Mönchengladbach Schlug Salafist mit Stock zu?

Mönchengladbach · Karneval 2011 kam es in Eicken zu einer wüsten Schlägerei zwischen Karnevalisten und Salafisten. Seit Mittwoch wird unter strengen Sicherheitsvorkehrungen gegen drei Gladbacher verhandelt. Auch der Salafist Sven Lau erschien.

 Der Salafist (vorne im Bild) im Gericht

Der Salafist (vorne im Bild) im Gericht

Foto: Reichartz

Jede Menge Polizeibeamte vor dem Amtsgericht, jede Menge Bürger auf den Zuschauerbänken — das gibt es wahrlich nicht bei jedem Prozess. Gestern aber war es so, weil dort eine mit Spannung erwartete Verhandlung ihren Anfang nahm: Zwei Karnevalisten und ein Salafist müssen sich unter anderem wegen gefährlicher Körperverletzung, Bedrohung und Sachbeschädigung verantworten. Am Nachmittag des 6. März 2011 waren Karnevalisten, die nach einem Umzug auf dem Heimweg waren, und ein Gruppe Salafisten an der Eickener Straße aufeinandergetroffen. Daraus hatte sich nach gegenseitigen Beleidigungen eine Prügelei entwickelt, bis die Polizei eintraf.

Beschimpfungen und Bedrohungen

Zwei 43 und 29 Jahre alte Angeklagte, die sich aus dem Schützenverein kennen, gaben ohne zu zögern die Anklagevorwürfe zu. Sie seien weder ausländerfeindlich noch rechtsradikal — aber mit den Ideen der radikalen Islamisten seien sie nicht einverstanden. "Wir haben ,Deutschland den Deutschen' und ,Salafisten raus' gerufen", erinnerte sich der Familienvater (43). Dann sei Sven Lau, damals Vorsitzender des mittlerweile aufgelösten salafistischen Vereins "Einladung zum Paradies", mit seiner Familie gekommen und habe mit Worten wie "Scheiß-Nazis" zurück beleidigt. Lau sei mit der Familie ins Haus gegangen. "Ich lief hinterher und trat die Tür ein", so der 43-Jährige. Als er sich entfernen wollte, wurde er von einer Gruppe Salafisten angegriffen. "Ich lag am Boden, auf mich wurde eingetreten", so der Angeklagte.

Lau, der sich gestern als Student vorstellte, bestritt die Nazi-Rufe. Dagegen habe er "Deutschland den Deutschen" schon von weitem gehört. Der 43-Jährige, der als Clown verkleidet war, sei von einigen seiner Glaubensbrüder umgeben gewesen. Er habe dem Clown "wahrscheinlich" auch einen Schlag versetzt, gab Lau zu. Der jüngere Mitangeklagte wurde dann ebenfalls in die Prügelei verwickelt. "Ich werde eure Familie vom Kind bis zum Opa in Brand stecken" — zu dieser Bedrohung hatte sich der 29-Jährige hinreißen lassen. Doch die Karnevalsfreunde entschuldigten sich gestern bei Sven Lau, man gab sich die Hand.

Der angeklagte Salafist (31) hingegen bestritt alle Vorwürfe. Ihn beschuldigte der Staatsanwalt, mit einem weißen Stock auf den 43-jährigen Karnevalisten losgegangen zu sein, als dieser am Boden lag. Er habe weder einen Stock aus seinem Auto genommen noch auch nur einen Schlag abgegeben, sagte der Mann. Aber ein Zeuge war sich sicher, dass einer von "den Männern mit Bart" einen langen Gegenstand hervorholte und auf den Angeklagten, "der am Boden lag", einschlug. Der Kaufmann nannte sogar die Kennzeichen des Fahrzeugs, das dem Salafisten gehört. Im Gerichtssaal zeigte er auf den Angeklagten: "Der ist es, den habe ich schon oft an der Moschee gesehen." Der Prozess wird am 12. Juni fortgesetzt.

(RP/url)
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