Krefeld Seltenes Juwel des Expressionismus

Krefeld · Auf der Suche nach einem historischen Wohnhaus stieß Architekturfotograf Florian Monheim zu seinem Erstaunen auf das 1929 bis 1931 errichtete Haus von Hans Poelzig an der Kliedbruchstraße. Dessen Sanierung fördert die Deutschen Stiftung Denkmalschutz jetzt mit 20 000 Euro.

Das ist das Architektur-Biotop Kliedbruchstraße
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Kliedbruch Architekturfotograf Florian Monheim aus Büderich konnte es kaum glauben: "Als meine Frau und ich vor sechs Jahren auf der Suche nach einem historischen Haus waren, habe ich im Internet recherchiert und war aufs Äußerste überrascht, dass in Krefeld ein Haus des berühmten Berliner Architekten Hans Poelzig stehen sollte. Die meisten Bauwerke, die er errichtet hat, sind inzwischen nämlich abgerissen." Es stellte sich heraus, dass das Haus an der Kliedbruchstraße 67 das einzige Einfamilienhaus war, das der zumindest deutschlandweit berühmteste expressionistische Architekt für einen privaten Bauherrn errichtet hat. Begeistert griffen Monheim und seine Frau Barbara Opitz, ebenfalls Fotografin, zu und zogen nach Krefeld.

Poelzig hatte das Haus von 1929 bis 1931 für die Familie der Krefelder Textilfabrikanten, Kunstsammler und Mäzene Ilse und Friedrich Steinert erbaut. Zwar hatte der auch seinerzeit schon bedeutende Architekt, der unter anderem das Haus des Rundfunks in Berlin (1928/29) und das Verwaltungsgebäude der IG Farben in Frankfurt/Main (1929) errichtet hatte, auch andere Einfamilienhäuser gebaut, doch meist nur im Rahmen von Bauausstellungen.

Garten erhöht — Wasserschäden

Als der Garten des Krefelder Hauses in den 90er Jahren höher gelegt wurde, waren Wasserschäden im Souterrain und in der Garage die unangenehmen Folgen. Weitere Schäden, zum Teil bereits aus der Erbauungszeit oder als Folge des Zahns der Zeit, fordern die Eigentümer zusätzlich heraus. Daher ist nun die Freude groß, wenn sie in diesen Tagen den Fördervertrag der Deutschen Stiftung Denkmalschutz über 20 000 Euro für die Mauerwerksanierung erhält. Auch das Land beteiligt sich an der Maßnahme.

Der giebelständige Backsteinbau stand ursprünglich in freier Lage auf einem künstlichen Hügel. Wie die Stiftung aufgrund der Ausführungen Monheims weiter beschreibt, steht das Gebäude auf unregelmäßigem Grundriss und hat einen unsymmetrischen, ungewöhnlichen Baukörper. Es wirkt besonders aufgrund der mit herabgezogenen Dächern gedeckten Abseiten, den Versprüngen, loggiaartig geöffneten Treppenzugängen und herausgezogenen Mauern. Ein spitzbogiges Ziegeldach, dessen eine Seite ein Geschoss tiefer hinabgezogen ist, hat unterschiedliche Radien über schmalem vorderem und breiterem rückwärtigem Hausbereich. Die unterschiedlichen Dachformen zeigen sich als Spitzbogen-, Sattel- oder Flachdach und weisen an der Nordseite eine geschwungene Dachgaube auf. Dadurch kommt es auch zu verschiedenen Geschosshöhen.

An der Eingangsfassade stammt die "Seidenblume", ein 80 mal 100 Zentimeter großes Terrakottarelief in Form einer Rosette aus dem Jahr 1936 von Ewald Mataré. Ein weiteres Terrakottarelief mit dem Titel "Phantasievogel" datiert auf 1934. Anfang der 1960er Jahre hat man das Erdgeschoss erweitert und eine Dachhälfte hinausgezogen, wodurch ein Gegenschwung entstand, der sich vermutlich an einem Musterhausentwurf Poelzigs aus dem Jahr 1904 orientierte.

Im Inneren dominiert das originale, elegant geschwungene Treppenhaus, dessen eichenhölzerne Treppe sich vom Erdgeschoss aus über eine Zwischenetage emporschwingt, teilweise hinter einer Wand verborgen fortläuft, um sich dann in einer Galerie zu öffnen.

Das Treppenhaus nutzen die beiden Fotografen auch als Galerie zur Präsentation ihrer Aufnahmen, die nach Vereinbarung unter Telefon 02151-5656769 besichtigt werden können.

(RP)
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