Kreis Viersen Dokumentation in der Kritik

Kreis Viersen · Verantwortliche aus dem Pflegebereich klagen über mangelnde Zeit für die eigentlichen Aufgaben. Schuld sei die immer mehr um sich greifende Pflicht zur Dokumentation. Uwe Schummer sagte Unterstützung zu.

 Vor lauter Dokumentation bleibt oft keine Zeit für die eigentliche Aufgabe, die Pflege. Das weiß auch Artur Krämer, hier am Bett von Hubert Cormaux.

Vor lauter Dokumentation bleibt oft keine Zeit für die eigentliche Aufgabe, die Pflege. Das weiß auch Artur Krämer, hier am Bett von Hubert Cormaux.

Foto: achim Hüskes

Es gibt eine Menge zu tun, packen wir´s an. Oder besser gesagt: Schreiben wir es auf. Denn die vielen Dokumentation und unterschiedlichsten Prüfkriterien sind es, die so langsam die Pflegekräfte in den Senioreneinrichtungen verzweifeln lassen. Denn die dafür notwendige Zeit Zeit geht auf Kosten der eigentlichen Pflege. Ihren Ärger darüber äußerten jetzt etwa 20 Heimleiter des Kreises Viersen, die mit ihren Pflegedienstleitungen ins St. Töniser Antoniuszentrum gekommen waren.

Kopfnicken und Verständnis vorne am Podium, an dem neben dem Bundestagsabgeordneten Uwe Schummer und Robert Pelzer vom Medizinischen Dienst der Krankenversicherung Nordrhein auch Elisabeth Beikirch saß. Sie ist seit nuen Monaten Ombudsfrau zur Endbürokratisierung der Pflege im Berline Gesundheitsministerium. "Um 43 Pflegebedürftige kümmern sich bei uns auf einer Station sechs Pflegekräfte. Zeitlich umgerechnet ist eine volle Kraft nur noch mit den Dokumentationen beschäftigt", sagt die Pflegedienstleiterin des Antoniuszentrums, Christiane Dabels. Und sie nennt als Beispiel die tägliche Körperpflege: "Es reicht schon lange nicht mehr aus, dass wir den Waschvorgang protokollieren. Wir müssen die einzelnen Waschvorgänge genau erfassen, unter anderem mit welchem Produkt und bei welchen Temperaturen die Haare gewaschen werden, sogar nach der stofflichen Zusammensetzung und der Farbe der Waschlappen wird gefragt." Bei all diesen Aufzeichnungen komme das Menschliche viel zu kurz.

"Der Personalschlüssel ist schon seit langem viel zu gering, besonders ärgerlich sind die Doppel-Dokumentation, so zum einen für die Heimaufsicht des Kreises, zum anderen für den MDK", klagte die Leiterin des Anrather St. Josefsheimes, Silvia Küppers. Ein Thema für andere Verantwortliche war auch die geringe Bezahlung der Pflegedienstkräfte. "Ein Windelwechsel bei einem Pflegebedürftigen sollte uns zumindest genau soviel wert sein wie ein Ölwechsel des Autos", sagte auch Schummer ujd klagte darüber, dass zum Beispiel Kfz-Mechaniker viel mehr als das Pflegepersonal verdienen.

Forderung nach Verständnis

"Wir brauchen mehr Transparenz, mehr Verständnis, einheitliche Kriterien und einen gleichen Zeitrhythmus der Prüfungen bei den einzelnen Institutionen", forderte Beikirch und zählte die vielen Prüfinstanzen auf: Allein beim Hygiene-Management müsse man unter anderem gegenüber Heimaufsicht, Medizinischem Dienst, Gewerbe-, Gesundheits- und Veterinäramt die unterschiedlichsten Kriterien erfüllen. Und auch die plötzlichen und unangemeldeten Kontrollen der Prüfinstanzen waren ein Thema. "Dadurch ist am Tag der Prüfung der Tagesablauf im Interesse unserer Patienten nur schwer zu organisieren", meinte die Leiterin der St. Töniser Einrichtung, Jutta Hartmann. Während bei der ambulanten Pflege bald 24 Stunden vorher diese Kontrollen angekündigt werden müssen, fordert auch Beikirch diese Zeitspanne auch bei der stationären Pflege.

(wsc)
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