Schokolade, Banane, Chips Gibt es Nervennahrung wirklich?

In stressigen Zeiten im Beruf oder auch privat geht der Griff schnell in eine Richtung: zu Knabbereien. Nicht selten werden dann in kurzer Zeit ganze Schokoladentafeln verputzt - aber hilft das wirklich gegen Stress?

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Es gibt verschiedene Wege mit anstrengenden Phasen umzugehen, die meisten Menschen allerdings ändern vor allem einen Aspekt: Sie essen mehr. Meistens handelt es sich dabei um Knabbereien wie Schokolade und Chips, die nebenbei gefuttert werden können. "Nichts geht so schnell wie Essen. Nichts verleiht so schnell ein Wohlgefühl. Es ist unmittelbar und sofort erlebbar", erklärt die Ernährungswissenschaftlerin und Heilpraktikerin Claudia Heinzel.

Allerdings tritt dieser Effekt nur auf, wenn auch etwas Köstliches verzehrt wird. Man kennt das: Manche mögen lieber Süßes, andere Salziges oder Deftiges. "Diese 'Beruhigung' durch das Essen wirkt schnell, hält aber leider nicht sehr lange vor. Daher passiert es eben auch, dass ein Frustesser immer wieder zum Objekt seiner Begierde greift, um das gute Gefühl wieder herzustellen", weiß Henzel. Ein Umstand, der Menschen allzu schnell in einen Teufelskreis führt, denn die Extra-Kilos auf der Waage sorgen für zusätzlichen Frust, der wiederum das Verlangen nach Stress-Essen anheizt.

Aber gibt es so etwas wie "Nervennahrung" überhaupt? "Das kommt darauf an", sagt die Ernährunswissenschaftlerin. "Nervennahrung kann ja bedeuten, dass jemand nervös ist und bestimmte Dinge essen oder trinken sollte, um ruhiger zu werden. Es könnte aber auch sein, dass jemand im Stress oder deprimiert ist. Auch hier wird öfter von "Nervennahrung" gesprochen", so Heinzel. Nahrung mit Heilwirkung gebe es jedoch wirklich.

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Um Unruhe entgegen zu wirken hilft laut Expertin etwa ein Tee aus Melisse, Johanniskraut und Passionsblume. Für ein stärkeres Nervengerüst sorgt dagegen tryptophanhaltige Nahrung. "Diese Aminosäure nutzt der Körper, um daraus Serotonin herzustellen, unser Glückshormon", so Heinzel. Enthalten ist sie in Nüssen, Trockenfrüchten und Schokolade, die somit tatsächlich als "Glücksessen" bezeichnet werden kann. Nüsse, aber auch Avocado und Joghurt, enthalten zudem B-Vitamine. "Die stärken die Nerven nicht nur, sie regenerieren sie sogar", so die Ernährungsexpertin.

Wer also in anstrengenden Phasen zu den richtigen Lebensmitteln greift, der kann sich trotz zusätzlicher Kalorien durchaus etwas Gutes tun. Ähnlich wie mit allen Genussmitteln wird es erst dann problematisch, wenn das zusätzliche Essen zur Gewohnheit und unkontrollierbar wird. "Wenn zum Beispiel jeden Abend der Tagesstress durch Alkohol oder eine abendliche Tafel Schokolade abgebaut werden muss, wird es kritisch", erklärt die Heilpraktikerin, " kommen dann noch Vorbelastungen wie ein hoher Cholesterinspiegel, Diabetes, Übergewicht oder andere Erkrankungen dazu, kann das Stressessen auch richtig gesundheitsgefährdend sein."

Fressattacken können ein Warnsignal sein

In solchen Fällen wird der Gang zum Arzt unerlässlich. Denn die regelmäßigen Fressattacken können dann nicht nur vorhandene Krankheiten verschlimmern, sie können auch auf einen Mangel an Vitaminen oder anderen Stoffen im Körper hinweisen. "Häufig signalisiert der Körper Gier auf Süßes, Fettes, Klebriges, wenn er in ein Nährstoffdefizit gerät. Zucker ist schnell vor Ort und läßt sich im Körper auch noch leicht speichern beziehungsweise zu anderen Nährstoffen umbauen."

Wer keine gesundheitlichen Vorbelastungen, aber ständige Gier auf Knabbereien hat, könnte deshalb zunächst auch etwas anderes versuchen: "Manchmal ändert sich die Fresslust frappierend, wenn die Ernährung endlich ausgewogen ist. Also zweimal Obst am Tag und dreimal Gemüse, Salat oder Rohkost", erklärt Heinzel.

Neben einer Veränderung des Essverahltens, gibt es aber auch psychische Faktoren, die ein guter Ersatz für Nervennahrung darstellen. "Ich empfehle beispielsweise ein warmes Bad, ein Gespräch mit dem Partner oder Freunden oder einen ausgiebigen Spaziergang, um den Kopf frei zu kriegen."

Auf diese Weise können zusätzliche Stressmacher wie Einsamkeit oder Trauer leichter verarbeitet werden. Ein echter Glückklichmacher und Stresskiller ist zudem Sport. Dafür sollte der Körper allerdings richtig in Wallung gebracht werden. Wer sich etwa dazu treibt, so schnell er kann um den Block zu rennen oder 40 Hampelmänner in größter Geschwindigkeit zu springen, der kann sich auf eine Durchflutung mit den Hormonen Adrenalin und Serotonin freuen. Echte Stimmungsaufheller - Und es werden dabei sogar ein paar Kalorien verbrannt.

(ham)
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