Urteil in Düsseldorf Kommissar von Sex-Vorwurf freigesprochen

Düsseldorf · Weinend vor Erleichterung und mit dem Satz, er sei "18 Monate durch die Hölle gegangen", hat ein Polizeihauptkommissar (58) am Donnerstag auf seinen Freispruch beim Landgericht vom Vorwurf der schweren Vergewaltigung reagiert. Laut Anklage soll er im April 2013 einen 25-Jährigen auf der Wache Oberbilk mit Drohungen zum Oralsex gezwungen haben.

Urteil in Düsseldorf: Kommissar von Sex-Vorwurf freigesprochen
Foto: dpa, mg axs

Nach einem Glaubwürdigkeitsgutachten über den jungen Mann, der damals nur einen Fahrraddiebstahl anzeigen wollte, urteilten die Richter aber "im Zweifel für den Angeklagten". Der 25-Jährige verfolgte das Urteil mit starrer Miene. Die Staatsanwältin, die fast vier Jahre Haft für den Beamten gefordert hatte, will jetzt Revision einlegen.

Die Richter gingen davon aus, dass es zwischen dem Angeklagten und dem 25-Jährigen in der "Ein-Mann-Wache" in Oberbilk "zu einem sexualbezogenen Ereignis" gekommen sei. Das schloss das Gericht auch daraus, dass DNA-Spuren des Angeklagten im Intimbereich des jungen Mannes gesichert wurden und umgekehrt.

Doch dass der Beamte den 25-Jährigen mit der Festnahme (wegen eines Computer-Eintrags) unter Druck gesetzt, ihm bei einem Fluchtversuch gar mit dem Einsatz der Dienstwaffe bedroht und ihn dadurch erst gefügig gemacht habe — daran hegte das Gericht "wegen Abweichungen in der Aussage" des 25-Jährigen "erhebliche Zweifel".

Nach Überzeugung der Kammer, die ihr Urteil ausdrücklich auf das Gutachten einer Psychologin stützte, sei es zum einvernehmlichen, freiwilligen Sex zwischen beiden Männern gekommen. Kurz danach habe der 25-Jährige Anzeige erstattet, "um ein für ihn unerklärliches Geschehen erklärbar zu machen", vermuten die Richter.

In der Aussage des 25-Jährigen gebe es etliche Punkte, die dem Gericht "nicht nachvollziehbar" vorkamen. Dazu zähle auch, dass der 25-Jährige angab, er habe seinen angeblichen Peiniger beim Verlassen der Wache noch umarmt. Der Polizist hatte zu Verhandlungsbeginn im Mai jeden Sexualkontakt zu dem 25-Jährigen bestritten, seine Unschuld beteuert und erklärt, er sei von den Vorwürfen völlig überrascht worden.

Am Donnerstag erklärte das Gericht, es "kann sein", dass der junge Mann in der Wache den Eindruck gehabt habe, er stünde unter Druck und müsse dem Polizisten deshalb sexuell zu Willen sein. Aber eine Bedrohung durch den Beamten sei nicht erwiesen, der Freispruch für den Polizisten erging daher mangels Beweisen.

(wuk)
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