Mönchengladbach Der Umgang mit dem Tod

Mönchengladbach · In Mönchengladbach begleiten ein ambulanter und ein stationärer Hospizdienst schwerstkranke Patienten. Viele ehrenamtliche Mitarbeiter helfen dabei. Auch um ihr Wirken geht es beim heutigen Welthospiztag.

Niemand beschäftigt sich gerne mit dem Sterben. Dabei beginnt es, könnte man sagen, schon mit dem ersten Atemzug. "Es ist nur die Frage, wie lange wir leben und wie sinnvoll wir das Leben nutzen", sagt Otmar Müller (51). Müller ist ehrenamtlicher Mitarbeiter des ambulanten Hospizdienstes in Mönchengladbach. Zuvor arbeitete er 30 Jahre in Großkonzernen, bis er 2008 an Burn-out erkrankte. "Diese Erfahrung veränderte mein Leben vollständig", erzählt Müller. "Man stellt sich die Frage, was wirklich wichtig ist im Leben: Ist es das tolle Auto, das große Haus? Oder sind es die Freunde und die Familie?" Durch eine Zeitungsannonce erfuhr er vom ambulanten Hospizdienst. Zurzeit befindet sich Müller noch in der Ausbildung, die jeder Ehrenämtler durchlaufen muss. Dort werden sie mit den Wünschen, Ängsten und Sorgen von sterbenden Menschen vertraut gemacht und unter anderem in Kommunikation und Symbolsprache geschult. "Für Menschen, die Angst vor dem eigenen Tod haben, ist diese Ausbildung knallhart", sagt Müller. "Jeder muss zum Beispiel einen Abschiedsbrief an sich selber schreiben und seine eigene Beerdigung planen."

Offen für Ängste und Sorgen

Conny Wolff (52) ist Diplom-Sozialpädagogin und koordiniert für das Deutsche Rote Kreuz die ehrenamtliche Tätigkeit des ambulanten Hospizdienstes in Mönchengladbach. Letztes Jahr hat sie mit ihren über 40 Mitarbeitern 86 Patienten im häuslichen Umfeld und deren Familien betreut. "Das Hospiz-Konzept ist eines der ganzheitlichen Sterbe- und Trauerbegleitung", erklärt Wolff. "Deshalb ist es auch schwer, unser Tätigkeitsspektrum konkret zu benennen." Zum Beispiel, so Wolff, würde der ambulante Dienst keinen Nachtdienst anbieten. "Aber keiner von steht auf oder geht fort, wenn er nachts gebraucht wird. Alles, was getan werden muss, tun wir auch." Im Mittelpunkt der Tätigkeit stehe immer der Patient, stehe das Hören, Empfinden und das Einfühlen. "Es sind jedes Mal zunächst fremde Menschen, denen wir begegnen. Gerade bei den ersten Begegnungen ist es wichtig, für die Ängste und Sorgen des Erkrankten offen zu sein."

Auch Anni Hufschmidt (58) ist ehrenamtliche Mitarbeiterin. Nie vergessen wird sie die Begleitung eines 35-jährigen Mannes, der an einem Gehirntumor erkrankt war. "Er lag fast nur noch im Bett und konnte nicht mehr sprechen. Ich las ihm aus den Harry-Potter-Romanen vor." Hufschmidt lächelt kurz. "Jeder, der sie gelesen hat, weiß, dass da ganze viele englische Namen vorkommen. Aber ich konnte gar kein Englisch." Ihre Tochter half ihr zunächst dabei, die Namen korrekt auszusprechen. "Später half mir der Patient: Jedes Mal, wenn ich einen Namen richtig aussprach, lächelte er und hob seinen Daumen." Die ehrenamtliche Arbeit, so Hufschmidt, bereichere ihr Leben. "Mehr als Geld es je könnte."

Bettina Ringler-Eggert (53), Pflegedienstleiterin des stationären Hospizes St. Christophorus, betont, dass Schwerstkranke nicht ausgegrenzt werden dürfen. "Eine warme, familiäre Atmosphäre ist unsere oberste Priorität. Die Patienten sollen sich bei uns geborgen fühlen."

(fae)
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