Kleve Warum Cleve Kleve heißt

Kleve · Der Klevische Verein hat eine neue Schriftenreihe aufgelegt, die in unregelmäßigen Abständen zu historischen Themen Stellung nehmen wird. Im ersten Heft der Reihe erläutert Stadtarchivar Drs. Bert Thissen die Geschichte des Klever Ortsnamens und seiner Schreibweise.

Als 1092 der Abt von Werden in einer Urkunde von einem Grafen Theodericus aus Cleve schrieb, legte er für viele Jahrhunderte die Schreibweise für den Namen der Stadt fest, die sich um den Stammsitz eben jenes Grafen bilden sollte: Cleve. Mit "C" versteht sich — wie jene Burg, die bald als "Castellum Cliva" betitelt wurde (1144) und wie auch im ersten Stadtrechtsprivileg von 1242 Cleve mit C. Natürlich waren es "Lateiner", die diese Urkunden anfertigten und für die im Mittelalter das C wie K gesprochen wurde. Es wäre keiner auf die Idee gekommen "Zleve" zu sagen . . .

Aus Cleve wurde erst 1935 während des Dritten Reiches Kleve — aber es soll sich dabei nicht um ein typisches Nazi-Erbe handeln, stellt Kleves Stadtarchivar Drs. Bert Thissen jetzt in der neuen Schriftenreihe des Klevischen Vereins klar: "Diese Entscheidung ist bei einer näheren Betrachtung komplexer, als es auf den ersten Blick den Anschein hat". Denn schon im 17. Jahrhundert stießen sich "Sprachreiniger" am nebeneinander von C und K für den gleichen Laut. Justus-Georgius Schottelius schreibt 1663: "Das C zu anfang ist zweifellautig, zumahl C vor a, o, l, r lauter als ein k, vor e und i aber als ein Z" gesprochen wird. Sein Beispiel: Citrone. 1748 brachte es Christoph Gottsched in seiner Grundlegung einer Deutschen Sprachkunst endgültig auf den Punkt: "Denn die Schrift ist ja in ihrem Ursprunge dazu erfunden worden, die Töne des Mundes abzubilden und sichtbar zu machen". Vor allem wehrten sich die sogenannten Sprachreiniger Gegner regionale Besonderheiten zuzulassen. Danach wäre Cleve als Schreibweise provinziell gewesen . . .

Ernsthaft diskutiert wurde die Änderung der Schreibweise aber erst Anfang des 20. Jahrhunderts: In Berlin wurde 1901 die orthografische Konferenz einberufen, die in eine Rechtschreibreform mündete. Wie heute waren auch damals nicht alle begeistert und sogar Kaiser Wilhelm II. persönlich bestand in Schreiben an seine Person auf alte Rechtschreibung.

Schon vorher hatte 1893 der Historische Verein für den Niederrhein alle C-Namen mit K geschrieben. Auch ein Zeichen dafür, dass es keine konsequente Regel gab — Cleve und Kleve liefen locker nebeneinander. Paul Clemens Standard-Werk über die Kunst hieß "Die Kunstdenkmäler des Kreises Kleve", eine in Leipzig erschienene Untersuchung schrieb über die Organisation der "Centralverwaltung in Kleve-Mark" und war gestempelt mit "Stadtbücherei Cleve".

Die Politik zeigte sich zunächst eher konservativ: 1910 stimmte sie unter Bürgermeister Wulff einstimmig für die Beibehaltung des C. Aus historischen Gründen hieß es damals. 1926 gab es noch eine Mehrheit für das C. Ab 1935 hieß es dann Kleve. Heute hat Cleve nur noch nostalgischen Klang.

(RP)
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