Voerde Das Kopf-an-Kopf-Rennen

Voerde · Wer wird Dezernent in Voerde? Zwar liegt der Bottroper Martin Notthoff dank Unterstützung von SPD, Grünen und Linken vorne. Die Dinslakenerin Simone Kaspar zieht aber nicht zurück, sie setzt auf ihre Außenseiterchance.

Pikantes Detail im Rennen um die freie Dezernentenstelle im Voerder Rathaus: Der SPD-Fraktionsvorsitzende Wolfgang Scholten hatte doch schon weit im Voraus erfahren, dass der von seiner Fraktion sowie von Grünen und Linken bevorzugte Bewerber Martin Notthoff (49) ein SPD-Parteibuch besitzt. Nach der Präsentation der Kandidaten am Montag hatte Scholten noch mitgeteilt, er habe erst in diesem Vorstellungsgespräch von der Parteizugehörigkeit Notthoffs erfahren.

Notthoff, Jugendamtsleiter der Stadt Bottrop, sagte gestern der Rheinischen Post, er habe Scholten im August über sein Parteibuch informiert. Zugleich habe er auf die Frage, ob ein CDU-Aspirant so weit vorne liege, dass er sich seine Bewerbung würde sparen können, von Scholten erfahren: "Nein, das Rennen ist offen."

Von SPD-Parteibuch früh gewusst

Auf RP-Nachfrage sagte Scholten: "Ich erinnere mich an das Gespräch. Dass es darin auch um das SPD-Parteibuch ging, ist mir durchgegangen. Da ist mir ein Fehler unterlaufen, und dazu stehe ich auch. Meiner Fraktion habe ich von dem Parteibuch aber nichts gesagt."

Die CDU ist seit Montag wütend auf die SPD. Die Union hatte sich nach kontroversen internen Debatten dazu durchgerungen, nur nach der Qualifikation der Bewerber zu entscheiden und nicht nach dem Parteibuch. Ihre Favoritin ist die Dinslakenerin Simone Kaspar (41), Fachdienstleiterin beim Kreis Recklinghausen. Ursprünglich hatte auch SPD-Mann Scholten seine Vorliebe für Simone Kaspar signalisiert. Nachdem sie und Notthoff sich am Montag in Voerde persönlich vorgestellt hatten, legte sich die SPD jedoch, für die CDU überraschend, auf den Bottroper fest. Weil auch Grüne und Linke dahinter stehen, ist Notthoff zurzeit im Vorteil. Alles hängt davon ab, wie FDP und WGV in der Ratssitzung am 18. Oktober entscheiden; noch ist unklar, wie sie sich verhalten werden.

Bis dahin will Simone Kaspar die Hoffnung nicht aufgeben. "Mein Interesse an der Stelle ist ungebrochen", sagte sie der RP. Anders, als am Montag in den Fraktionen schon spekuliert wurde, scheut sie die Kampfabstimmung nicht.

Simone Kaspar ist seit 2008 Kreisoberverwaltungsrätin. Seit 2006 leitet sie den Bereich Zentrale Aufgaben und Organisation, ist damit für die Organisation der gesamten Verwaltung des Kreises Recklinghausen zuständig, hat das Controlling dort mit aufgebaut. Sie ist Dozentin für Verwaltungsorganisation am Studieninstitut Emscher-Lippe in Dorsten und beim Berufsförderungswerk Oberhausen. Simone Kaspar ist Diplom-Verwaltungswirtin und hat auch ein Diplom in Wirtschaftswissenschaften (Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie Bochum). Im Bereich des Neuen Kommunalen Finanzmanagements (NKF) kann sie umfängliche Qualifikationen und Praxiserfahrung vorweisen. Der Bereich NKF ist für die Voerder Stelle von besonderem Gewicht, beinhaltet das Aufgabengebiet doch die Kämmerei, die in Anbetracht der schlimmen städtischen Finanzlage und des damit verbundenen Sparzwangs vor großen Herausforderungen steht.

Gegenkandidat Martin Notthoff ist Diplom-Verwaltungswirt und hat einen Abschluss als Betriebswirt (Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie Bochum). Nach ersten Stationen bei der Stadt Bottrop arbeitete er von 1995 bis 2005 im Fachbereich Finanzen, war zuletzt dessen stellvertretender Leiter und bereitete die Einführung des NKF mit vor. In dieser Zeit war er einige Jahre kaufmännischer Prokurist der Flugplatzgesellschaft Schwarze Heide. Seit 2005 leitet er in Bottrop das Jugendamt. Zu seinen Nebentätigkeiten zählt die Ausbildung von Controllern beim Deutschen Verein für öffentliche und private Fürsorge.

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(RP)
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