Schulen in NRW Schulministerin sucht händeringend Lehrer

Düsseldorf · In NRW fehlen Lehrer. Das Land macht deshalb nun ein Angebot: zwei Jahre Grundschule gegen Festanstellung danach.

 Eine Lehrerin gibt Unterricht (Symbolbild).

Eine Lehrerin gibt Unterricht (Symbolbild).

Foto: dpa, fve wst rho

Auf der Suche nach Grundschullehrern geht Nordrhein-Westfalen neue Wege: Ministerin Yvonne Gebauer (FDP) machte am Mittwoch knapp 2400 Lehrern per E-Mail ein Angebot. "Ich bitte Sie zu prüfen, ob Sie sich zu Beginn Ihres Berufslebens eine zweijährige Tätigkeit an einer Grundschule vorstellen könnten", heißt es in dem Schreiben, das unserer Redaktion vorliegt: "Damit würden Sie zur Sicherung des Unterrichts an Grundschulen beitragen." Die Adressaten haben allesamt die Lehrbefähigung für Gymnasium und Gesamtschule, und zwar für eine Kombination der Fächer Deutsch, Englisch, Geschichte und Erdkunde, aber keine Stelle oder kein Stellenangebot.

Gebauers Angebot im Gegenzug: "Sie würden sofort ein Dauerbeschäftigungsverhältnis erhalten mit der Zusage, in zwei Jahren an eine Schule entsprechend Ihrer Lehramtsbefähigung versetzt zu werden" - im Umkreis von 35 Kilometern um die Grundschule. "Dauerbeschäftigung" bedeutet laut Ministerium in der Regel Verbeamtung. Zu Beginn des Grundschuleinsatzes soll es eine Fortbildung geben, "um Ihnen damit den Einstieg an der Grundschule zu erleichtern".

 Yvonne Gebauer (FDP), Ministerin für Schule und Bildung in NRW.

Yvonne Gebauer (FDP), Ministerin für Schule und Bildung in NRW.

Foto: dpa, ve sab

Das Angebot erfolgt unabhängig von der Examensnote. In Nordrhein-Westfalen sind zum neuen Schuljahr allein an Grundschulen 926 Stellen nicht besetzt; hingegen hätten viele Lehrer für Gymnasien und Gesamtschulen keine Stellenangebote bekommen, schreibt Gebauer: "Diese aktuelle Einstellungsperspektive bedauere ich sehr." Kandidaten mit Grundschullehramt sollen für die offenen Stellen aber bevorzugt zum Zuge kommen.

Der Philologenverband und die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) sprechen gleichlautend von einer "Notmaßnahme". GEW-Landeschefin Dorothea Schäfer sagte, das Angebot allein werde das Problem nicht lösen: "Weitere Maßnahmen wie finanzielle Anreize oder ein gut geregelter Seiteneinstieg werden nötig sein." Sie sei zudem skeptisch, was die Teilnehmerzahl angeht: "Vermutlich werden es vor allem Geschichts- und Erdkundelehrer sein" - die hätten auch mit guten Examina schlechte Chancen an Gesamtschulen und Gymnasien. Schäfer forderte, die Fortbildung müsse vor dem Start an der Grundschule liegen - "das ist kein Spielzeugladen, da kann man viel falsch machen". Philologenverbandschef Peter Silbernagel sagte, zwei Jahre an der Grundschule könnten auch den Horizont der Lehrer erweitern.

(fvo)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort