Eklat in Krefeld-Forstwald Bürger werfen Dezernent Linne Wortbruch vor

Krefeld · Eklat zwischen Bezirkspolitikern und Planungsdezernent Linne: Die Stadt vermarktet das Kasernengelände bereits als Wohngebiet – die Bezirkspolitiker wissen von nichts. Viele Forstwalder aber wollen eine Wiederaufforstung.

 "Wortbruch" - der Forstwalder Bezirksvorsteher Hans-Josef Ruhland (links) und der Forstwalder Bürger Manfred Müllenbruck greifen Planungsdezernent Manfred Linne an.

"Wortbruch" - der Forstwalder Bezirksvorsteher Hans-Josef Ruhland (links) und der Forstwalder Bürger Manfred Müllenbruck greifen Planungsdezernent Manfred Linne an.

Foto: Thomas lammertz

Eklat zwischen Bezirkspolitikern und Planungsdezernent Linne: Die Stadt vermarktet das Kasernengelände bereits als Wohngebiet — die Bezirkspolitiker wissen von nichts. Viele Forstwalder aber wollen eine Wiederaufforstung.

Nur vier Tage nach der denkwürdigen Ratssitzung, in der eine tiefe Kluft zwischen Ratspolitikern und der Verwaltungsspitze überdeutlich geworden ist, sieht sich Planungsdezernent Martin Linne massiven Vorwürfen von Forstwalder Bürgern ausgesetzt: Sie sprechen von Wortbruch und beklagen, dass der Dezernent eigenmächtig und ohne Rücksprache mit den Forstwaldern handele. Der Forstwalder Eklat ist symptomatisch für das Verhältnis von Rat und Verwaltung insgesamt.

Darum geht es: Als "Entwicklungsflächen in idyllischer Waldlage" wird seit kurzem das ehemalige Kasernengelände in Forstwald in einem Internetportal zum Verkauf angeboten. Für Bezirksvorsteher Hans-Josef Ruhland (CDU) und den Forstwalder Bürger Manfred Müllenbruck ist das Vorpreschen der Krefelder Verwaltung in dieser Sache ein Wortbruch. Denn, so Ruhland: "Es gab die Absprache mit dem Rat, dass über die künftige Nutzung des Geländes nicht entschieden wird, bevor nicht die Messergebnisse in Sachen Altlasten vorliegen." In den Verkaufsunterlagen heißt es jedoch, es seien "umfassende Untersuchungen vorgenommen worden"; es gebe keine Anhaltspunkte für das Vorliegen einer Altlast. "Wenn das stimmt, warum hat Linne dann den Rat der Stadt Krefeld nicht darüber informiert?", fragt Hans-Josef Ruhland.

Außerdem gebe es, so Manfred Müllenbruck, Erkenntnisse, dass die Messungen, für die umfangreiche Bohrungen zur Entnahme von Bodenproben nötig seien, noch gar nicht stattgefunden hätten. "Ich habe herausgefunden, dass eine Firma aus Mülheim damit beauftragt ist, bundesweit solche Messungen im Auftrag der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BIMA) durchzuführen, dass das aber in Krefeld noch nicht geschehen ist."

Das rund 160.000 Quadratmeter große Gelände im Dreieck Stockweg/Hochbendweg an der Grenze zu St. Töniser Stadtgebiet ist seit dem Abzug der britischen Armee im Jahr 2002 ungenutzt. Besitzer ist zwar die BIMA mit Büro in Düsseldorf. Doch die Stadt Krefeld kann per Flächennutzungsplan steuern, welcher Nutzung das Gelände zugeführt werden soll. Zur Diskussion standen zuletzt "Bebauung" oder "Wiederaufforstung".

Während im Verkaufsexposé bereits damit geworben wird, dass "Bebauungspläne nach Bedarf vorhabenbezogen erstellt werden" könnten und konkret auf einen Ansprechpartner im städtischen Planungsamt verwiesen wird, liegen der Politik laut Ruhland weder Informationen über die Messergebnisse vor, noch sind Einwendungen der Bürger im Rahmen der Offenlage öffentlich geworden. Und dass es viele Einwände gegen den Plan gab, das Gebiet für Wohnbebauung zu parzellieren — dessen sind sich Müllenbruck und Ruhland sicher: "Die Forstwalder wünschen sich die Wiederaufforstung." Ihrer Meinung nach ist das ganze Geschehen auf Drängen des Planungsdezernenten Martin Linne zurückzuführen. "Er tut bewusst, was die Forstwalder nicht wollen. In dem Papier steht drin, was die Verwaltung will, nämlich bebauen — ohne dass der Rat zugestimmt hat", sagt Bezirksvorsteher Ruhland.

Ebenso sei unklar, ob die Stadt Krefeld das bestehende Vorkaufsrecht für die Fläche bereits abgeben hat. Trotz der prekären Haushaltslage wäre der Kauf der Fläche zum Preis landwirtschaftlicher Nutzfläche zwischen einem und vier Euro durchaus im Rahmen des Machbaren, glaubt Müllenbruck. Die Stadt solle jedenfalls nicht die Kontrolle über das Geschehen auf dem Gelände aufgeben und die Entscheidung darüber, was dort passiert, einem Investor überlassen, der dann möglicherweise "gegen die Interessen der Bürger handelt."

Für schlichtweg falsch hält Ruhland auch Punkt sieben des Exposés, in dem mitgeteilt wird, es befänden sich auf dem Gelände keine denkmalgeschützten Objekte: "Wer das sagt, versteht nichts von der historischen Kulturlandschaft Forstwald."

(RP)
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