Neuss Jobcenter-Mord: Angeklagter Ahmed S. weint vor Gericht

Neuss · Am zweiten Verhandlungstag im Prozess um den Mord in einem Neusser Jobcenter ist der Angeklagte am Landgericht Düsseldorf mehrfach in Tränen ausgebrochen. Der 52-jährige Ahmed S. weinte, als ein Polizist von seinen Vernehmungen nach der Tat berichtete. Der Angeklagte habe auf ihn einen herzlosen Eindruck gemacht, erklärte der Beamte. Er habe sich mehr um eine kleine Schnittverletzung an seinem Finger als um den Tod der Jobcenter-Sachbearbeiterin gekümmert.

Bei weiteren Zeugenvernehmungen brach der gebürtige Marokkaner am Nachmittag erneut in Tränen aus. Familienangehörige wie seine Mutter, sein Bruder und seine Kinder wurden vom Gericht vernommen. Sie versuchten, ein positives Bild vom Angeklagten zu zeichnen. Der 52-Jährige sei immer ein sehr ruhiger Mensch gewesen, erklärten sein 37-jähriger Bruder und sein 25-jähriger Sohn. Er habe sich stets um eine Arbeitsstelle bemüht. Obwohl er bereits zwölf Jahre in Deutschland sei, habe er große Probleme gehabt, die Sprache zu lernen. "Für Verbrechen und Straftaten hatte er selbst nie Verständnis", berichtete der Bruder. In den Tagen vor der Tat habe S. nicht geschlafen, er habe ihm deshalb helfen wollen. "Ich habe immer wieder im Jobcenter angerufen, um die Sache mit der Datenschutzerklärung zu klären." Er habe aber niemanden erreicht. Wenn sich jemand anderes um den Fall gekümmert hätte oder man zumindest eine Nachricht hätte hinterlassen können, wäre es vermutlich gar nicht zu dem Attentat gekommen, so die Aussage des 37-jährigen Schichtarbeiters.

Der Prozess wird kommende Woche fortgesetzt. Laut Verteidigung will S. dann eine Erklärung abgeben. Ihm droht eine lebenslange Haftstrafe und die Feststellung der "besonderen Schwere der Schuld".

(mape)
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