Sprechstunde Trockene Augen als Plage

Düsseldorf · In der Augenarztpraxis sind häufig Patienten mit dem sogenannten Sicca-Syndrom anzutreffen. Vor allem ärgert sie ein hartnäckiger Juckreiz. Unsere Leserin Inge R. (42) aus Neuss fragt: "Ich habe oft rote Augen und sehe aus, als hätte ich geweint. Nun hat mein Augenarzt eine Lidrandentzündung und trockene Augen festgestellt. Was ist zu tun?"

Birgit Hartmann Krusten kleben an den Lidern, Schuppen schaukeln in den Wimpern, die Lidränder sind gerötet, die Augen tränen: Man spricht von Lidrandentzündung. Sie ist aber auch eine Ursache für trockene Augen, für das Sicca-Syndrom). Die Betroffenen plagen Juckreiz und Fremdkörpergefühl.

Unser Tränenfilm besteht aus drei Schichten, die teils ölig, teils wässrig, teils eiweißreich (Muzin) sind. Entzündete Bindehäute bilden zu wenig Muzin; die Augen werden trocken. Aufgrund der erhöhten Reibung wirft die Bindehaut Falten, kann sogar einreißen. Winzige Risse sind ideale Eintrittspforten für Bakterien. In schweren Fällen kommt es zur Schädigung der Hornhaut. Und entzündete Lidränder bilden Krusten, einen Nährboden für Bakterien.

Betroffene sollten ihre Lidkanten ein- bis dreimal täglich mit Wattestäbchen reinigen. Mit ihnen kann man den Lidrand vorsichtig massieren, Krusten entfernen und einen Sekretstau verhindern. Das ist zeitraubend und mühsam. Unterlässt man sie aber, so kann die Entzündung fortschreiten. Narbige Veränderungen mit Fehlstellungen der Wimpern können die Folge sein.

Durch den Einsatz von Antibiotika kann die Zahl der Bakterien zusätzlich verringert werden. Meist reicht Augensalbe, in schweren Fällen muss eine Entzündung der Lidkanten aber mit Antibiotika als Tabletten behandelt werden. Diese Behandlung dauert dann mehrere Monate, ähnlich wie bei starker Akne.

Auch Wechseljahre, Schilddrüsenleiden, Rheuma, Bindehautentzündungen, Chemotherapie, Konservierungsstoffe in Augentropfen und Kortison sind Ursachen des Sicca-Syndroms.

Tränenersatzmittel als Augentropfen oder Gel sind das Mittel der Wahl. Es gibt eine Vielzahl künstlicher Tränen. Einzel-Dosis-Ophtiolen (EDO) und Tropfflaschen mit Ventilmechanismus sind besser, weil sie keine Konservierungsstoffe enthalten.

Bei schwerem Sicca-Syndrom reichen Tropfen allein nicht aus. Gute Behandlungserfolge erzielt die Blockade des Abflusses der Tränenflüssigkeit. Dazu wird das Tränenpünktchen mit einem Stöpsel verschlossen. Auch eine Verödung des Tränenpünktchens ist möglich.

Bildschirmarbeit, Klimaanlagen, trockene Raumluft und Tabakrauch stören den Tränenfilm ebenfalls. Vor dem Bildschirm machen wir weniger Lidschläge. Wir halten unsere Augen geöffnet, die Tränenflüssigkeit verdunstet schneller — und die Augen werden trocken. Da hilft es, mit den Wimpern zu klimpern.

(RP)
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