Geldern Besuch im "Schnatterloch"

Geldern · Eine Hütte dient Ponter Jugendlichen in der dritten Generation als Rückzugsort. Eng damit verbunden ist die Idee, Bier auf möglichst objektive Weise zu testen – nicht zu saufen. 160 Sorten wurden schon gecheckt.

 Die Schnatterloch-Mitglieder: Christian Chrobak, Sebastian Kleinen, Corinna Naß, Tobias Schoppmann, Andre Laarmanns und Benjamin Kleinen (v.l.).

Die Schnatterloch-Mitglieder: Christian Chrobak, Sebastian Kleinen, Corinna Naß, Tobias Schoppmann, Andre Laarmanns und Benjamin Kleinen (v.l.).

Foto: Wensierski

Eine Hütte dient Ponter Jugendlichen in der dritten Generation als Rückzugsort. Eng damit verbunden ist die Idee, Bier auf möglichst objektive Weise zu testen — nicht zu saufen. 160 Sorten wurden schon gecheckt.

Heimelig sieht sie aus, die Hütte, die in einem Ponter Garten steht. Durch die Fenster fällt gelb-oranges Licht. "Schnatterloch" steht in Holzbuchstaben an der massiven Eichentür. Die stammt von einem alten Bauernhof, der vor dem Bau des jetzigen Wohnhauses zum Ort gehörte. "Hier ist eine Menge Geschichte drin", sagt Sebastian Kleinen über den Rückzugsort, der mehr durch Zufall entstanden ist. Das Holz, aus dem die Hütte gebaut ist, sollte eigentlich zum Bau eines Pferdestalls dienen. Dafür wurde dem Großvater die Genehmigung versagt. Stattdessen entstand das Schnatterloch und eine Werkzeughütte.

Der Name "Schnatterloch" stammt vom Gänsestall, der nebenan stand, vermutet Benjamin Kleinen, Enkel des besagten Großvaters. "Andere sagen, er kommt von den Skatspielern, weil die soviel geschnattert haben", ergänzt Bruder Sebastian.

An den Großvater Franz-Josef und seine Tätigkeit als Diakon erinnern das Kreuz über der Tür und die Fotografie eines Wegekreuzes. Die Besucher nehmen auf einer alten Kirchenbank Platz. Neben seinem katholischen Glauben zeichnete den Großvater seine Gastfreundschaft aus. "Für Opa war es eine Beleidigung, wenn wir unseren Kasten Bier selber mitgebracht haben", erinnern sich die erwachsenen Enkelkinder. "Schmeckt euch mein Bier nicht, dann bringe ich ein anderes mit", wollte er wissen.

Das war der erste Anstoß, um über den Tellerrand des lokalen Bierangebots hinauszuschauen. Ein Aufenthalt im Saarland brachte dann die Idee, einen Testbogen für Bier zu erfinden.

"Es war uns einfach zu schade, ein gutes Bier zu trinken und es dann wieder zu vergessen", sagt Sebastian Kleinen. Mittlerweile haben er und einige Schnatterlochfreunde 160 Biersorten getestet. Untersucht werden 20 verschiedene Eigenschaften von karamellig bis hopfig, und auf einer Skala von null bis fünf bewertet. Nach dem Motto: "Wenn ich nicht weiß, wie etwas pur schmeckt, kann ich auch nicht sagen, wie das anteilig schmeckt", haben die Jungs vom Schnatterloch sich Hopfen aus der Apotheke besorgt und pur probiert.

Das Thema Bier nehmen die Mitglieder also ernst. Es mache beispielsweise durchaus einen Unterschied, aus welchem Glas das Bier getrunken wird. Die Glasdicke spiele eine Rolle beim Trinkerlebnis, aber auch bei der Perligkeit.

Trinkerlebnis wohlgemerkt, nicht Vollrausch. Darauf legen die Ponter Jugendlichen gesteigerten Wert.

Denn bei der Biertestung teilen sich drei Leute eine Flasche Bier. Außerdem zeuge der geringe Alkoholgehalt und der intensive Geschmack des Bieres davon, dass es ein Genuss- und kein Rauschmittel sein soll, erklärt Kleinen.

Die gute Zusammenarbeit mit dem lokalen Getränkehändler erlaubt es den Nutzern des Schnatterlochs auch Biere aus anderen Regionen Deutschlands zu testen. "Damit haben wir die Möglichkeit, wenn wir tolles Bier gefunden haben, es am Niederrhein publik zu machen. Deutschland hat aber weit über 3000 Biersorten", gibt Kleinen einen Ausblick darauf, dass die "Arbeit" noch lange nicht abgeschlossen ist.

(bimo)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort