Voerde Feiertagsbesuch an der Schleuse in Emmelsum

Voerde · Der Wesel-Datteln-Kanal ist rund um die Schleuse Friedrichsfeld in Emmelsum ein wenig verwaist am ersten Weihnachtstag. Ein Schiff hat Schichtleiter Sascha Werner gerade von der Rheinseite hinauf in den Kanal befördert.

Voerde: Feiertagsbesuch an der Schleuse in Emmelsum
Foto: Heiko Kempken

Jetzt fahren noch zwei Schiffe in die Schleuse ein, um Richtung Rhein weiterfahren zu können. "Das sind die Letzten für heute. Wer jetzt noch kommt, muss warten", erklärt der Mann an den Kontrollen der Schleuse. Denn an den Feiertagen ist die Schleuse Friedrichsfeld nicht rund um die Uhr im Betrieb, sondern nur in der Frühschicht. Von 6 bis 14 Uhr können die Binnenschiffer ihren Weg vom Kanal zum Rhein oder in die entgegengesetzte Richtung nehmen. Danach ist Schluss.

Seit 1930 ist die Schleuse im Voerder Ortsteil Emmelsum im Betrieb. Mit 220 Metern Länge, zwölf Metern Breite und einem Fassungsvermögen von 20 Millionen Litern Wasser ist die große Schleusenanlage ein beeindruckendes Bauwerk.

"Es ist zu den Feiertagen auch wesentlich ruhiger als sonst. Viele Binnenschiffer machen über Weihnachten auch Urlaub, wenn es sich einrichten lässt", erklärt Sascha Werner. Er erinnert sich noch an Zeiten, zu denen die Schleuse über die Weihnachtsfeiertage komplett den Betrieb einstellte. Jetzt müssen die Mitarbeiter hier noch zur Frühschicht antreten. "Das ist aber auch in Ordnung. Dann ist man auch noch am Nachmittag zu Hause und kann Zeit mit seiner Familie verbringen", sagt er. Bei dem wenigen Verkehr an der Schleuse geht es in diesen Tagen allerdings auch etwas langsamer zu als im Durchschnitt. "Der Rhein hat niedriges Wasser und damit ist mehr Höhenunterschied zu überwinden als sonst", sagt Werner. "Außerdem fahren die Schiffer dann langsamer in die Anlage und wieder heraus, um nicht die Schiffe oder die Schleuse zu beschädigen." Gut 20 Minuten dauert ein Schleusvorgang vom Kanal in Richtung Rhein. Eine komplette Rotation mit Einfahrt eines Schiffes unten, hochfahren, Ausfahrt oben, Einfahrt oben und abschleusen mit Ausfahrt nimmt so allerdings gut 80 Minuten in Anspruch.

Draußen auf dem Laufweg, der sich als Teil der Schleusenanlage über den Kanal spannt, hat sich eine kleine Schar von Besuchern versammelt. Erwachsene und Kinder blicken auf die Schleusenkammer, in der sich gerade die "Schloss Chambord" und ein weiteres Schiff auf dem Weg vom Kanal nach unten zum Rhein befinden. "Es kommt öfter vor, dass Besucher hier sind. An schönen Sommertagen ist es hier manchmal richtig voll", erzählt Sascha Werner. Doch auch der Besucherandrang lässt an den Weihnachtstagen nach.

Und weil das Schleusen etwas länger dauert, kommen dann doch nicht mehr alle Schiffer, die gern hindurchgewollt hätten, durch die Schleuse. Kapitän Davy van Houte und sein Stellvertreter Leo Save Lkouls vom Tankmotorschiff Einstein müssen auf dem Kanal vor der Schleuse am Ufer festmachen. "Es ist schade, dass wir jetzt nicht weiterfahren können", sagt der Kapitän des Schiffs. Sein Stellvertreter sieht das etwas entspannter. "Dann haben wir nun an Weihnachten zumindest ein wenig Freizeit an Bord."

Gemeinsam mit den anderen beiden Besatzungsmitgliedern der "Einstein" haben die beiden Binnenschiffer schon den Heiligen Abend auf dem Schiff verbracht. "Wir haben mit der ganzen Mannschaft zusammen gegessen. Das kommt selten vor und war etwas Besonderes", erzählt Leo Save Lkouls. Das Festtagsmenü bestand aus gebratenem Hähnchen, Pommes und Salat. "Weihnachten auf einem Schiff ist immer das, was man daraus macht. Aber das ist auch nicht anders, wenn man zu Hause feiert", erklärt Leo Save Lkouls.

Ein wenig festlich geht es an Bord der "Einstein" dann aber doch zu. Im Aufenthaltsraum unter Deck steht ein künstlicher Weihnachtsbaum, geschmückt mit Kugeln, Lametta und Lichterketten. "Manche Schiffseigner dekorieren zum Fest auch das ganze Führerhaus, mit bunten Lichtern", erzählt Leo Save Lkouls. Auf der "Einstein" ist das nicht so. Dafür freut sich die Besatzung auf die Tage nach Weihnachten. "Für uns geht es jetzt zurück in die Heimat und da feiern wir dann Neujahr", sagt Kapitän Davy van Houte. Und lächelt.

(RP)
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