Mönchengladbach Stadt will Toiletten schließen

Mönchengladbach · Gastwirte sollen ihre Klos auch für Nichtkunden öffnen. Dann wären öffentliche Bedürfnisanstalten überflüssig, und die Stadt könnte 75 000 Euro sparen. Vorher soll aber das WC im Volksgarten saniert werden – für 50 000 Euro.

Gastwirte sollen ihre Klos auch für Nichtkunden öffnen. Dann wären öffentliche Bedürfnisanstalten überflüssig, und die Stadt könnte 75 000 Euro sparen. Vorher soll aber das WC im Volksgarten saniert werden — für 50 000 Euro.

Wer in Mönchengladbach mal muss, ist arm dran. Denn erstens gibt es zu wenige öffentliche Toiletten, und zweitens stinken diese in der Regel gewaltig zum Himmel. Sieben Bedürfnisanstalten betreibt die Stadt: eine auf dem Kapuzinerplatz, zwei im Rheydter Stadtwald, je eine am Stakelberg, im Volksgarten (nur bei Veranstaltungen geöffnet) und in Eicken, die allerdings nur an Markttagen zugänglich ist.

Die Stadt möchte sich von den Toiletten trennen, denn der Pflegeaufwand ist hoch. 170 000 Euro kostet die Reinigung der Klos pro Jahr inklusive der drei Reinigungskräfte, die diese Arbeit leisten müssen. 75 000 Euro Einsparungspotenzial weist das Haushaltssicherungskonzept aus, sollten die öffentlichen Anlagen wegfallen. Merkwürdig nur: Vorher soll das kleine Toilettenhäuschen im Volksgarten noch saniert werden — für 50 000 Euro.

Alternativen müssen her

Die Toiletten können nur geschlossen werden, wenn Alternativen da sind. Deshalb soll die Verwaltung prüfen, ob Betreiber von Gaststätten und Geschäften bereit sind, die kostenfreie Nutzung ihrer Toiletten durch Nichtkunden zuzulassen. In diesem Fall würde die Stadt eine Aufwandsentschädigung gewähren. Unter der Bezeichnung "Die freundliche Toilette" wird dieses Modell schon in 60 deutschen Gemeinden und Städten erfolgreich praktiziert.

Stefan Wimmers verfolgt diese Idee seit Jahren. "Die Toilettenbenutzung in Gaststätten und Geschäften sollte ähnlich funktionieren wie in den Autobahnraststätten", sagt der Vorsitzende des Mönchengladbacher Citymanagements. "Die Benutzer würden den Toilettengang bezahlen, den Bon, den sie für den Eintritt erhalten, können sie in den angeschlossenen Geschäften beim Einkauf einlösen."

Er würde die Maßnahme sehr begrüßen, denn "die öffentlichen Toiletten sind nicht zumutbar". Peter Felten, Vorsitzender des Rheydter Citymanagement, findet die Idee von der freundlichen Toilette gut. "Mir ist allerdings nicht klar, wie sie umzusetzen sein soll." Dass sich in der Toilettenlandschaft etwas verändern muss, hält er für dringend geboten. "Ich sehe auf dem Spielplatz vor meinem Geschäft fast täglich, wie Eltern ihre Kinder über die Blumenkübel halten, wenn die mal müssen." Er schlägt vor, sich mit Städten, die bereits die freundliche Toilette anbieten, in Verbindung zu setzen.

Die Leiterin der Selbsthilfegruppe Inkontinenz am Maria Hilf würde es begrüßen, wenn Gastronomen und Händler ihre Toiletten öffneten. "Aber gegen die Schließung der städtischen Toiletten würde ich Sturm laufen", sagt sie. Denn in Mönchengladbach gebe es viel zu wenige öffentliche Klos. Für Inkontinenz-Patienten, die jede Stunde auf die Toilette müssen, sei das eine Katastrophe. "Die gehen nicht mehr aus dem Haus und vereinsamen." Sie habe die Politiker schon oft auf das Problem angesprochen — ohne Erfolg. "Manchmal wünsche ich mir, die würden vorübergehend inkontinent. Dann wüssten die endlich, wovon wir reden."

(RP)
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