Kleve Freie Sicht auf alte Stadtvilla

Kleve · Ein Haus aus dem 19. Jahrhundert an der Bahnhofstraße, das bislang kaum auffiel, steht nun frei. Ein die Sicht versperrende Mehrfamilienhaus ist abgebrochen worden. Ein Neubau ist aber bereits beantragt.

 Erstmals seit mehreren Jahrzehnten ist der Blick frei auf den dreiachsigen Hauptgiebel der Stadtvilla aus dem 19. Jahrhundert an der Bahnhofstraße.

Erstmals seit mehreren Jahrzehnten ist der Blick frei auf den dreiachsigen Hauptgiebel der Stadtvilla aus dem 19. Jahrhundert an der Bahnhofstraße.

Foto: Gottfried Evers

Wenn es um denkmalgeschützte oder denkmalwerte Gebäude in Kleve geht, gilt der Architekt Werner van Ackeren anerkanntermaßen als ein profunder Kenner. Doch selbst der Experte bekam nach eigener Aussage "ganz große Augen", als er nun an der Bahnhofstraße 16 eine alte Stadtvilla entdeckte. "Das Haus habe ich so noch nie gesehen", sagt Werner van Ackeren. Kein Wunder – bislang war die östliche Front, die ursprüngliche Eingangsseite zu der Villa, nahezu unsichtbar. Ein mehrgeschossiges Wohnhaus, in dessen Erdgeschoss eine Gaststätte war, verhinderte den Blick auf die Fassade. Erst kürzlich wurde das Gebäude abgerissen und ist die Sicht auf die Villa frei, in der Rechtsanwalt Johann C. Heesch seine Kanzlei hat.

 Vor dem Abriss des Mehrfamilienhauses an der Ecke Bahnhofstraße/Bahnhofplatz war die Ost-Fassade der Stadtvilla nicht zu sehen.

Vor dem Abriss des Mehrfamilienhauses an der Ecke Bahnhofstraße/Bahnhofplatz war die Ost-Fassade der Stadtvilla nicht zu sehen.

Foto: Eve

Unter Denkmalschutz steht das Haus Nummer 16 an der Bahnhofstraße laut Stadtverwaltung nicht. Es gehöre aber zu den denkmalwerten Häusern in Kleve. "Bei diesen Objekten ist noch nicht geklärt worden, ob sie unter Denkmalschutz gestellt werden sollten", sagt Sylvia Robinson von der Stadt Kleve.

Beschrieben wird das Haus vom ehemaligen Leiter des Museums Kurhaus, Guido de Werd, in seinem Buch "Das Gesicht einer Stadt. Erhaltenswerte Gebäude in Kleve" als zweigeschossige Villa (gebaut Ende des 19. Jahrhunderts) mit neuklassizistischen Fenster- und Türumrahmungen, einem dreiachsigem Hauptgiebel sowie Seitengiebel an der Bahnhofstraße und zweiachsiger Vorbau mit geschweiftem Giebel. Die Fenstereinteilungen und das Dach seien verändert worden, heißt es weiter.

Lange werden die Klever wohl nicht mehr frei Sicht auf das neu oder wieder entdeckte architektonische Schmuckstück haben. Dem Rat liegt ein Bebauungsplanentwurf vor, dessen Offenlegung beschlossen ist.

Dafür gibt es nach Aussagen der Verwaltung noch keinen Termin. Der Eigentümer des Grundstückes (Zevens Grundbesitz), auf dem das Haus abgerissen wurde, das die Sicht auf die Stadtvilla verdeckte, hat jedoch bereits einen Neubauantrag gestellt.

Jochen Koenen von Zevens Grundbesitz ist klar, dass manchem missfalle, wenn die Sicht auf die Stadtvilla erneut verbaut wird. Dass ein Eigentümer sein Grundstück deshalb nicht ungenutzt lasse, sei aber verständlich. Zudem habe sich Zevens Grundbesitz mit dem Ehepaar Heesch "einvernehmlich" geeinigt. Der "Fehler" sei vielmehr vor Jahrzehnten gemacht worden, als der damalige Besitzer das Gartengrundstück der Villa verkaufte.

Geplant ist laut Jochen Koenen ein modernes Gebäude mit fünf Geschossen und 16 Wohneinheiten – teilweise mit Penthouse-Charakter. Mit dem Mietwohnungsangebot will Zevens Grundbesitz in erster Linie ältere Menschen ansprechen. Der Baubeginn soll im Herbst, die Fertigstellung zwölf Monate später sein. Jochen Koenen verspricht: "Es wird ein schönes Haus, das das Viertel aufwertet und die Anbindung zur Stadtmitte verbessert. Dadurch, dass die Balkone nach Südwesten gehen, bauen wir zur Villa hin auch luftiger."

Architekt Werner van Ackeren rät dennoch, sich die Villa vor Baubeginn auf dem Eckgrundstück anzusehen. Er meint: "So wird man dieses schöne Haus nie wieder sehen."

(RP)
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