Ein Fall für die Notfallambulanz Tabuthema Dauererektion

Chicago/Eschweiler · Schmerzhafte Dauererektionen nötigen offenbar immer mehr Männer, Hilfe in der Notfallambulanz zu suchen. Forscher in den USA beobachten, das die Zahl der Männer, die unter einer Dauererektion leiden um beinahe das 20-fache gestiegen ist.

Zuerst erwünscht, doch dann entpuppt sich die Erektion als Dauerzustand, der zur Qual für den Betroffenen wird. Das Tabuthema der Männer liegt hier auf dem medizinischen Silbertablett. Bei manchem beginnt es durch eine erektile Dysfunktion mit einem Glied, das nicht stehen will. Dann aber werden die Betroffenen ganz nach des Zauberlehrlings Art die Geister, die sie riefen nicht mehr los. Denn erektionsfördernde Mittel werden — so die Nachricht aus Chicago — immer häufiger falsch angewendet.

Im Fokus haben die Mediziner um Dr. Andrew Flum vor allem die SKAT-Therapie, bei der sich die Männer direkt in den Schwellkörper einen Wirkstoff spritzen, der ihnen zur gewünschten Manneskraft verhelfen soll. Ist die Anwendung allerdings nicht korrekt und die Dosis mitunter zu hoch gewählt, wirkt der Stoff zu lange und verursacht eben jene Dauererektion.

Wer wartet riskiert Potenz

Diese sollte Mann ernst nehmen, warnen die Urologen. Als Dauererektion, auch Priapismus genannt, bezeichnen sie Erektionen, die auch ohne Lust, Ejakulation und Orgasmus länger als zwei Stunden bestehen bleiben. Tritt dieser Ernstfall ein, ist es wichtig, dass der Mann innerhalb von vier bis sechs Stunden notfallmedizinisch versorgt wird. Denn Betroffene leiden nicht nur Höllenqualen, sondern ihre Potenz steht auf dem Spiel.

Wirkstoffe, die bei der SKAT-Therapie Einsatz finden, sind in Deutschland zwar zum Teil zugelassen, werden allerdings in den Apotheken nicht nachgefragt. "Dieser Markt ist ein Graumarkt", erklärt dazu Martin Katzenbach, Pressesprecher des Apothekerverbands Nordrhein. Er selbst verkauft in seiner Stadt-Apotheke rund ein bis zweimal im Monat Erektionsmittel wie Viagra oder Cyalis.

"Nur ganz wenige kaufen diese Mittel über den offiziellen Weg", sagt Katzenbach aus Erfahrung. Männer, die sich allerdings in Internetforen informieren und über das Internet solche Präparate beziehen, laufen Gefahr, ernsthaft zu Schaden zu kommen, wie die Entwicklung in den USA zeigt. Packungsanweisungen, die vielleicht anderssprachig sind, oder Verständnisprobleme in der Anwendung führen zu falschem Einsatz oder Dosierungsfehlern, die für die betroffenen Männer ein übles Nachspiel haben können.

Was zu Dauererektionen führen kann

Zu einer Dauerrektion kann es allerdings nicht nur durch falsch angewendete Medikamente kommen. Häufig tritt er auf, ohne dass die Ursache dafür auszumachen ist. Männer mit Bluterkrankungen wie der Sichelzellanämie oder Schädigungen des Nervensystems sowie Dialyse-Patienten neigen besonders zu solchen Erektionsproblemen.

Um eine bestehende Dauersteife im Glied zu behandeln, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Die Therapie sieht neben einer Schmerzbehandlung die Möglichkeit vor, medikamentös das Abschwellen des Gliedes zu erreichen. In Frage kommen nach Information des Berufsverbandes Deutscher Urologen in der konservativen Behandlung auch der Versuch und durch Bewegung, Kälte und Wärmeapplikation ein Abschwellen herbeizuführen.

Zeigen diese Maßnahmen keine Wirkung, kann der Urologe in den Schwellkörper gefäßwirksame Substanzen spritzen oder mit einer Punktion das Blut aus dem Glied abziehen. Zeigen auch diese Therapien keine Wirkung, bleibt nur doch der operative Eingriff, um die arterielle Blutzufuhr zu bremsen oder aber für einen venösen Abfluss des Blutes über eine Oberschenkelvene zu sorgen.

(wat)
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