Kommunalwahl 2014 Nach Nazi-Vergleich: AfD Essen feuert ihren Vorsitzenden

Essen · Der Essener Verband der Partei "Alternative für Deutschland" hat sich von seinem Vorstandssprecher Marco Trauten getrennt. Außerdem läuft gegen den 48-Jährigen ein Parteiausschlussverfahren. Trauten hatte auf Facebook die Situation der AfD-Mitglieder im Wahlkampf mit der Verfolgung der Juden durch die Nationalsozialisten verglichen.

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Foto: dpa, Bernd von Jutrczenka

Grund für den Rausschmiss ist ein Beitrag, den Trauten am 1. Mai auf seiner privaten Facebook-Seite veröffentlicht hatte. Darin verglich er die Situation der Mitglieder seiner Partei im Wahlkampf mit der der Juden, die während der NS-Zeit durch die Nationalsozialisten verfolgt wurden. Konkret geht es um diesen Facebook-Beitrag:

Trauten deutete in seinem Text an, dass der Gegenwind, der der AfD im Zusammenhang mit den Demonstrationen zum Tag der Arbeit durch die Antifa entgegenschlug, mit der Verfolgung der Juden während der Nazi-Zeit vergleichbar sei. Dieser Vergleich sei "inakzeptabel", erklärte am Montag der Stadtverband Essen der AfD in einer Pressemitteilung. Man distanziere sich von den Äußerungen Trautens.

Weiter hieß es, die Partei habe bereits am Donnerstag Konsequenzen gezogen und Trauten mit sofortiger Wirkung von seinen Ämtern als Vorstandssprecher des Stadtverbandes und als Vize-Vorsitzender der Partei im Bezirk Düsseldorf enthoben. Außerdem teilte die AfD Essen in ihrer Pressemitteilung mit, dass Trauten in einem Brief an die Zeitung "Jüdische Allgemeine", die vom Zentralrat der Juden herausgegeben wird, für seine Äußerungen um Entschuldigung gebeten habe.

AfD bittet Zentralrat der Juden um Entschuldigung

Bereits am Freitag bat die Bundes-AfD den Zentralrat der Juden in Deutschland offiziell um Entschuldigung für die kritisierten Äußerungen, wie die Nachrichtenagentur KNA mitteilte. Diese Entschuldigung bezog sich allerdings nicht nur auf den Facebook-Beitrag von Trauten, sondern außerdem auf die Äußerungen des AfD-Kommunalpolitikers Bernd Jacks, stellvertretender Vorsitzender der AfD im Kreis Birkenfeld in Rheinland-Pfalz. Er hatte auf seinem privaten Facebook-Account einen Judenstern mit AfD-Zeichen gepostet.

In dem Schreiben, das die Parteispitze in Berlin an den Zentralrat der Juden schickte, heißt es zu den Nazi-Vergleichen unter anderem, dass sie "völlig indiskutabel" seien und "geeignet, die damaligen Geschehnisse zu verharmlosen". Weiter heißt es: "Wir bitten alle unsere jüdischen Landsleute, vertreten durch den Zentralrat der Juden in Deutschland, um Entschuldigung und gleichzeitig um Nachsicht für Menschen, die unverschuldet - wie alle rund 20 000 Parteimitglieder - sich seit Wochen in einer sehr schwierigen Belastung befinden." Auch Parteichef Bernd Lucke distanzierte sich von den Äußerungen seiner Parteimitglieder.

Marco Trauten bleibt allerdings Spitzenkandidat der AfD für die Ratswahl am 25. Mai. Die Listen könnten bis zur Wahl nicht mehr geändert werden, erklärte die Partei. Trautens Nachfolger wird laut Pressemitteilung der AfD Essen der bisherige stellvertretende Sprecher Christoph Wilkes. Er sei in einer außerordentlichen Sitzung am Donnerstag einstimmig zum kommissarischen Sprecher gewählt worden.

(lsa)
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