Xanten Gymnasium: Stunde hat bald 67,5-Minuten

Xanten · Zum nächsten Schuljahr soll der Unterricht am Stiftsgymnasium zeitlich neu strukturiert werden – dem Lernen zuliebe.

 Schulleiter Franz-Josef Klaßen zeigt Schülern, wie der Stundenplan nach dem neuen Zeitraster aussehen könnte.

Schulleiter Franz-Josef Klaßen zeigt Schülern, wie der Stundenplan nach dem neuen Zeitraster aussehen könnte.

Foto: olaf ostermann

Zum nächsten Schuljahr soll der Unterricht am Stiftsgymnasium zeitlich neu strukturiert werden — dem Lernen zuliebe.

Schulleiter Franz-Josef Klaßen zieht das Pizzamodell heran. Man könne sie in mehrere kleine Stücke schneiden — oder eben in weniger, dafür aber größere Stücke. An der Gesamtgröße des Teigfladens ändert sich dadurch nichts.

So ähnlich soll es mit der Zeiteinteilung am Stiftsgymnasium ab dem nächsten Schuljahr geschehen. Wurde der Unterricht bis zum Mittag bislang in sechsmal 45 Minuten gegliedert, so sollen es künftig viermal 67,5 Minuten sein.

Vor allem aus pädagogischen Gründen soll die neue Zeitrechnung am Stiftsgymnasium Einzug halten. Die 45-Minuten-Schulstunde stammt aus der Zeit des Frontalunterrichts, als Lehrer noch vor der Klasse standen und dozierten. Moderne Lehrmethoden, selbstständiges Arbeiten in Gruppen, Schülerexperimente — das alles erfordert mehr Zeit.

Doppelstunden zu lang

90-minütige Doppelstunden seien wiederum vor allem für jüngere Schüler zu lang; irgendwann lasse die Konzentration nach, sagt Klaßen. Somit sei die "Langstunde" von 67,5 Minuten ein sinnvoller Kompromiss, wenn Beginn und Ende des vormittäglichen Unterrichts wie bisher bleiben sollen. Denn, so Klaßen: "95 Prozent des Unterrichts in der Sekundarstufe I finden vormittags statt."

Schon im vorigen Schuljahr kam in der Lehrerschaft die Idee auf, die "Zeitpizza" neu zu teilen. Im laufenden Jahr wurde eine Arbeitsgruppe eingesetzt, an der auch Schüler und Elternvertreter beteiligt sind. Die Schülervertretung hat bereits mit großer Mehrheit, die Elternpflegschaft ohne Gegenstimmen für das neue Modell abgestimmt. Ausschlaggebend ist, wie die Schulkonferenz in ihrer morgigen Sitzung entscheidet.

Die Umstrukturierung des Unterrichts in Langstunden ist nicht immer ganz einfach, vor allem im Nachmittagsbereich nicht. "An manchen Stellen müssen wir uns pfiffige Ideen einfallen lassen", sagt Klaßen. Leistungskurse in der Oberstufe werden bislang zum Beispiel fünfstündig gegeben, was 3,3 Langstunden entspricht.

Das Drittel wird in diesem Fall "gesammelt", in einem Halbjahr gibt's dann eine Stunde mehr Unterricht. Insgesamt werde es weniger Fächer pro Tag geben (wodurch als "Nebeneffekt" auch die Tornister leichter werden!), aber mehr Fächer pro Woche und Schuljahr. Und es werde eine größere Kontinuität bei den Fächern erreicht. Dass ein Fach wie Geschichte oder Physik in einem Schuljahr "fehlt", komme kaum mehr vor. "Die Schüler werden mehr Noten auf dem Zeugnis haben", sagt Klaßen.

Bei einer Info-Veranstaltung für Eltern und Schüler gab es in der vergangenen Woche noch allerhand kritische Fragen. Zum Beispiel dazu, wie sich die neue Zeitrechnung mit dem Busfahrplan am Nachmittag verträgt. Wenn die letzte Schulstunde gegen 16.30 Uhr ende, so fehlten Busverbindungen, hieß es. Schüler aus Labbeck, Uedem oder Menzelen hätten dann ein Problem bei ihrem Heimweg.

Anderes Beispiel: Schüler aus der Jahrgangsstufe acht und neun, die bislang eine Doppelstunde am Nachmittag und um 15.45 Uhr Schulschluss hatten, haben künftig nur eine Langstunde und sind bereits um 15.12:30 Uhr fertig. Für viele Eltern sei dies, so Klaßen, eine "unmögliche Zeit in Bezug auf die Busse", weil die Kinder eine halbe Stunde lang warten müssten. Derzeit wird an der Lösung des Problems gearbeitet. Durch eine geringfügige Verkürzung der Pausen könnten die betroffenen Schüler einen früheren Bus erwischen. Denkbar sei auch eine Anpassung des Busfahrplans. Erste Gespräche darüber seien mit der Stadt geführt worden.

(RP/rl)
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