Urin als Konservierungsmittel Vorsicht vor Billig-Parfums vom Basar

Recklinghausen/Berlin (RPO). Ein edles Parfum für ein paar Euro. Über ein solches Urlaubsschnäppchen freut sich so mancher Tourist. Doch was die meisten nicht wissen: Die billigen Duft-Flakons vom Basar bergen Gesundheitsrisiken. Urin als Konservierungsstoff ist noch das harmloseste.

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Foto: ddp

Für ein paar Euro werden auf Märkten, Basaren und in Läden billige Plagiate verscherbelt. Doch Vorsicht: Der Käufer solcher Fälschungen unterstützt nicht nur die organisierte Kriminalität, sondern geht, gerade was Kosmetika betrifft, unter Umständen erhebliche Risiken ein.

"Wir haben in Europa nicht umsonst eine sehr strenge Kosmetikrichtlinie, die den Verbraucher vor allem schützen soll, was ihm gesundheitlich schaden könnte", sagt Elmar Keldenich vom Bundesverband der Parfümerien in Recklinghausen. An solche Vorgaben hielten sich Produktfälscher natürlich nicht unbedingt. "Da wird in fliegenden Labors unter zum Teil unhygienischen Bedingungen irgendetwas zusammengemixt, das wenig kosten, aber dem Originalprodukt zumindest auf den ersten Blick nahe kommen soll."

Schädliche Inhaltsstoffe

Die Folge: In den Parfums, Make-ups oder Lotionen sind zum Teil Stoffe, die nicht nur verboten, sondern tatsächlich schädlich sind. "Urin als Konservierungsmittel ist da noch das harmloseste", erzählt Keldenich. "Fragt sich, ob man sich das unbedingt ins Gesicht schmieren möchte."

Es geht aber noch schlimmer, wie Hannes Köblitz vom Aktionskreis gegen Produkt- und Markenpiraterie (APM) in Berlin erzählt: "Bei Untersuchungen wurden auch Inhaltsstoffe wie Lackverdünner gefunden. Oder Sonnenschutzcremes, die überhaupt keinen UV-Schutz boten." Hier werde es dann wirklich gefährlich, so Köblitz. "Der Verkäufer eines Plagiats ist ja nicht an Kundenbindung interessiert", erläutert der Rechtsanwalt. "Ob der Käufer hinterher einen Sonnenbrand oder Hautausschlag hat, ist ihm völlig egal."

Selbstverständlich führt nicht jedes Plagiat sofort zu schweren Erkrankungen. Doch auch im Kleinen richten billige Fälschungen oft Schaden an, erklärt Keldenich. Im harmlosesten Fall verfliegt der Duft eines Parfums binnen weniger Minuten wieder. "Aber viele farbige plagierte Parfums hinterlassen gleichzeitig - anders als die Originale - Spuren auf der Kleidung oder greifen den Schmuck an", so der Kosmetik-Experte.

Billig-Flakons zerbrechen leicht

Auch die Flakons seien häufig Billigware. "Da kann es schnell passieren, dass so eine Flasche im Koffer zerbricht und das restliche Gepäck beschmutzt." Selbst wer zu eingeschweißter Ware greift, sei nicht immer auf der sicheren Seite: "Im schlimmsten Fall ist der schicke Flakon dann daheim mit Wasser gefüllt. Das ist dann wirklich teuer bezahlt."

Dazu kommen die moralischen Aspekte: "Bei der Markenpiraterie sind die Gewinnspannen inzwischen höher als beim Drogenhandel", warnt Elmar Keldenich. Das schade nicht nur der eigenen Volkswirtschaft, der so eine Menge Einnahmen verloren gehen, sondern fördert zugleich Verbrecherorganisationen weltweit. "Geld, das man für Plagiate ausgibt, ist Geld, das direkt an die Mafia fließt", bringt es Hannes Köblitz auf den Punkt.

Der Wert der im Jahr 2008 in Deutschland von den Zollbehörden beschlagnahmten gefälschten Kosmetikprodukte lag bei 13,2 Millionen Euro, so Martin Ruppmann vom Verband Kosmetischer Erzeugnisse (VKE) in Berlin. "Das ist eine Steigerung um 370 Prozent im Vergleich zum Vorjahr." Die meisten Kosmetika stammten aus Vietnam, China und der Türkei, weist der Zoll in seinen Statistiken aus.

Trotz dieser Dimensionen ist es in Deutschland nicht verboten, sich mit nachgemachten Edeldüften einzunebeln. Das kann in anderen Ländern jedoch ganz anders sein, warnt Köblitz. "In der Schweiz und in Frankreich wird der Kauf von Plagiaten zum Beispiel immerhin als Ordungswidrigkeit geahndet. Und in Italien macht man sich als Käufer sogar strafbar und muss mit saftigen Geldbußen rechnen, wenn einen die Polizei erwischt." Spätestens dann wird das vermeintliche Schnäppchen tatsächlich richtig teuer.

(tmn)
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