Der Hingucker auf Möbelmessen: Bepflanzte Bilder Gärtnern in der Vertikalen

Wir sind es gewohnt, Pflanzen in der horizontalen Ebene zu sehen - auf dem Beet und Rasen, dem Balkon, der Fensterbank, vielleicht noch auf einem Regal. Aber es geht auch anders, nämlich vertikal. Kletterpflanzen zum Beispiel wachsen Wände hoch.

Vertikaler Hingucker: Für den Wohnraum eignen sich vor allem bepflanzbare Bilderrahmen.

Vertikaler Hingucker: Für den Wohnraum eignen sich vor allem bepflanzbare Bilderrahmen.

Foto: tmn

Der neue Trend besteht aber darin, Wände so zu gestalten, dass sie den Wurzeln von buschig wachsenden Pflanzen von oben bis unten Halt liefern. Pflanzen werden zum Wandbild. Oder ganze Hausfassaden bekommen eine kuschelig-weiche Oberfläche.

"Die grünen Wände wurden von Patrick Blanc erfunden", berichtet der Buchautor Jean-Michel Groult. Blanc, ein französischer Botaniker und Gartenkünstler, ließ sich von den immer feuchten Felswänden in den tropischen Regionen Südostasiens inspirieren: Sie sind dicht bewachsen. "Aber man entdeckt auch in sehr kalten Regionen natürliche grüne Wände", erläutert Groult. Der Stein ist porös, und Wasser tröpfelt über die Oberfläche.

Diese Bedingungen kann man sowohl auf Außen- als auch auf Innenwände übertragen. Voraussetzung ist ein System, das den Pflanzen an der Wand Halt gibt. Es kann aus gestapelten Töpfen und Drahtkörben, die mit Substrat und Vliesmatten gefüllt sind, oder aus vorgefertigten Platten mit Buchten für die Pflanzen bestehen.

"Je größer das Projekt ist, desto wichtiger ist es, sich an professionelle Raumbegrüner zu wenden", sagt die Gartenbauwissenschaftlerin Christine Volm. Die Pflanzen müssen Halt finden und die Wände die Last tragen können - ein Faktor, der laut Volm unbedingt fachlich beurteilt werden muss.

Und: Ist die Wand zu groß, kann sich Schimmel bilden. "Die Verdunstung ist bei grünen Wänden besonders hoch, weil bei häufig verwendeten Substraten wie Steinwolle etwa 80 Prozent des Wassers über das Substrat verdunstet", erläutert die Planerin für Innenraumbegrünung. Bei Substraten mit einer mineralisch-organischen Struktur ist die Verdunstung geringer.

Für den privaten Bereich empfiehlt Volm, bepflanzte Installationen in der Größe von Bildern an die Wand zu hängen. "Das ist viel attraktiver als ein Verdunster an der Heizung", sagt Volm. Die grünen Wände erhöhen die Luftfeuchtigkeit im Wohnraum.

"Gleichzeitig werden unangenehme Gerüche und Staub absorbiert", erläutert die Buchautorin. Darüber hinaus schluckt die weiche Oberfläche Schall. Aus gestalterischer Sicht mache die Bepflanzung auch Eindruck: "Der Kontakt zu den Pflanzen gibt dem Menschen ein Geborgenheitsgefühl", erläutert Volm.

Jean-Michel Groult: Grüne Wände selbst gestalten: Vertikale Gärten für Ihr Zuhause. Ulmer. 191 S. Euro 11,80, ISBN 978-3-800167432

(RP)
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