Mönchengladbach Sechste Gesamtschule sprengt Haushalt

Mönchengladbach · Statt der ursprünglich geplanten 1,25 Millionen Euro soll die neue sechste Gesamtschule nun plötzlich 8,5 Millionen Euro kosten. Anstelle der teuren Sanierung kann sich die SPD vorstellen, neu zu bauen. Die CDU schließt das nicht aus.

 Die Gemeinschaftshauptschule Aachener Straße ist sanierungsbedürftig.

Die Gemeinschaftshauptschule Aachener Straße ist sanierungsbedürftig.

Foto: Detlef Ilgner

Diese Nachricht sorgt kurz vor den Haushaltsberatungen für reichlich politischen Zunder: Schuldezernent Dr. Gert Fischer informierte gestern Abend den Schulausschuss, dass der Umbau für die sechste Gesamtschule nach der jüngsten Planung satte 8,5 Millionen Euro kosten wird. Grund sei ein Sanierungsstau an den seit Jahrzehnten als Hauptschule genutzten Gebäuden, dessen Ausmaß erst jetzt klargeworden sei. Die Ampel-Kooperation aus SPD, Grünen und FDP hatte 2011 versichert, die sechste Gesamtschule mit zwei Standorten an der Aachener Straße sei für 1,25 Millionen Euro zu haben. Danach hatte es geheißen, nun seien wegen Mängeln im Brandschutz weitere 1,045 Millionen Euro nötig. Die Zahl von 8,5 Millionen ließ quer durch die politischen Lager Kinnladen herunterklappen. "Das ist eine sehr problematische Entwicklung", sagte Ulrich Elsen (SPD), der Vorsitzende des Schulausschusses, der RP.

Wohl wahr. Denn nachdem es zuletzt so ausgesehen hatte, als würde es für den Haushalt, dessen Entwurf Kämmerer Bernd Kuckels am Montag in einer Sondersitzung dem Rat vorstellen wird, noch einmal eine Ampel-Mehrheit geben, ist dies angesichts der Mehrkosten für die Gesamtschule mehr als fraglich. Denn die sechste Gesamtschule war wie die Arcaden einer der heiklen Punkte des Bündnisses. Die FDP stimmte zähneknirschend zu. Nun sagt Nicole Finger (FDP): "Diese Kostensteigerung ist schon mehr als nur erstaunlich." Noch gebe es keine abgeschlossene Meinung innerhalb der FDP dazu.

Noch ein Stück deutlicher wurde die CDU: "Wir haben schon damals bezweifelt, dass die sechste Gesamtschule für so wenig Geld zu haben ist. Dass wir damit in diesem Ausmaß recht behalten haben, ist alles andere als ein Grund zur Freude", sagte Markus Spinnen (CDU) der RP. Die Christdemokraten signalisierten jedoch, dass sie sich bei der Gesamtschuldebatte nicht grollend in die Rechthaber-Ecke zurückzuziehen gedenken. Spinnen: "Auch wenn uns das die Ampel eingebrockt hat, werden wir natürlich konstruktiv an der Lösung des Problems arbeiten — und zwar im Sinne der Schüler, Eltern und Lehrer."

Die dürften sich gleichwohl einige Gedanken machen. Denn dass der achte Jahrgang 2014 von der früheren Gemeinschaftshauptschule Aachener Straße wie geplant in die Katholische Hauptschule Stadtmitte umziehen wird, ist nunmehr alles andere als sicher. Die SPD favorisiert statt der teuren Sanierung einen Neubau. Dazu, wie viel dieser kosten würde, gibt es erste grobe Schätzungen: 11 bis 17 Millionen Euro. Die Varianten will die Verwaltung in vier Wochen vorstellen.

Anders als bei der Stadtbücherei, die das Ampel-Bündnis platzenließ, hält die CDU einen Neubau nicht von vornherein für grob unvernünftig und utopisch — allerdings nicht aus schulpolitischer, sondern aus städtebaulicher Sicht. Denn das Gelände der katholischen Hauptschule Stadtmitte grenzt unmittelbar an das Krankenhaus Maria Hilf an der Sandradstraße. Das wird mittelfristig nicht mehr benötigt, weil die Kliniken Maria Hilf alle Abteilungen an dem Standort Viersener Straße zusammenziehen wollen. Damit entstünde ein Riesenareal, mitten in der Innenstadt, mit Blick auf Abteiberg und Gladbach-Tal. Ob und mit welchen Folgen sich die Stadt einen Neubau der Gesamtschule leisten kann und will, dürfte der Knackpunkt der Haushaltsberatungen der kommenden Wochen werden.

Saniert werden kann auf keinen Fall bei laufendem Betrieb. Für den Übergang könnte das leerstehende Schulgebäude an der Regentenstraße genutzt werden. Angeblich soll es Hinweise aus den Hauptschulen zu den Schäden an den Gebäuden gegeben haben.

(RP)
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