelor-Abschluss endet der Studiengang.

"Das Studium ist durch den modularen Aufbau sehr flexibel angelegt. Es ist sogar möglich das Studium zu unterbrechen und später seinen Meister nachzuholen. Wir nehmen Rücksicht auf betriebliche oder persönliche Belange", betont Frederike Königs von der Studierendenberatung an der Hochschule Niederrhein. "Nicht unerwähnt bleiben sollte, dass eine Förderung der Meisterfortbildung durch das Meister-Bafög möglich ist. Außer den üblichen Semestergebühren fallen keine zusätzlichen Gebühren an."

Start des zehnsemestrigen Studiums mit 40 Studienplätzen ist das Wintersemester 2015/2016. Das Studienangebot richtet sich zunächst neben den (angehenden) Auszubildenden in den Bereichen Tischler und Elektrotechniker auch an Personen mit einer abgeschlossenen Ausbildung im handwerklichen Bereich, die bereits im erlernten Beruf arbeiten. "Hier wird im Einzelfall geprüft, inwieweit die Zugangsvoraussetzungen erfüllt sind", erläutert Frederike Königs.

(RP)
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