Gemeinde Grefrath Kleine Modellbahnen werden beliebter

Gemeinde Grefrath · Spielzeugeisenbahnen standen am Sonntag bei der Rokal TT-Tauschbörse in der Dorenburg im Mittelpunkt. Die Züge des Lobbericher Unternehmens sind nicht nur bei Sammlern beliebt. Ihr Maßstab ist wieder zeitgemäß.

 Bei der Rokal TT-Tauschbörse in der Dorenburg beugten sich viele Hobbyeisenbahner über die Auslagen der Händler, um das zu finden, was sie suchten.

Bei der Rokal TT-Tauschbörse in der Dorenburg beugten sich viele Hobbyeisenbahner über die Auslagen der Händler, um das zu finden, was sie suchten.

Foto: Wolfgang Kaiser

"Haben Sie eine Kupplung für die V 200?", will Gustav Lange von Ralf Gregorczyk wissen, der daraufhin eine Kiste voller Modelleisenbahn-Verschleißteile öffnet. "Ja, hier ist sie", sagt der Händler aus Lüdenscheid und reicht sie Lange herüber. Der macht sich direkt daran, die Kupplung an seiner Lokomotive zu befestigen und bezahlt den geforderten Preis — das Geschäft ist perfekt.

Szenen wie diese bestimmten gestern den Ausstellungsraum der Dorenburg auf dem Gelände des Niederrheinischen Freilichtmuseums. Dort richtete der Lobbericher Rokal-Stammtisch wieder seine bei Modellbahnfans beliebte Tauschbörse aus, zu der fünf Händler aus dem gesamten Bundesgebiet kamen. Neben Verkäufen, Tauschgeschäften und einem Plausch unter Gleichgesinnten nutzten Walter Brandt und seine Eisenbahnfreunde die Gelegenheit, um Interessierte für das alte Hobby zu begeistern.

Dass dies durchaus zeitgemäß sein kann, bewies Ralf Nolde aus Lobberich. Der Elektronik-Ingenieur entwickelt gerade einen analogen Fahrregler (Fahrtpult MBS B), das einen elektronischen Mehrwert auf die Rokal-Schiene bringt. "Eine Nachrüstung ist nicht erforderlich", sagt Nolde. Über eine Puls-Breiten-Steuerung können die Lokomotiven kraftvoll anfahren, ihre Wege sind per Computer beliebig programmierbar. Das findet auch Noldes Sohn Mika (11) spannend.

Geht man vom einstigen Zweck der Rokal-Modelleisenbahn aus, so ist diese mittlerweile wieder zeitgemäß. Denn als der Ingenieur Eugen Engelhardt 1946 von der Freigabe der Spielzeugproduktion in der britischen Besatzungszone erfuhr, entwickelte er eine Eisenbahn, die in die beengten Wohnverhältnisse im Nachkriegsdeutschland passte. Die Spur TT ("table top", zu deutsch "auf dem Tisch") fand Platz auf jeden Küchentisch, war klein, wendig und schnell aufgebaut.

Engelhardt kam mit dem Unternehmen von Robert Kahrmann, das Zinkspritzgussteile für Sanitärarmaturen fertigte, ins Geschäft, so dass 1948 die Fertigung der Rokal-Eisenbahn beginnen konnte. Heute, da es immer mehr Ein-Zimmer-Wohnungen und Singlehaushalte gibt, erscheint die Idee des platzsparenden Hobbys wieder zeitgemäß, ja modern. Selbst die Anschaffung einzelner Teile ist nicht sehr teuer. Eine Lok ist für 20 Euro zu haben, an zehn Schienen kommt man mit Glück für wenige Euro heran.

Der Lobbericher Rokal-Stammtisch verband seine jährliche Tauschbörse wie so oft mit einem "Klönabend" am Samstag im Hotel Stadt Lobberich. Als Ehrengast war Karl-Heinz Claßen anwesend, der aus seiner Zeit als Export- und Vertriebsleiter bei Rokal erzählte. In 2013 feiern die Rokal-Freunde 65 Jahre Rokal-Produktion, auch wenn die bereits 1974 endete.

Sammler Gustav Lange indes, der schon eine Kupplung für die V 200 gefunden hatte, war für einen Bekannten auf der Suche: Eine Steuerung rechts fürs Lok-Modell 71 sollte es sein.

(tone)
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