Nettetal Sauberkeit ist Sicherheit

Nettetal · Die Stadt startet wieder eine Offensive für mehr Ordnung. Viele Bürger ärgern sich über die Vernachlässigung des Erscheinungsbildes. Sie fühlen sich dadurch unsicher und gefährdet. Die Verwaltung will eine Hotline einrichten.

 Wie hier in Lobberich auf dem Doerkesplatz sieht es überall in der Stadt aus: Abgerissene und überklebte Plakate verschandeln das Stadtbild.

Wie hier in Lobberich auf dem Doerkesplatz sieht es überall in der Stadt aus: Abgerissene und überklebte Plakate verschandeln das Stadtbild.

Foto: Busch

So ziemlich jeder Laternenpfahl und jeder Baum ist heute Werbeträger für alle erdenklichen Botschaften. Carmen schildert mit Pfeilen die Strecke zu ihrer Geburtstagsparty aus, ein Verein wirbt für die Saalveranstaltung, eine Firma macht Reklame — zur Verschönerung eines Ortes tragen Plakate, ob genehmigt oder nicht, inzwischen nicht mehr bei. Im Gegenteil. Nettetal hat sich in einen optischen Müllhaufen verwandelt, zumal Plakate und Hinweisschilder auch Monate später noch hängen, weil sich keiner mehr darum kümmert.

Das ist ist ein Beispiel dafür, warum Stadtverwaltung und Politik jetzt unter dem Stichwort Ordnung und Sauberkeit im öffentlichen Raum die Zügel straffer ziehen wollen. Die Verwaltung hat der Politik jetzt einen Katalog vorgeschlagen, wie künftig mit diesem Thema umgegangen werden soll.

Der in den Augen mancher Bürger sicherlich altmodisch klingende Ruf nach mehr Ordnung und Sauberkeit hat nach dem Eindruck von Christian Stein vor allem etwas damit zu tun, dass sich Bürger zunehmend unsicher fühlen. "Wir dürfen solche Hinweise aus der Bevölkerung nicht abtun, sondern müssen sie ernst nehmen", appellierte der Vorsitzende des zuständigen Fachausschusses an die Kollegen. Der Erste Beigeordnete Armin Schönfelder bat seinerseits die Politik, der Verwaltung "den Rücken frei zu halten" und nicht gleich einzuknicken, wenn die strengeren Regeln umgesetzt werden.

Die Reglementierung ist aus Sicht der Stadt eine Nothandlung. "Wir müssen schon bei kleinen Kindern das Bewusstsein wecken und fördern, dass es bestimmte Regeln im Umgang miteinander gibt", meinte Stein. Wenn Elternhäuser dies nicht leisten wollten, sei das ein Auftrag für Kindergärten und Schulen. Schönfelder räumte ein, dass selbst in der Verwaltung unterschiedliche Meinungen zu einem Regelwerk aufeinanderprallen. Was die eine Abteilung als wichtig einstufe, werde in einer anderen Abteilung ganz anders bewertet. Der jetzt vorgelegte Katalog sei aber zwischen den Dezernaten abgestimmt.

Künftig soll eine Hotline eingerichtet werden, damit Eingaben von Bürgern zentral aufgenommen und verbindlich verarbeitet werden. Die Stadt will in Vereinen und Institutionen darum werben, dass mehr auf Sauberkeit geachtet wird. Die Verwaltung hat es in ihrem Konzept vermieden, das Regelwerk zu überfrachten. Es enthält durchweg Selbstverständlichkeiten, die vielen Bürgern aber abhanden gekommen sind. Die Palette reicht von Problemen mit Hundekot, Schmierereien an Gebäuden und Wartehäuschen, Vermüllung von Freiflächen, illegale Müllablagerungen bis hin zu Verschmutzungen und Vandalismus auf Spielplätzen und Straßen.

Ernüchtert hat den Ausschuss, dass von den aktuell 23 registrierten ehrenamtlichen Verwaltungshelfern, die Missstände melden und Bürger ansprechen, nur fünf bis acht wirklich noch aktiv sind. Die Verwaltung will trotzdem erneut den Versuch unternehmen, Bürger für diese undankbare Aufgabe zu gewinnen.

(RP/rl)
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