Kleve Den Schwan tief im Herzen

Kleve · Seit 1460 thront der Schwan über den Dächern der Stadt: Er ist ihr Wappentier ebenso wie das der Burg, die seinen Namen trägt. Stilisiert ziert der Vogel heute auch die Briefe und den Internetauftritt Kleves.

 Begegnet Bürgern und Besuchern auf Schritt und tritt: Kleves Wappentier.

Begegnet Bürgern und Besuchern auf Schritt und tritt: Kleves Wappentier.

Foto: Gottfried Evers

Wenn sie oben auf dem Turm steht und durch die Fenster hinunterschaut auf die Stadt, ist auf einmal diese Ruhe da, diese Gelassenheit. "Kleve verändert sich, aber die Burg und oben auf ihrer Spitze der Schwan, die bleiben", sagt Stadtführerin Wiltrud Schnütgen. Von hier oben auf dem mehr als 60 Meter hohen Turm, der auf dem Kliff vor der Niederung steht und weit über Wald, Wiesen und die Dächer der Stadt schaut, hat das "Gerüsel" in den Straßen eine andere Dimension. Es ist kleiner, unscheinbarer.

Die Burg ist die Konstante, der Schwan ihr Namengeber, ist Wappentier der Stadt. Über Jahrhunderte. Denn seit 1460 thront der Schwan auf der Burg. Er ist etwas unförmig. Kürzlich hat er ein neues Goldkleid bekommen. Mitsamt einem Ständchen seiner ganz treuen Freunde, den Schwanenfunkern: "Onse Schwoan, dän hätt jonge, wille, wille, wille, wille, wille, wej", tönte damals das alte Willy-Richrath-Lied im besten Bariton von der Turmspitze. Ein Lied, das für die Funker ein Statement ist. Denn ohne Schwan keine Funker, das sagt doch schon der Name, sagt Walther Heicks, Präsident der ältesten Klever Karnevalsgesellschaft in der Stadt. Das weiß gefiederte Tier mit dem eleganten Hals ist immer dabei. 100 Jahre wird der Verein bald alt. Und trägt 100 Jahre den Schwan stolz auf der Mütze, auf den Prunkwagen, auf den Karnevalsorden und tief im Herzen, sagt Heicks. Der Name Schwanenfunker war eine Wortschöpfung von Föns Mostertz, als Kleve nach belgischer Besatzung endlich wieder Karnaval feierte.

Vor 1460 gab es keinen Schwan auf der Burg, erzählt Schnütgen. Da waren die Klever Herzöge ja auch nur Grafen. Erst Adolf griff wieder auf die alte Sage zurück, die in Kleve seit Mitte des 12. Jahrhunderts das Geschlecht der "Herrscher" über die Burg bis auf Gralsritter Lohengrin zurückführte, der in Kleve auch "(H)Elias" genannt wurde. Lohengrin war der Sohn Parzivals, einer der wichtigen Gralsritter. Und Lohengrin zog aus, die Herzogstochter zu retten und für sie in den Ring zu steigen. Er kam in einen Nachen von einem Schwan gezogen und keiner durfte ihn "befragen, wes Herkunft er sei". Eine tolle Sage, passend zur Burg, die am Kermisdal liegt. "Jeder, der eine Führung mitmacht und nach dem Namen der Burg fragt, kennt die Sage", sagt Schnütgen. Lohengrin ist Allgemeingut - vor allem wegen Wagner. Richard Wagner und sein "nie sollst du mich befragen" in einer der wohl bekanntesten Opern überhaupt. Und die spielt für Klever in Kleve - zumal das Haus Kleve mit Burgund liiert war.

Mit Wagner lebte die Sage um Lohengrin wieder auf. Es gab einen Lohengrinbrunnen. Und dann, seit den 1980er Jahren, jenes geniale Stück Klever Schwan mit Lohengrin mitten in der Stadt am Fischmarkt von Bildhauer Karl-Henning Seemann. Ganz nah dran am Bürger - kein Kind der Stadt, das nicht auf den dürren Lohengrin, die dicke Elsa und ihre Kinder geklettert ist. "Der stellt doch Wagner mit einer dicken Sopranistin dar", sagt Schnütgen. In der Herzoggruft der Stiftskirche liegt der Schwan zu Füßen von Arnold von Kleve und Ida von Brabant. Hier sitzt der Vogel schon länger als auf dem Turm, das Grabmal ist von 1330.

Inzwischen ziert das Tier auch als neues Klever Stadt-Wappen die Post. Und nicht nur die: Modern auf wenige Striche reduziert wurde es im Oktober 2017 eingeführt. "Das kommt so gut an, dass wir jetzt den Schwan in unserem Logo und auf unseren Fahrzeugen haben", sagt Jörg Boltersdorf, Sprecher der Stadt.

(mgr)
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