Nettetal St. Martin hat's schwer

Nettetal · Sicherheitsauflagen, gestiegene Kosten, weniger Teilnehmer: Für die Organisatoren der 18 Nettetaler Martinszüge wird es immer komplizierter, prächtige Feiern zu bieten. Der erste Martinsverein hat aufgegeben.

 Die Requisiten des St. Martin, der am 11. November seinen Mantel mit einem frierenden Bettler teilt. In den kommenden Wochen wird dieses Schauspiel in Nettetal 18 Mal zu erleben sein.

Die Requisiten des St. Martin, der am 11. November seinen Mantel mit einem frierenden Bettler teilt. In den kommenden Wochen wird dieses Schauspiel in Nettetal 18 Mal zu erleben sein.

Foto: Franz-Heinrich Busch

Wer St. Martin plant, wartet besser nicht nur auf eine milde Gabe. Gerta Peschkes weiß das genau. Sie ist die Vorsitzende des Martinsvereins Lobberich, der im November drei Züge durch den Ortsteil veranstaltet. Und für dessen Mitglieder St. Martin in erster Linie harte Arbeit ist.

Die Kapellen, das Pferd für den Martin, Martinstüten, ein Bastelzuschuss an die Schulen (3,50 Euro pro Kind) und das abschließende Feuerwerk müssen bezahlt werden. "Unterm Strich kosten die drei Züge rund 18 000 Euro", rechnet Gerta Peschkes vor. Geld, das durch Mitgliedsbeiträge und durch Spenden zusammenkommt, die die rund 130 Mitglieder in den vergangenen Wochen mühsam zusammengekratzt haben. Martin ist eben nicht einfach.

18 Züge ziehen in den kommenden Wochen durch die verschiedenen Stadtteile. Einige tausend Kinder werden mit ihren Laternen durch die Straßen ziehen. Doch das Fest wird auch immer komplizierter. Dafür sorgen zum einen die Sicherheitsauflagen der Stadt, die beachtet werden müssen: Zuschauer dürfen die Fahrbahn nicht betreten, die Straßenbeleuchtung bleibt eingeschaltet, auch wenn's im Dunkeln schöner ist.

Der Zug zieht auf der rechten Fahrbahnseite, Zugwegänderungen müssen mit der Polizei abgestimmt werden, und alles Weitere wie Brandschutz und Sicherung des Weges müssen die Veranstalter ohnehin mit Polizei und Feuerwehr absprechen. Allein für den Lobbericher Martinszug der Schulkinder am 8. November mit rund 700 Kindern sind gut 35 Feuerwehrleute und Helfer von den Maltesern und vom Roten Kreuz im Einsatz. Neu ist die Auflage, dass Ordner in gut sichtbaren Warnwesten den Zug an den Seiten absichern müssen. Eine genaue Zahl ist nicht vorgegeben, von "ausreichend Ordnern" ist die Rede.

Aber nicht mehr nur ein Martinszug muss bei der Stadt genehmigt werden: Seit 2011 regelt eine Verordnung über Brauchtumsfeuer ganz genau, wer wann wo ein Martinsfeuer entzünden darf. Und wie es bewacht werden muss. Wer dagegen verstößt, muss mit einem Bußgeld von bis zu 5000 Euro rechnen.

Zu viel für manche Martinsfreunde. Die Nachbarschaft "De Flothenger" beispielsweise hat sich darauf geeinigt, in diesem Jahr erstmals auf einen Martinszug und ein Martinsfeuer zu verzichten. "Die Auflagen sind einfach höher geworden, das war ein Grund für uns. Außerdem sind die Kosten gleich geblieben, aber viele Kinder haben keine Lust mehr, wenn sie älter sind. Deshalb lohnt es sich nicht mehr", sagt Rainer Neveling von den Flothengern. "Das ist schade, aber dafür machen wir eine schöne Feier." In einer Scheune.

(RP/rl)
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