Düsseldorf Die Lage der Mütter wird besser

Düsseldorf · Eine statistische Betrachtung zum Muttertag: Düsseldorferinnen warten lieber länger auf den möglichen Vater ihrer Kinder, können Beruf und Familie etwas leichter verbinden, kennen aber auch einige Dinge, die ausbaufähig sind.

Düsseldorfs Gleichstellungsbeauftragte Elisabeth Wilfart geht vorsichtig davon aus, dass es Müttern in Düsseldorf heute bessergeht als vor fünf Jahren. "Es gibt gute Gründe für Mütter und Familien, sich in Düsseldorf wohlzufühlen. Die Wohnungsknappheit und die hohen Mieten sind zwar gerade für Familien ein Problem. Aber die Betreuungsquote für Kinder ist im NRW- und im Bundesvergleich nicht schlecht, beim Schulausbau reagiert Düsseldorf auf den Bedarf", sagt Wilfart. Das gute Gefühl wird in der kalten Welt der Statistiken bestätigt:

Alter Düsseldorfer Mütter (und Väter) sind bei der Geburt ihrer Kinder heute im Schnitt deutlich älter als vor 20 Jahren. 2015 bildeten die 33- und 34- sowie 32- und 33-Jährigen die beiden am stärksten vertretenen Altersgruppen unter den Müttern - eine gute Nachricht: "Die Werte zeigen, dass sich die Frauen mehr Zeit nehmen, um nach ihrer Ausbildung sich auch beruflich zu etablieren", sagt die Gleichstellungsbeauftragte. "Und sie zeigen, dass sich die Frauen mehr Zeit nehmen, um den Richtigen zu finden, mit dem sie ihr Kind wirklich partnerschaftlich großziehen können." Zugleich verweist Wilfart auf einen gravierenden Unterschied zwischen Müttern und Vätern. Frauen leisten laut Gutachten zum zweiten Gleichstellungsbericht 52,4 Prozent mehr unbezahlte Arbeit, also vor allem Tätigkeiten in und für die Familie.

Ehe Ein Wert im statistischen Jahrbuch wirkt auf den ersten Blick sehr altmodisch. Bei knapp 800 Geburten in Düsseldorf sind die Eltern weniger als ein Jahr verheiratet - das ist der mit Abstand höchste Wert bei den Ehejahren. Das unterstreicht einen gesellschaftlichen Wandel: Zusammenwohnen ohne Trauschein ist heute Alltag, die Paare sind also oft schon länger ein solches, wenn sie die Nachricht erhalten, dass sie Eltern werden. "Der Wunsch, die Beziehung noch einmal zu verfestigen, ist oft schon vorhanden, die Kinder sind dann ein schöner Anlass, diesen Wunsch umzusetzen", sagt Wilfart. Wieder zeige sich, dass die Suche nach einer guten, gleichberechtigten Partnerschaft heute eine größere Rolle spiele.

Alleinerziehende Dass ein klassisches Rollenbild nach wie vor in den Köpfen und in der Realität besteht, zeigt sich, wenn Eltern sich trennen. Von 13.333 Alleinerziehenden in Düsseldorf sind 12.184 Mütter, das sind mehr als 90 Prozent. Und für die Betroffenen gelten die problematischen Bedingungen in verschärftem Maße: die Suche nach einer bezahlbaren Wohnung und der passenden, also flexiblen, Betreuung der Kinder. "Alleinerziehende sind stärker von Armut bedroht und haben schlechtere Möglichkeiten, sich beruflich zu entwickeln und dieser Bedrohung zu entgehen", sagt Wilfart.

Kinderbetreuung Bei den Überdreijährigen liegt die Quote knapp unter 100 Prozent, bei den Unterdreijährigen soll sie bis 2018 auf 47,4 Prozent steigen. Außerdem wächst die Zahl der Betriebskitas, und im Offenen Ganztag wird die Betreuung flächendeckend fortgesetzt. Es hat sich viel getan, nun geht es vor allem darum, flexibler bei den Betreuungszeiten zu werden, um den Wünschen der Mütter (und Väter) besser zu entsprechen.

Zukunft Elternzeit muss für Väter noch attraktiver werden. Elisabeth Wilfart nennt ein anschauliches Beispiel aus Schweden: Wenn dort ein Vater in einem Bewerbungsgespräch sagt, dass er (wie in Deutschland üblich) zwei Monate Elternzeit genommen hat, muss er sich Nachfragen gefallen lassen, warum es denn nur zwei Monate waren.

(hdf)
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