Moers Union-Getränke ist nicht mehr zu retten

Moers · Am Samstag liefern Mitarbeiter des traditionsreichen Moerser Getränkehauses zum letzten Mal Bier und Mineralwasser an ihrer Kunden aus. Dann wird der Betrieb stillgelegt. Der Insolvenzverwalter warf gestern das Handtuch.

 Rund 60 Mitarbeiter sind derzeit noch bei "Union Getränke" an der Rheinberger Straße beschäftigt.

Rund 60 Mitarbeiter sind derzeit noch bei "Union Getränke" an der Rheinberger Straße beschäftigt.

Foto: Stock

Die Nachricht traf die Mitarbeiter des Moerser Getränkegroßhändlers Union gestern Nachmittag: Am 15. Juni ist endgültig Schluss für das Moerser Unternehmen, das seit Jahrzehnten die meisten Gastronomiebetriebe in Moers und Umgebung belieferte. Das Unternehmen ist insolvent und muss seinen Betrieb einstellen.

"Das Insolvenzverfahren dauerte ja schon seit fünf Monaten", sagt einer der Arbeiter auf dem Hof. "Aber wir hatten natürlich bis zu letzt gehofft. Jetzt machen wir bis Samstag unsere Arbeit zu Ende, dann muss man sehen." Ein anderer wird deutlicher: "Wir wurden verarscht", sagt der Mann. "Nicht vom Insolvenzverwalter, sondern von dem Investor." Gemeint ist damit ein Kaufinteressent, der die "Union Getränke", die seit November des vergangenen Jahres in akuten Zahlungsschwierigkeiten steckte, übernehmen und weiterführen wollte.

In den Worten des Insolvenzverwalters Horst Piepenburg hört sich das so an: "Nachdem die intensiven, fast zwei Monate andauernden Verhandlungen mit dem zuletzt verbliebenen Bieter endgültig gescheitert sind, gab es für den Insolvenzverwalter keine Perspektive mehr, die eine Fortführung des Getränkespezialisten gerechtfertigt hätte. Den rund 60 Mitarbeitern des Unternehmens muss jetzt gekündigt werden. Zuvor stehen Gespräche mit dem Betriebsrat über einen Interessenausgleich und Sozialplan an.

Die haben offensichtlich gestern am frühen Abend schon begonnen. Unter Hinweis auf "eine laufende Sitzung" war der Betriebsrat gestern nach Bekanntwerden der Stilllegung für eine Stellungnahme nicht mehr zu erreichen.

"Wir bedauern sehr, dass es keine Einigung mit dem Investor gegeben hat, der ursprünglich rund 50 Arbeitsplätze erhalten wollte. Der Insolvenzverwalter und die Gläubiger waren dafür zu großen Zugeständnissen bereit, konnten aber den zuletzt überraschend vorgelegten Konditionen des Interessenten nicht zustimmen", sagte Piepenburg. "Bei der Übernahme bestimmter Risiken sind wir in den Verhandlungen bereits an die Grenze des in einem Insolvenzverfahren rechtlich Zulässigen gegangen."

Das Insolvenzverfahren war am 30. Januar eröffnet worden. Seither wurde der Betrieb vom Insolvenzverwalter fortgeführt. In den kommenden Tagen werden die bestellten Lagerbestände an die Kunden ausgeliefert. Neue Ware wird nicht mehr geordert. Anschließend wird die Verwertung einzelner Vermögensgegenstände eingeleitet.

Für das Betriebsgrundstück an der Rheinberger Straße soll es bereits einen Kaufinteressenten geben. Die Gastronomen sollen durch einen anderen Großhändler beliefert werden.

Zu den Hauptgläubigern des Unternehmens zählen die Arbeitsagentur und die Sparkasse.

(RP/ac)
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