Studienergebnis Was Sport für Jugendliche wichtig macht

Bayreuth (RPO). "Wer Sport treibt, ist seltener krank", lautet eine verbreitete Überzeugung. Denn körperlich aktive Erwachsene leiden nachweislich seltener an Herz- oder Gefäßerkrankungen. Bei Jugendlichen hingegen wirkt Sport Gesundheitsdefiziten wenig entgegen.

Sport - was soll die Quälerei?
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Foto: ddp

Ein Forschungsteam der Universitäten Bayreuth und Jena hat jetzt gezeigt, dass körperliche Ausdauer und Kraft sowie die selbst eingeschätzte Fitness erheblich steigen, wenn Jugendliche häufiger Sport treiben. Schwach ausgeprägt ist hingegen der Zusammenhang zwischen gesundheitlichen Defiziten, unter denen Jugendliche leiden, und dem Grad ihrer sportlichen Aktivität.

Die Studie, die im "European Journal of Sport Science" erschienen ist, stützt sich auf eine bundesweite Untersuchung, zu der das Robert Koch-Institut in Berlin die Daten erhoben hat. Mehr als 17.600 Kinder und Jugendliche im Alter zwischen null und 17 Jahren wurden dabei medizinisch untersucht und über ihren Gesundheitszustand befragt und im Hinblick auf ihre körperliche Fitness getestet. Parallel zu sportmotorischen Tests gaben die Kinder und Jugendlichen, begleitet von ihren Eltern, in Fragebögen Auskunft über ihre körperlich-sportlichen Aktivitäten.

Sport fördert Selbstwertgefühl

Die Studie zeigt eindeutig: Bereits eine geringe Steigerung der sportlichen Aktivität stärkt die Gesundheitsressourcen der Jugendlichen. Ausdauer, Kraft und Koordination nehmen zu, aber auch in psychosozialer Hinsicht sind die positiven Auswirkungen unverkennbar. Denn bei Jugendlichen, die öfter Sport treiben, wächst zusammen mit der tatsächlichen Leistungsfähigkeit auch die selbst eingeschätzte Fitness. Das Selbstwertgefühl steigt. Wie die Wissenschaftler zeigen konnten, gelten diese Zusammenhänge unabhängig vom Sozialstatus der Jugendlichen.

Gesundheitliche Auswirkungen geringer

Hingegen sind körperliche Gesundheitsdefizite, die sich bei den Jugendlichen feststellen lassen, offenbar weniger stark von ihren sportlichen Aktivitäten beeinflusst. Risikofaktoren wie der Body Mass Index (BMI), der Fettanteil im Körpergewebe und der HDL-Cholesterol-Spiegel ändern sich zwar mit gesteigerter sportlicher Aktivität. Aber die Schwankungen fallen deutlich geringer aus als die Unterschiede bei den Gesundheitsressourcen. Signifikant ist allenfalls die Tatsache, dass inaktive Jugendliche häufiger über Schmerzen im Muskel-Skelett-System klagen.

Sport macht emotional stabiler

Insgesamt gesehen, sind psychosoziale etwas deutlicher als körperliche Gesundheitsdefizite vom Grad der sportlichen Aktivitäten abhängig. Emotionale Probleme und Beziehungsschwierigkeiten mit Gleichaltrigen sind umso öfter anzutreffen, je weniger die Jugendlichen sportlich aktiv sind, so die Forschungsergebnisse.

Auch dieser Zusammenhang gilt unabhängig vom Sozialstatus der Jugendlichen. Sportliche Aktivitäten, beispielsweise in Vereinen, scheinen daher geeignet, das emotionale Wohlbefinden und die Kontaktfähigkeit von Jugendlichen zu steigern, die von ihrem häuslichen Umfeld her benachteiligt sind.

Sport als Freizeiterlebnis

Die Bayreuther Sportwissenschaftler betonen, dass sportliche Aktivität einen wertvollen Beitrag zur Risikoprävention leisten könne. Wer im jugendlichen Alter regelmäßig Sport treibe, sei im Erwachsenenalter besser gegen manche Herz- oder Gefäßerkrankungen geschützt. Dafür gäbe es umfangreiche wissenschaftliche Belege. Den Autoren der Studie ist allerdings daran gelegen, dass der Aspekt der Gesundheitsressourcen in der Sportpädagogik und ebenso in der Öffentlichkeit stärker beachtet wird.

"Jugendliche suchen oft nach Wegen, ihre eigenen Kräfte auszuleben und die Leistungskraft zu steigern. Sie denken dabei weniger an Risikovermeidung als an Möglichkeiten einer positiven Selbsterfahrung. Das Erleben eigener körperlicher Kraft und Ausdauer hat dabei eine zentrale Bedeutung", erklärt Studienbeteiligte Dr. Susanne Tittlbach."Für Jugendliche ist sportliche Aktivität ein Freizeit- und kein Gesundheitsverhalten. Durch das direkte Erleben von Fitness und Wohlbefinden bei sportlicher Aktivität lassen sich Jugendliche viel eher für eine körperlich aktive Lebensweise gewinnen, als wenn man ihnen erklärt, welche Krankheitsrisiken dadurch vermieden werden."

(Universität Bayreuth/wat)
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