Duisburg Krings kritisiert den herrschenden "Zeitgeist"

Duisburg · Zum gestrigen Gastkommentar von Alt-Bürgermeister Heinz Pletziger (CDU) gab es eine prompte Reaktion von Alt-Oberbürgermeister Josef Krings (SPD). Krings schrieb einen offenen Brief an Pletziger, den die RP hier im Wortlaut veröffentlicht:

"Lieber Heinz Pletziger, Dein Gastkommentar in der RP vom 1. März bestätigt den bedauerlichen Zustand der Stadt. Duisburg ist gespalten. Die Person Sauerland verdient Respekt. Ich räume gerne ein, dass er mit mir vorzüglich umging, und dass er das schwierige Problem der Integration engagiert anging.

Doch das darf eine politische Bewertung nicht verbieten. Mit großer Distanz zur Person behaupte ich, der ehemalige Oberbürgermeister handelte im Sinn des vorherrschenden Zeitgeistes: immer schneller, immer höher, immer größer. Dafür steht die Loveparade, die Küppersmühle mit Schuhkarton, das Landesarchiv mit explodierenden Kosten. Die Bibel tadelt dieses Denken in der Geschichte vom Turmbau zu Babel.

Aktuell winken Investoren mit Millionen, und politische Gremien beschließen den Abriss der Rhein-Ruhr-Halle, des Schwimmbades, und es droht der Abriss der Siedlung am Zinkhüttenplatz, damit Parkplätze für das Outlet-Center entstehen. Wenn ich mich aber zwischen dem Outlet-Center und den Menschen in der Siedlung entscheiden muss, weiß ich, auf welcher Seite ich stehe.

Ich erinnere mich, wie die Innenstadt von Oberhausen kahlgefressen wurde. Mein Bild vom Rosengarten auf der Bahnhofsplatte steht für eine nicht kommerziell genutzte Fläche in der Innenstadt. Bitte nicht noch einmal Fastfood. Dieses Denken einte uns, als wir gemeinsam für den Erhalt der Liebfrauenkirche stritten. Schade, dass diese Gemeinsamkeit zerbricht."

(RP/rl)
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