Serie Unser Rhein (Folge 1) Brückenschlag in die Nachbarstadt

Kleve · Von Mündelheim im Duisburger Süden bis ins benachbarte Krefeld-Uerdingen ist es eigentlich nur einen Katzensprung. Doch die beiden Stadtteile sind durch den Rhein getrennt, der hier eine natürliche Stadtgrenze bildet. Wer also von der einen auf die andere Seite möchte, den führt der kürzeste Weg über die Uerdinger Rheinbrücke in die jeweilige Nachbarstadt.

 Vom Mündelheimer Rheinufer aus fällt der Blick auf die Industrie, die sich auf Krefelder Seite am Strom angesiedelt hat.

Vom Mündelheimer Rheinufer aus fällt der Blick auf die Industrie, die sich auf Krefelder Seite am Strom angesiedelt hat.

Foto: Stephan Kaluza/Rheinprojekt-Edition

Offiziell heißt sie heute "Krefeld-Uerdinger Brücke". Unter diesem Namen wird sie auch als Station der Route der Industriekultur geführt. Ihr ursprünglicher Name jedoch war der Zeit geschuldet. Als die Brücke nach dreijähriger Bauzeit am 7. Juli 1936 durch den Reichsminister Rudolf Heß eröffnet wurde, erhielt sie den Namen "Adolf-Hitler-Brücke". Wie alle anderen Duisburger Brücken, wurde die Verbindung zwischen Mündelheim und Uerdingen am Ende des Zweiten Weltkriegs von deutschen Truppen vor den herannahenden Alliierten gesprengt. Im November 1949 konnte mit dem Wiederaufbau der Brücke nach den alten, bei der Firma Stahlbau Rheinhausen noch existierenden Plänen begonnen werden. Am 14. November 1950 wurde die Uerdinger Rheinbrücke wiedereröffnet.

Die ursprüngliche Idee zum Bau der Brücke bestand darin, den linken Niederrhein mit dem Wirtschaftsraum zwischen Düsseldorf und dem Ruhrgebiet zu verbinden. Und im Gunde gilt dies auch heute noch. Die Brücke verbindet aber auch zwei völlig unterschiedlich gestaltete Rheinufer. Im dörflich geprägten Mündelheim, dem südlichsten Stadtteil Duisburgs, nutzen Radfahrer und Spaziergänger die Wege durch den Rheinbogen für Ausflüge. Das einstige große Fischerdorf wandelte sich zudem zu einer landwirtschaftlich geprägten Gemeinde. Die Landwirtschaft spielt bis heute eine wichtige Rolle. Im Dorf gibt es noch einige Bauernhöfe, und Mündelheim ist von drei Seiten von landwirtschaftlichen Flächen umgeben. Auf der Krefelder Seite dagegen spannt sich eine Industriekulisse am Rheinufer entlang.

Auch schon vor dem Brückenbau waren Mündelheimer und Krefelder verkehrstechnisch miteinander verbunden, und zwar durch eine Fährverbindung. Die erste Erwähnung der Fähre zwischen Mündelheim und Uerdingen stammt aus dem Jahr 1659. Die Brücke verdrängte die Fähre, denn nicht nur Autos und Lkw rollen über die stählerne, 860 Meter lange Konstruktion, auch Radfahrer und Fußgänger nutzen die Rheinüberquerung.

"Die Brücke ist insbesondere als Dokument deutscher Geschichte und wegen der baukünstlerischen Auffassung über Harmonie von Natur und Technik bedeutend", heißt es in der Begründung zur Denkmalwürdigkeit. Doch der Denkmalschutz ist inzwischen kein unüberwindbares Hindernis mehr, wenn es um Überlegungen eines möglichen Abrisses geht. Im Zuge des geplanten vierspurigen Ausbaus der B 288 zwischen Mündelheim und Krefeld entpuppte sich die Uerdinger Brücke nämlich als verkehrstechnisches Nadelöhr. Noch allerdings ist in dieser Frage keine Entscheidung gefallen.

(RP)
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