RP-Serie Gesund und vital in Duisburg Operieren durchs "Schlüsselloch"

Duisburg · Chefarzt Dr. Mark Lienert ist Facharzt für Chirurgie am Klinikum Duisburg. Soweit wie möglich führt er Operationen in minimal-invasiver Technik durch, das heißt mit kleinst-möglicher Verletzung von Haut und Weichteilen.

 Chefarzt Dr. Mark Lienert bevorzugt die so genannten "Schlüsselloch"-Operationen, weil sie für den Patienten Vorteile haben können. Manchmal sind jedoch auch "klassische" Operationen notwendig.

Chefarzt Dr. Mark Lienert bevorzugt die so genannten "Schlüsselloch"-Operationen, weil sie für den Patienten Vorteile haben können. Manchmal sind jedoch auch "klassische" Operationen notwendig.

Foto: ralf hohl

Eine notwendige Operation soll möglichst schonend und mit geringen Belastungen für den Patienten durchgeführt werden. Das ist die "Philosophie", die hinter der minimal-invasiven Operationstechnik steckt. Dr. Mark Lienert, Chefarzt am Klinikum Duisburg, ist Facharzt für Chirurgie und operiert seit vielen Jahren mit dieser Technik. Die Definition, die in Wikipedia zu finden ist, sei durchaus korrekt, sagt er: "Minimal-invasive Chirurgie bezeichnet als Oberbegriff operative Eingriffe mit kleinstem Trauma (mit kleinster Verletzung von Haut und Weichteilen)."

 Auch bei Hämorrhoidalleiden gibt es heute erfolgreiche minimal-invasive Operationsverfahren, die Dr. Lienert seinen Patienten gut erklären kann.

Auch bei Hämorrhoidalleiden gibt es heute erfolgreiche minimal-invasive Operationsverfahren, die Dr. Lienert seinen Patienten gut erklären kann.

Foto: Hohl, Ralf (hohl)

Längst hat sich für die minimal-invasiven Operationsmethoden ein volkstümlicher Begriff eingebürgert, der auch von den Ärzten gerne verwendet wird, weil er so anschaulich ist: Schlüssellochoperationen. Statt relativ langer Schnitte, die bei "klassischen" Operationen gemacht werden, werden bei der minimal-invasiven Technik nur kleine Schnitte gesetzt, eben so kleine wie bei einem Schlüsselloch, also einen halben bis etwa zwei Zentimeter lang.

Die Anzahl der Schlüsselloch-Operationen hat in den vergangenen Jahren stetig zugenommen. Das hängt auch damit zusammen, dass sich die Technik verbessert hat. Dr. Lienert weist in seinen Vorträgen zur invasiv-minimalen Chirurgie auf einen hohen Anteil der Schlüsselloch-Operationen in seinem Team ist. Dabei werden im Klinikum Duisburg 98 Prozent aller Gallen-Operationen und 96 Prozent aller Blinddarm-Operationen minimal-invasiv operiert. Leisten- und Narbenbrüche stehen mit einem Anteil von 83 Prozent an dritter Stelle. Als Facharzt für Viszeral- und Thoraxchirurgie (Bauchraum und Brustkorb) hat es Dr. Lienert mit einem großen Spektrum an Erkrankungen zu tun. Nicht nur mit Galle, Leber, Milz, Bauchspeicheldrüse und Dickdarm, sondern auch mit der Lunge. Er hat schon Greise und Neugeborene operiert, darunter erfolgreich ein "Frühchen" von 1850 Gramm, das mit einem Leistenbruch zur Welt kam. Und jüngst einen Fünfjährigen an der Lunge, die ohne Operation keinen Platz zum Wachsen gehabt hätte.

Es gibt ein ganzes Arsenal von minimal-invasivem Operationsbesteck. Im Prinzip sieht die Technik so aus, dass winzige Klemmen, Scheren und Zangen zusammen mit einer Minikamera und einer Lichtquelle durch Hülsen in den Körper eingeführt werden. Im Gegensatz zur "klassischen" Operation kann der Chirurg das Operationsfeld nicht direkt sehen, vielmehr muss er die Operation am Bildschirm verfolgen. Da es besonders im Bauchbereich bei Menschen natürlicherweise "eng" ist, wird Kohlendioxid in den Operationsbereich eingeleitet, wodurch die Bauchhöhle aufgebläht wird. Dadurch wird erstens mehr Platz fürs Hantieren mit dem Operationsbesteck gelassen und zweitens die Sicht verbessert. Man kann sich vorstellen, dass bei dieser Operationstechnik der Arzt über eine gute Auge-Hand-Koordination verfügen muss. Und es ist auch kein Gerücht, dass ein guter Chirurg eine ruhige Hand haben sollte.

Die Vorteile der Schlüsselloch-Operationen gegenüber "klassischen" Methoden liegen auf der Hand: Der Patient hat kleinere Operationswunden, der Heilungsprozess wird dadurch kürzer und ist weniger schmerzhaft. Auch bleiben keine großen Narben zurück. Wenn immer es möglich ist, bevorzugt Dr. Lienert minimal-invasive Operationen. — Aber nicht immer. Bei einigen Erkrankungen oder unter bestimmten Umständen sei es angebracht, "klassisch" zu operieren. Manchmal brauche der Chirurg einfach mehr Raum. Und manchmal müsse er sich auch auf seinen Tastsinn verlassen, der bei Operationen durchs Schlüsselloch und mit Bildschirm wegfalle. Selten kommt es vor, dass sich während einer Schlüsselloch-Operation zeigt, dass eine "klassische" Operation besser ist. Bei schätzungsweise 200 Gallenblasen-Operationen habe er bislang zweimal die Operationstechnik geändert. Das sei keineswegs eine unvorhergesehene Komplikation, sondern ein besserer Weg, der sich nur während einer Operation zeigen kann. Der Patient, der in jedem Fall narkotisiert werden muss, merke davon nichts.

(RP)
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