RP-Sommerinterview Ingo Hülser Reden wir doch mal über Viehzucht

Dinslaken · In unserer Serie sprechen unsere Gesprächspartner über Themen, zu denen sie normalerweise nicht befragt werden. Heute erzählt der 42-jährige Ingo Hülser aus Ork, Voerder CDU-Kommunalpolitiker und Deichgräf, von seinem landwirtschaftlichen Nebenerwerbsbetrieb.

 Der Orker Landwirt Ingo Hülser mit seinen Töchtern Maya (11) und Luisa (14).

Der Orker Landwirt Ingo Hülser mit seinen Töchtern Maya (11) und Luisa (14).

Foto: Martin Büttner

Herr Hülser, Sie sind CDU-Kommunalpolitiker, Deichgräf des Deichverbandes Mehrum, und im Hauptjob arbeiten sie als technischer Angestellter bei Siemens - und dann bewirtschaften Sie noch einen Bauernhof. Wie schaffen Sie das?

Hülser Bei Siemens habe ich Gleitzeit, das ist ein großer Vorteil Nach der Arbeit bin ich dann Landwirt. Der Hof wäre im Vollerwerb zu bewirtschaften, ich mache es im Nebenerwerb. Mein Vater ist zum größten Teil im Betrieb, zudem helfen die Nachbarn. Meine Mutter pflegt den Hof und den Bauerngarten, meine Frau erledigt die Buchführung.

Wie groß ist Ihr Betrieb?

Hülser Unser Betriebsschwerpunkt ist die Mutterkuhhaltung. Wir haben 70 Mutterkühe plus Nachzucht, hinzu kommt das Mastvieh, 30 Bullen und 20 Rinder. Zum Hof gehören 65 Hektar Land, davon sind 20 Hektar Ackerland und 45 Hektar dienen als Weidefläche. Jedes Tier, das auf dem Hof geboren wird, verlässt ihn erst, wenn es schlachtreif ist, Bullen nach 18 Monaten, Rinder brauchen etwas länger bis sie ihr Schlachtgewicht erreicht haben, sie sind dann knapp zwei Jahre alt. Die Tiere sind im Winter im Stall, ansonsten auf der Weide. Das Abkalben beginnt im Februar und dauert bis Ende Mai. Im März kommen die Tiere auf die Weide. Die Kälber bleiben bei der Kuh, denn wir melken ja nicht. Ende Oktober, Anfang November werden Kuh und Kalb getrennt und kommen in den Stall. Dann entscheidet sich auch, wer für die Mast oder die Nachzucht eingesetzt wird.

Wieso betreiben Sie gerade einen Mutterkuhbetrieb?

Hülser Ein solcher Betrieb ist nicht so arbeitsintensiv wie Milchviehhaltung, weil nicht morgens und abends gemolken werden muss. Mutterkuhhaltung lässt sich am idealsten mit meinem Hauptberuf vereinbaren. In unserem Raum gibt es wenig Mutterkuhbetriebe, weil diese Arbeit finanziell nicht so ergiebig ist wie Milchviehhaltung.

Wird man zum Bauer geboren?

Hülser Ja. Wächst man in der Landwirtschaft auf, kriegt man irgendwann den elterlichen Betrieb in die Hände gelegt, um ihn zu erhalten. Unser Hof an diesem Standort befindet sich in der fünften Generation in Familienbesitz, und ich würde ihn später gern einer weiteren Generation übergeben.

Wie sind die Aussichten, dass eins Ihrer Kinder den Hof übernimmt?

Hülser Ich habe zwei Töchter. Luisa ist 14 Jahre alt, Maja elf. Meine älteste Tochter hat bereits großes Interesse an der Landwirtschaft. Sie hat den Betrieb längst für sich entdeckt und hilft auch mit, sie packt an, wo sie nur kann und fährt auch Trecker. Die Entscheidung, ob sie den Betrieb irgendwann übernehmen möchte, überlasse ich ihr. Da will ich keinen Druck ausüben.

Sind Sie gelernter Landwirt?

Hülser Nein, als Sohn eines Landwirts bin ich da reingeboren worden und habe von Kind auf im Betrieb mitgearbeitet. Mein Vater riet mir sogar dazu, einen anderen Beruf als den des Landwirts zu erlernen. Das habe ich getan. Der Hof war damals auch nicht groß genug, um zwei Familien zu ernähren. Ich glaube, es war die richtige Entscheidung, erst einmal etwas anders zu lernen.

Welchen Beruf haben Sie gelernt?

Hülser Zerspanungsmechaniker. Später habe ich mich zum Maschinenbautechniker weitergebildet, jetzt arbeite ich als technischer Angestellter.

Was macht eigentlich den besonderen Reiz dieser beruflichen Doppelexistenz aus. Tagsüber Angestellter, nach Feierabend Landwirt?

Hülser Sieben bis acht Stunden täglich übe ich einen reinen Bürojob aus. Danach geht es dann in die freie Natur, um mit den Tieren zu arbeiten - dieser doch krasse Wechsel, das ist mein Ausgleich. Und aus dieser Kombination nehme auch ich die Kraft, meine beiden Berufe auszuüben.

Haben Sie da eigentlich noch Freizeit?

Hülser Zeit bleibt immer über, deshalb bin ich ja auch noch Politiker und Deichgräf.

Sie scheinen mit Ihren Leben und Ihren beruflichen Tätigkeiten zufrieden zu sein.

Hülser Momentan bin ich ganz zufrieden mit den Dingen, wie sie gegenwärtig laufen. Ich werde aber auch nach besten Kräften von meiner Familie unterstützt. Das ist sehr wichtig und gibt mir Kraft. Die Familie steht für mich an erster Stelle. Bei uns funktioniert auch das Zusammenspiel der Generationen, alle verstehen sich gut und halten zusammen.

Haben Sie ein besonderes Verhältnis zu Tieren. Geben Sie ihnen Namen?

Hülser Nein. Ich gebe ihnen keine Namen. Aber ich habe einige Lieblingskühe, die auf der Weide zu mir kommen. Eine innere Verbundenheit besteht aber nicht. Mein Vater hat sicherlich ein innigeres Verhältnis zu den Tieren, weil er den gesamten Tag bei ihnen ist. Ich sehe zu, dass alle Tiere gesund, satt und zufrieden sind - das ergibt dann auch eine gute Mastleistung. Sind die Tiere zufrieden und entspannt, dann strahlen sie etwas Positives aus. Das führt dann auch bei mir zur Ausgeglichenheit.

HEINZ SCHILD FÜHRTE DAS GESPRÄCH

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort