Goch Gesamtschule: Kevelaer soll Goch sparen helfen

Goch · Die Stadt Kevelaer ist verstimmt über eine Idee aus Goch: Die Nachbarstädte sollen sich finanziell stärker an der Gesamtschule Mittelkreis beteiligen. Auf Kevelaer kämen 144 000 Euro pro Jahr zu.

 Schüler aus sechs Kommunen besuchen die Gesamtschule Mittelkreis. Die Städte müssen Verbandsumlage und Fahrtkosten zahlen.

Schüler aus sechs Kommunen besuchen die Gesamtschule Mittelkreis. Die Städte müssen Verbandsumlage und Fahrtkosten zahlen.

Foto: Gottfried Evers

Für Schüler Cedric aus Kevelaer ist die Sache ganz einfach: "Die sollen mal ordentlich Geld in diese Schule stecken. Wer, ist doch egal." So egal ist das den beteiligten Kommunen allerdings nicht.

Die Stadt Goch möchte ihren Haushalt unter anderem damit sanieren, dass sie die übrigen Mitglieder des Zweckverbands Gesamtschule zu höheren Zahlungen heranzieht. Das kommt für Kevelaer, das selbst an der Konsolidierung seines Etats arbeitet, nicht in Frage. Könnte die Stadt Goch über das Thema selbst entscheiden, müsste Kevelaer künftig pro Jahr 144 100 Euro mehr bezahlen. Bisher sind es nach Auskunft der Kämmerei 262 500 Euro.

Als die Gesamtschule Mittelkreis an den Start ging, war klar, dass sie für mehrere Kommunen zuständig sein sollte. Ihren Sitz hat sie in Goch, zum Zweckverband gehören jedoch auch Kevelaer, Weeze, Uedem, Bedburg-Hau und Kalkar. Da die weitaus meisten Schüler Gocher sind, zahlt die Stadt Goch die höchste Zweckverbandsumlage: 1,15 Millionen Euro. Die Gemeindeprüfungsanstalt hat nun empfohlen, die Berechnung so zu verändern, dass Einwohner- und Schülerzahl jeweils zur Hälfte angerechnet werden.

Dadurch könnte Goch jährlich 251 900 Euro sparen, Weeze käme 17 000 Euro günstiger weg, Uedem 9 700 Euro. Teurer würde die Sache für Bedburg-Hau (52 300 Euro), Kalkar (82 200) und eben Kevelaer.

Marc Buchholz als Schuldezernent der Marienstadt ärgert sich darüber, dass Themen, die er nur intern auf Zweckverbandsebene erfahren hat, schon veröffentlich worden seien. "Dass alle Kommunen Sparbemühungen anstrengen, ist ja klar. Aber ebenso klar ist, dass die Gocher dieses neue Finanzierungsmodell nur über eine Änderung der Satzung erreichen könnten. Sie bräuchten dafür eine Zweidrittelmehrheit." Und die kommt nicht zusammen, wenn die Stimmen aus Bedburg-Hau, Kalkar und Kevelaer dagegen stimmen. Gochs Bürgermeister Karl-Heinz Otto beklagt schon mal mangelnde Solidarität: "Wir betreiben noch viel zu wenig interkommunale Zusammenarbeit. Warum sollen wir in Goch die Hauptlast für die Mittelkreis-Schule tragen, wenn uns die Gemeindeprüfungsanstalt rät, die Berechnungsgrundlage zu ändern? Darüber darf man wohl zumindest diskutieren."

Buchholz stellt fest: "Verträge sind zu halten." Nervös sei er nicht, bekanntlich plant Kevelaer selbst eine Gesamt- oder Sekundarschule. Vermutlich ab dem Jahr 2014 soll sie Haupt- und Realschule ablösen. Die Stadt zieht wohl — so deutlich wird das allerdings nicht gesagt — eine Sekundarschule vor, weil diese das bestehende Gymnasium nicht gefährden würde. Denn eine Gesamtschule, die bei Eltern beliebter ist als die Sekundarschule, hat eine eigene Oberstufe und könnte dem Gymnasium Schüler wegnehmen. So oder so: Kevelaer will seine Schüler selbst behalten und möglichst wenige an die Nachbarschaft verlieren.

Cedric Saborowski aus der Jahrgangsstufe 11 besucht als Kevelaerer die Gocher Gesamtschule. Seine Geschwister hingegen stärken den Schulstandort Kevelaer: der Bruder auf der Realschule, die Schwester auf dem Gymnasium. Cedric hat die Wahl nie bereut: "Ich hatte nur eine Realschul-Empfehlung, glaube aber, dass ich das Abitur hier schaffe. Auf der Gesamtschule werden die Leute mitgezogen. Ich fände gut, wenn Kevelaer auch eine bekäme."

(RP/rl)
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