Duisburg Mehr Integration durch Informationen

Duisburg · Die evangelische Kirche und die Internationale Initiative Hochfeld haben einen Wegweiser für rumänische und bulgarische Zuwanderer entwickelt. Die Broschüre soll dabei helfen, sich im deutschen Alltag besser zurechtzufinden.

 Die Integration der Rumänen und Bulgaren sorgt in Hochfeld (ebenso aber auch in Bergheim) immer wieder für Probleme. Mit einer Informationsbroschüre soll die Eingliederung nun besser gelingen.

Die Integration der Rumänen und Bulgaren sorgt in Hochfeld (ebenso aber auch in Bergheim) immer wieder für Probleme. Mit einer Informationsbroschüre soll die Eingliederung nun besser gelingen.

Foto: Archiv

Für Rafael Nikodemus war klar, dass etwas getan werden muss. Der Pfarrer ist Mitglied des evangelischen Kirchenrates im Rheinland mit dem Arbeitsschwerpunkt "Mission und Weltverantwortung". Er erlebt bei seiner täglichen Arbeit immer wieder, wie schwer es rumänischen und bulgarischen Zuwanderern fällt, in Deutschland Fuß zu fassen. Aus diesem Grund hat er zusammen mit der Integrationsagentur der Internationalen Initiative Hochfeld einen Wegweiser entwickelt, der es den Betroffenen erleichtern soll, sich im hiesigen Alltag zurechtzufinden.

"Kommune und Land haben viel zu lange zugesehen und nichts unternommen, um der Probleme Herr zu werden", sagte Nikodemus. "Man hat uns oft gesagt, das sei nur ein vorübergehendes Problem. Die Leute würden schon weiterziehen —sind sie aber nicht. Und nun stehen wir in der Verantwortung." In der täglichen Integrationsarbeit habe man festgestellt, dass ein Großteil der Schwierigkeiten von der Unwissenheit der Zuwanderer herrührt, so Ulrike Kloeters von der Internationalen Initiative, die sich in integrativen Projekten in Hochfeld engagiert. "Diese Leute kommen nach Duisburg, haben nichts weiter als ihre Kleidung und sprechen kein Deutsch. Da ist es kein Wunder, dass sie sich hier nicht zurechtfinden", erläuterte sie.

Aus diesem Grund würden sie auch immer wieder Opfer von Ausnutzung und dreister Abzocke. "Es hat in der Vergangenheit sogar Gespräche mit Betroffenen gegeben, die wirklich nicht wussten, dass ihre Kinder in Deutschland schulpflichtig sind." Ein Wegweiser in rumänischer und bulgarischer Sprache sei daher längst überfällig gewesen, auch um das soziale Klima in den Stadtteilen zu entspannen und um Missverständnisse aus dem Weg zu räumen.

"Ganze Großfamilien waren besorgt"

Inhaltlich setzten sich die Macher der Info-Broschüre daher mit wesentlichen Basisinformationen für Neuankömmlinge auseinander. So können rumänische und bulgarische Eltern in dem Infoheft zum Beispiel nachlesen, dass in Deutschland eine gesetzliche Meldepflicht besteht. Außerdem gibt es einen ausführlichen Abschnitt über das europäische Freizügigkeitsrecht, nachdem es zuletzt in den Stadtteilen immer wieder Gerüchte gegeben hat, dass bulgarischen Familien eine Sammelabschiebung drohe. "Dieses Gerücht hat für besonders viel Aufregung in Hochfeld gesorgt", wusste Karoline Robins, die Leiterin der Internationalen Initiative, zu berichten. "Da sind ganze Großfamilien auf uns zugekommen und waren ernsthaft besorgt. Dass ihnen das nach geltendem Recht überhaupt nicht angetan werden darf, das wusste kaum jemand."

Ein großes Problem für die Betroffenen ist nach wie vor die Wohnsituation. Wie berichtet leben einige Familien in menschenunwürdigen Verhältnissen, weil unseriöse Vermieter skrupellos Notlagen ausnutzen, um sich zu bereichern. Mit der neuen Broschüre soll dem ein Ende gesetzt werden. Ein großer Abschnitt des Wegweisers widmet sich deshalb dem geltenden Mietrecht und den Rechten und Pflichten von Mietern und Vermietern. Ein anderer Schwerpunkt des Infoheftes ist die Kontaktvermittlung. In der Broschüre sind alle bekannten Beratungsstellen und Integrationshilfen aufgelistet, an die sich die in Duisburg lebenden Zuwanderer wenden können.

(RP/rl)
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