Sousse Attentäter galt als Vorzeigestudent

Sousse · Der Tunesier studierte Luftfahrttechnik und galt als unauffällig.

Wie ein Surfer trottet Seifeddine Rezgui Yacoubi in schwarzem T-Shirt und schwarzer Badeshorts am Strand von Sousse in Tunesien entlang. Etwa 30 Meter hinter ihm stehen rund ein Dutzend Männer, die wild gestikulieren, einer telefoniert. Doch der 23-Jährige kümmert sich nicht um sie. Er hat seinen Auftrag offenbar schon erfüllt. In der linken Hand hält er einen selbstgebauten Sprengsatz und in der rechten ein Gewehr, mit dem er kurz zuvor auf Touristen geschossen und 38 Menschen getötet hat. Er hat sein Magazin leergefeuert. Wenig später wird er selbst von einem tunesischen Polizisten in einer Nebenstraße unweit des Strands erschossen. Er soll gebetet haben, als zwei Kugeln ihn trafen.

In Yacoubis Heimatdorf Gaafour im Norden Tunesiens ist das Entsetzen über den Terroranschlag besonders groß. Dort hatte ihm niemand eine solche Bluttat zugetraut. Niemand in seiner Familie ahnte etwas von seiner Radikalisierung. Sein Onkel Ali Bin Muhammed Rezgui (70) sagte der britischen "Daily Mail", dass sein Neffe noch am Tag vor den tödlichen Schüssen auf die Touristen bei ihm und seiner Familie zu Besuch gewesen wäre. Man habe im Garten gemütlich zusammengesessen und über sein Leben und sein Studium gesprochen. Nichts hätte auf den bevorstehenden Anschlag oder auf seine Radikalisierung hingedeutet. Er habe sich ganz normal gegeben - auch äußerlich. Er sei ein Breakdancer gewesen und habe Fußball und Musik geliebt, so sein Onkel weiter.

Nach der Schule studierte Yacoubi in Kairou Luftfahrttechnik. Die tunesische Stadt gilt als Hochburg der radikalen Salafisten in Tunesien und liegt nur eine halbe Stunde entfernt vom Anschlagsort Sousse. Tunesiens Premierminister Habib Essid erklärte in einer Stellungnahme: "Er war ein guter Student, der nie Seminare und Vorlesungen geschwänzt hat." Die tunesischen Sicherheitsbehörden gehen davon aus, dass er sich erst in den vergangenen sechs Monaten in Kairou radikalisiert haben muss. Er soll sich zu Beginn des Jahres einer Mudschaheddin-Gruppe um einen Salafisten-Prediger angeschlossen haben, die an der Universität Nachwuchs für die Terrormiliz "Islamischer Staat" rekrutiert. Nach Angaben des tunesischen Innenministerium war Yacoubi vorher nie straffällig geworden. Die Sicherheitsbehörden wussten zwar von seinem Kontakt zu der Mudschaheddin-Gruppe, schätzten ihn aber als "niedrigstufig radikalisiert" ein.

(RP)
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