Strenge Regeln für Schere und Säge Letzte Chance für die Hecke

Neukirchen-Vluyn · Nur noch bis zum 29. Februar dürfen Hecken und Gehölze unbegrenzt zurückgeschnitten werden. Danach gelten vom 1. März bis zum 30. September auch für Besitzer von Privatgärten strenge Regeln beim Umgang mit Baumsäge und Astschere.

Die Gärten der Welt in Berlin Marzahn
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Der Wetterbericht verheißt ausnahmsweise einmal Gutes. Hoch "Eitel" ist von Südwesten her im Anzug und bringt ab morgen Sonnenschein bei Temperaturen im deutlich zweistelligen Bereich. Für Garten- und Landschaftsbauer Johannes Heynen (47) aus Kerken bedeutet die Prognose eine zusätzliche Herausforderung: "Jetzt bei den milden Temperaturen gehen die Leute in den Garten und sehen, was es alles zu tun gibt. Dann greifen sie zum Telefon und rufen uns an."

Doch jeden Wunsch kann der Gärtner nicht erfüllen. Denn nur noch bis zum Ende des heutigen Tages dürfen Hecken und Gehölze unbegrenzt zurückgeschnitten werden. Vom 1. März bis zum 30. September sind dann auch in Gärten nur noch Pflegeschnitte erlaubt. Heynen: "Deshalb haben wir gerade in Krefeld noch eine komplette Koniferen-Hecke niedergelegt. Ab Donnerstag hätten wir uns das genehmigen lassen müssen."

Das Bundesnaturschutzgesetz, das den Baum- und Heckenschnitt auch für Privatleute verbindlich regelt, ist noch relativ jung. Es trat zum 1. März 2010 in Kraft. Dementsprechend gering ist die Kenntnis, was erlaubt und was verboten ist. Zwar machen bei den Kreisen angesiedelte untere Landschaftsbehörden im Februar gelegentlich auf die nahende Hecken-Schonzeit aufmerksam, doch tragen die Botschaften oft mehr zur Verwirrung als zur Aufklärung bei. "Die Gartenbesitzer sind ziemlich verunsichert", sagt Heynen.

Während manche weiterhin nach dem Motto "In meinem Garten macht mir keiner Vorschriften" schnitten und sägten, was das Werkzeug hergibt, trauten sich andere nach dem 1. März überhaupt nicht mehr ans eigene Gehölz. Auch Bernhard Rüb von der Landwirtschaftskammer NRW bekommt um diese Jahreszeit immer wieder Anfragen, ob der Gehölzschnitt in den Monaten zwischen März und September noch erlaubt sei.

Tatsächlich dürfen Hobbygärtner auch weiterhin das ganze Jahr über Hecken stutzen, solange sie keinen Radikalschnitt planen und die Vogelwelt nicht in ihrem Brutgeschäft stören. Dazu besteht derzeit aber keine Befürchtung, versichert Ornithologe Peter Malzbender vom Naturschutzbund Nabu in Wesel: "Vereinzelt sind zwar schon Amseln bei der Brut, auch Heckenbraunelle und Zaunkönig kämpfen bereits um die künftigen Brutreviere. Die meisten anderen Vogelarten fangen aber erst mit dem Brutgeschäft an, wenn die Hecken wieder grün sind."

Deshalb haben Hobbygärtner auch aus Sicht eines professionellen Vogelschützers noch einige Wochen Zeit, ihre Hecken in Form zu bringen. "Gegenwärtig kann man ja auch gut sehen, ob dort ein Vogel brütet, und dann dementsprechend Rücksicht nehmen", sagt Malzbender. "Da kann man ruhig mal fünf gerade sein lassen." Zumal das Gesetz ja nach dem 1. März Pflegeschnitte ausdrücklich erlaubt. Aber was ist darunter zu verstehen? Das Gesetz ist an dieser Stelle reichlich schwammig formuliert. Laut Gartenbauer Heynen ist die Entfernung einjährigen Holzes in jedem Fall statthaft.

Bei drastischen Einkürzungen bis auf den Gehölzstamm sollte im Zweifelsfall bei der jeweiligen Kommune eine Ausnahmegenehmigung beantragt werden, rät Heynen. Dem Antrag sollte am besten ein Foto der zu schneidenden Pflanzen und ein Lageplan im Maßstab 1 : 250 beigelegt werden. Inzwischen, so die Erfahrung Heynens, handhabten die Behörden die Ausnahmegenehmigungen nicht mehr so restriktiv wie im ersten Jahr nach Inkrafttreten des Gesetzes.

Obstbaumschnitte in Hausgärten sind laut Gesetz auch weiterhin ohne Einschränkungen möglich. In Obstbäumen nisten Vögel auch wesentlich seltener als in dichten Hecken und Gebüschen. Bei Kirschbäumen, so Heynen, sei die ideale Zeit zum Rückschnitt unmittelbar nach der Ernte. Für einige frühblühende Obstsorten sei der ideale Zeitpunkt für den Winterschnitt schon verpasst. "Wenn die Bäume Knospen angesetzt haben, besteht die Gefahr, dass man die Blütenansätze abschlägt, wenn man die Äste aus dem Baum zieht", erläutert der Gartenexperte. Apfel- und Birnbäume könnten aber problemlos noch einige Wochen lang unters Messer genommen werden.

Dabei macht der Experte immer wieder die Erfahrung, dass Laien viel zu viel junges Holz stehen lassen, so dass die Krone im Sommer so dicht wird, dass die Früchte zu wenig Licht und Raum bekommen, um sich optimal entwickeln zu können.

"Bäume schneiden ist Arbeit ohne Ende", sagt Heynen. Wem am Ertrag nicht gelegen sei, könne die Bäume aber auch einfach wachsen lassen. "Den Rest regelt die Natur von alleine."

(RP/chk/top)
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