Falsche Technik, zu kurz und abgelenkt Deutsche putzen Zähne wie die Kinder

Düsseldorf · Den Kindern rufen wir nach, sie sollen sich gründlich die Zähne putzen und tun es auch selbst – mit einem Manko: Rund zwei Drittel der Erwachsenen putzt wie die Kinder mit kreisenden Bewegungen und damit falsch.

Den Kindern rufen wir nach, sie sollen sich gründlich die Zähne putzen und tun es auch selbst — mit einem Manko: Rund zwei Drittel der Erwachsenen putzt wie die Kinder mit kreisenden Bewegungen und damit falsch.

Unsere Zähne vollbringen täglich Höchstleistungen: 18 Tonnen Nahrungsmittel zerkleinert der Mensch mit seinen Beißern im Durchschnitt innerhalb seines Lebens. Das sind viereinhalb Kilometer Brot oder 10.000 Hähnchen. Jede Menge verlangen wir den Zähnen also ab.

Da leuchtet es ein, dass man einiges tun muss, um sie gesund zu erhalten und tun es auch prompt: Wir fädeln Zahnseide durch die Zahnzwischenräume, spülen mit Mundlösung, obwohl sie uns noch nie geschmeckt hat, sammeln Stempel im Bonusheft, laufen zweimal jährlich zur Vorsorgeuntersuchung und legen vielleicht auch noch Erspartes hin, um unsere Zähne professionell reinigen zu lassen. Das scheint auch nötig in Anbetracht einer Untersuchung der Universität Witten/Herdecke. Dernach putzen 57 Prozent der erwachsenen Befragten zwischen 14 und 69 Jahren ihre Beißer mit Kreisbewegungen und zeigen damit mangelndes Know-How in Sachen Zahnhygiene.

Das machen wir falsch

"Eine kreisende Bewegung der Zahnbürste kann das Zahnfleisch verletzen sowie Zahnbelag und Bakterien unter den Zahnfleischrand schieben, wo Entzündungen entstehen können," sagt Prof. Stefan Zimmer von der Universität Witten/Herdecke. Die richtige Technik bestehe in "fegenden und rüttelnden Bewegungen, die das Zahnfleisch schonen und bakteriellen Zahnbelag optimal entfernen". Diese Art der Zahnreinigung wird auch als Vibrationstechnik oder Rütteltechnik bezeichnet.

Wer richtig putzen will, der setzt die Zahnbürste im 45-Grad-Winkel am Zahnfleischrand auf und rüttelt leicht mit der Bürste zur Zahnspitze hin. "Auf diese Weise werden die hartnäckigsten Zahnbeläge, welche am Zahnfleischsaum hängen gelockert", erklärt Zahnarzt bei der Initiative ProDente, Dr. Dietmar Oesterreich.

Warum putzen wir falsch?

Doch warum putzen so viele Menschen falsch? Es ist offenbar das, was man in Kindertagen gelernt hat, das einen durch Leben verfolgt. "Für Kinder bis zum Grundschulalter sind kreisende Bewegungen durchaus die richtigen, weil eine einfache Technik", erklärt Prof. Dr. Zimmer. Erwachsene hingegen sollten sich wegen der für sie individuell geeigneten Putztechnik immer an den Zahnarzt wenden.

Und die Umfrage befördert auch ein zweites Manko zutage: Vor allem jüngere Zahnputzer konzentrieren sich nicht auf die Reinigung der Zähne. Viele schauen mal eben nebenher in die Zeitung, sortieren beim Zähne putzen die Wäsche in den Schrank oder sind mit ihren Gedanken schon bei der Arbeit. 31 Prozent der 14- bis 29-Jährigen läuft durch die Wohnung dabei, vier Prozent der Frauen macht beim Zähne putzen leichte Gymnastikübungen und drei Prozent der Männer schneidet Grimassen währenddessen.

Zudem ist die Dauer des Putzens im Bundesdurchschnitt zu gering: Lediglich 40 Prozent aller Befragten nehmen sich fürs Zähneputzen drei Minuten oder länger Zeit. Darüber hinaus nutzt auch nur etwas mehr als die Hälfte der Befragten Zahnseide, Interdentalbürsten und Co. Wenn diese Hilfsmittel benutzt werden, dann sind sie in der Regel nicht täglich in die Zahnhygiene integriert. Nur 11 Prozent der Befragten nutzt Zahnseide jeden Tag.

(wat)
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