Duisburg Wo Zaunrübe und Seifenkraut wachsen

Duisburg · Die Biotopwanderung im Rahmen der Duisburger Umwelttage führte die Teilnehmer diesmal ins Mündelheimer Rheinvorland. Jürgen Hinke erzählte den Teilnehmern Wissenswertes über die Tier- und Pflanzenwelt.

 Jürgen Hinke führte die rund 30 Teilnehmer am Samstag durch das Mündelheimer Rheinvorland und erklärte ihnen die Pflanzenwelt am Wegesrand.

Jürgen Hinke führte die rund 30 Teilnehmer am Samstag durch das Mündelheimer Rheinvorland und erklärte ihnen die Pflanzenwelt am Wegesrand.

Foto: ralf hohl

Der gewöhnungsbedürftige Geruch frisch gedüngter Felder steigt in die Nase. Am gegenüberliegenden Ufer spucken die Schlote des Krefelder Bayer-Werkes dunklen Rauch in den Himmel. Trotzdem ist das Mündelheimer Rheinvorland ein Ort eigentümlicher Schönheit. Bei einer Führung durch die Rheinauen im Rahmen der Duisburger Umwelttage , erfuhren rund 30 Teilnehmer allerhand Wissenswertes über die Tier- und Pflanzenwelt vor ihrer Haustüre.

Zu Beginn herrscht allerdings Verwirrung. Am Treffpunkt, an dem Tourenleiter Jürgen Hinke, der Duisburger Vorsitzende des Naturschutzbundes, seine Gäste empfangen soll, ist niemand anzutreffen. Doch gerade als sich die ersten Besucher enttäuscht zum Gehen wenden, ertönt ein Ruf. Hinke, ausgestattet mit Karo-Hemd, Jeans und Rucksack, hetzt der Menge entgegen. Er entschuldigt sich. Da sei irgendetwas falsch gelaufen, sagt er außer Atem. Der eigentliche Start sei 200 Meter die Straße runter. Nachdem die letzten Besucher eingesammelt sind, geht es endlich los.

Vor den Besuchern, die sich mit allerhand Kopfbedeckungen vor der Sonne zu schützen versuchen, liegen zwei Stunden informative Wanderung. Den ersten Stopp legt der Naturschützer an einer unscheinbaren Pflanze mit dunklen Beeren ein. Bei der sogenannten Zaunrübe handele es sich um eine der seltensten Pflanzenarten, die im Mündelheimer Rheinvorland zu finden sei, klärt er seine lauschenden Mitwanderer auf. Doch Achtung, die roten Früchte seien extrem giftig. Aus der Traube Menschen, die sich um den Naturschützer versammelt hat, wird daraufhin die Frage gestellt, wie viele Beeren man denn bräuchte, um die Schwiegermutter zu beseitigen. Hinke schmunzelt nur, eine solche Frage wolle er aus rechtlichen Gründen nicht beantworten. Beim nächsten Halt, gute 10 Minuten später, steht die Ausflugsgruppe vor einer weiteren Pflanze mit ganz besonderen Eigenschaften – dem sogenannten Seifenkraut. Dabei erfahren die Teilnehmer, dass man die Blüten der Pflanze im Mittelalter tatsächlich zum Waschen eingesetzt hat und dass Seifenkraut hervorragend dazu geeignet ist, Nachtfalter und Motten zu vertreiben. Derart informiert geht es weiter zu den für den Niederrhein typischen Kopfbäumen. Diese zurückgeschnittenen Weiden sind den meisten Teilnehmern ein Begriff. Umso erstaunter sind sie, als sie erfahren, wieso man diese Weiden eigentlich beschneidet. "Die Weiden haben große Astlöcher", erklärt Hinke. "Damit bieten sie einen perfekten Lebensraum für Specht und Waldkautz." Würde man die Bäume ungehindert wachsen lassen, würde man diesen Lebensraum zerstören." Wie viele Tierarten insgesamt im Rheinvorland leben, das könne man nicht genau sagen. "Einige Tausend aber bestimmt. Die meisten davon Insekten."

Nach einigen weiteren Stopps, bei denen die Besucher unter anderem die Begegnung mit einer fingergroßen Raupe und einer angeblich blutstillenden Pflanze namens Wiesenknopf machen, geht der Ausflug schließlich an seinem Ausgangspunkt zu Ende. Den meisten Teilnehmern hat es offenbar gut gefallen. Viele sagen, sie wollen beim nächsten Mal wieder mit dabei sein. Bis dahin lassen sie die frisch gedüngten Felder und die Industrieschlote aus Krefeld aber erst einmal hinter sich zurück.

(RP)
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