Haldern Pop 2011 "Naked Heart" beim Haldern Pop

Der Anfang gestaltet sich zäh. Nur ein paar junge Leute haben sich am Samstag, 13. Ausgust, auf der Wiese am See eingefunden. "Das wir heute schwer werden", stöhnt Fotograf Gerrit Starczweski. Er plant zum Open Air eine besondere Aktion. Nackte sollen ein Herz formen.

"Naked Heart": Körperkunst beim Haldern Pop
16 Bilder

"Naked Heart": Körperkunst beim Haldern Pop

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Ein "Naked Heart" wie die Aktion des Fotokünstlers aus Mehrhoog heißt, der damit auf dem Melt-Festival startete. Später soll daraus ein Bildband entstehen. Auch Haldern soll dort auftauchen.

Musikalische Werbetrommel

Doch noch sucht Gerrit händeringend Freiwillige. Viele wollen zwar am See schwimmen, für ein Foto ausziehen, will sich offenbar kaum einer. Vor allem gibt es ein Problem: Angezogen sind Nackte nicht zu erkennen. Es ist also gar nicht auszumachen, wer nur gucken und wer tatsächlich mitmachen möchte.

Doch Gerrit ist hartnäckig und hat vor allem tatkräftige Unterstützung von Sänger Tommi Fink, der zur Gitarre greift und so noch einmal musikalisch die Werbetrommel für die Foto-Aktion rührt. Mit Erfolg.

Schließlich ist doch eine Gruppe gefunden, nur die Kulisse für das Fotoshooting soll gewechselt werden. "Wir gehen rüber zum Pferdeparcours, da sind wir ungestörter und es gibt nicht so viel Gaffer", sagt Gerrit.

Auf dem Weg dahin wird die Gruppe dann doch noch größer. Elf junge Männer und neun Frauen sind es schließlich, die mit Gerrit zur Wiese kommen. Der prüft erst einmal, ob auch kein Strom auf dem Zaun ist und steckt dann mit Flatterband ein improvisiertes Herz auf dem Boden ab. Seine Models ziehen sich in der Zwischenzeit aus.

"Ich finde die Aktion cool, und Nacktheit ist doch eigentlich was ganz Normales", meint Heike, die aber auch zugibt: "Ich komme aus Paderborn, hier kennt mich keiner, ob ich das Zuhause machen würde, weiß ich nicht." Ihr Freund ist mit beim Festival. Der findet die Aktion okay. "Selbst mitmachen, will er aber doch nicht. Aber das muss auch jeder selbst wissen", sagt die 33-Jährige.

Verschiedene Perspektiven

Fotograf Gerrit platziert die Gruppe jetzt auf dem Rasen. "Oh Gott, sind das hier Disteln?", ruft ein Model entsetzt. Heike holt noch schnell ihren Feuerwehrhelm, Sänger Tommi hat extra eine Hymne geschrieen: "Wir sind jetzt alle nackt und nicht mehr eingepackt", singt er, bevor er nahtlos in das Benjamin Blümchen-Lied wechselt. "Törö".

Das löst die Stimmung, die ist jetzt ohnehin bestens. Die eigene Nacktheit wird gar nicht mehr wahrgenommen. Ein Bauer, der mit seinem Trecker vorbeifährt hupt lachend. Die Gruppe winkt zurück. Der Fotograf macht Aufnahmen aus verschiedenen Perspektiven, ist begeistert: "Das sieht so schön aus, ich hoffe euch geht es gut. Denkt dran: Ihr seid frei. Ihr müsst nicht so ernst gucken."

Nach einer halben Sunde ist die Fotosession vorbei. Gerrit ist inzwischen selbst ausgezogen und hat noch eine Idee. "Wir könnten uns noch mit dem Mist da drüben einreiben." Doch dazu kann er dann doch keinen mehr überreden. Auch die Aktion, noch gemeinsam nackt rüber zum See zu laufen, wird abgeblasen. Eva aus Haldern ist begeistert: "Ich hätte nicht gedacht, dass so etwas in Haldern möglich ist." Nacktheit sei für sie kein Problem. "Schließlich komme ich so auf die Welt." Zudem gab es Unterstützung aus der Familie. Auch ihre Schwester Sabine machte mit.

(jul)
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